Serge Gnabry wehrt sich Peinlich und jämmerlich
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Zuletzt prasselte viel Kritik auf die Bayern-Stars Leroy Sané und Serge Gnabry ein. Letzterer meinte, diese sei "zu krass" gewesen. War das wirklich so?
Für den FC Bayern läuft es aktuell nach Plan. In der Champions League gewann die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann gegen Paris St. Germain. Auch in der Liga gab es einen Sieg gegen Augsburg (5:3). Danach sprach Bayern-Star Serge Gnabry jedoch die Kritik an seinem Teamkollegen Leroy Sané und ihm selbst an. Beide Spieler wurden wegen ihrer schwankenden Leistungen und ihres Verhaltens zuletzt immer wieder scharf kritisiert. Gnabry sagte bei Sky: "Manchmal finde ich es ein bisschen zu krass. Irgendwann ist es auch genug."
Gnabry sorgte mit seinem Ausflug zur Fashion Week in Paris für Aufsehen. Bei Sané wurde immer wieder über sein Zuspätkommen beim Training gesprochen. Beides passierte, während der deutsche Rekordmeister Ende Januar und Anfang Februar in drei Liga-Spielen in Folge nicht über ein Remis hinauskam. Ein "Bild"-Kommentator schrieb beispielsweise, nachdem beide ihre Stammplätze verloren hatten: "Gnabry und Sané sollten sich schämen."
Ganbry ergänzte nun: "Wenn zwei Leute für eine Serie verantwortlich gemacht werden, macht es für mich nicht den größten Sinn. Aber als Sportler muss man damit umgehen, wenn es einen selbst oder die Mitspieler trifft." Das führt zu der Frage:
War die Kritik an Gnabry und Sané wirklich zu krass?
Ja, es waren unnötige Attacken gegen die Spieler
Die holprigen Zeiten beim FC Bayern scheinen überwunden. Nicht aber die Narben der Kritik, die bei Leroy Sané und Serge Gnaby entstanden sind. Beide Bayern-Stars wurden immer wieder in die Mangel genommen. Vor allem im Fall Gnabry zu Unrecht. Mit "ein bisschen zu krass" bringt der Flügelflitzer es auf den Punkt. Die Attacken waren teils überzogen und in dieser Form unnötig.
Natürlich ist es nicht gut, wenn ein Profi wie Sané mehrfach zu spät zum Training kommt. Das Verhalten muss er ändern. Gnabry war an seinem freien Tag in Paris und musste dafür von allen Seiten einstecken. Es ist Zeit, damit aufzuhören. Denn der Bayern-Spieler hat recht: Es stehen elf Mann auf dem Platz. Eine erfolglose Phase auf zwei Spieler zu schieben, ist absurd.
Es mag schwankende Leistungen gegeben haben, aber: Wo sind die jetzt? Nicht mehr vorhanden. Gnabry schoss gegen Bochum ein Tor. Zudem traf er im wichtigen Königsklassen-Spiel gegen PSG zum 2:0-Endstand. Nach dem Sieg gegen Augsburg lobte Kimmich: "Serge Gnabry und Leroy Sané haben ein super Spiel gemacht." Sie hatten es offensichtlich satt, immer die Sündenböcke zu sein. Das nehmen auch die Teamkollegen wahr.
Kritik muss jeder mal einstecken. Sie bringt einen weiter, wenn sie konstruktiv ist. Fakt ist aber: Hinter jedem Fußballer, der noch so viel verdient, steckt auch ein Mensch. Und den gilt es zu respektieren. So wie jede andere Person auch, die nicht auf dem Fußballplatz steht.
Nein, Sané und Gnabry sind selbst schuld
Wenn es um Vertragsverhandlungen geht, treten sie selbstbewusst als Weltklassespieler auf. Dann heben sie sich auf eine Stufe mit den Allerbesten, bei Bayern waren das in den zurückliegenden Jahren Joshua Kimmich, Manuel Neuer oder vor seinem Wechsel noch Robert Lewandowski. 20 Mio. Euro pro Jahr müssen es schon sein bei diesen Ausnahmekönnern. Pardon, bei Gnabry sind es nur 19 Mio.
Wenn es dann aber um die Beurteilung der Leistung oder des Verhaltens geht, sieht es plötzlich ganz anders aus. Dann darf der Maßstab Weltklasse offenbar keine Rolle mehr spielen. Anders sind die peinlichen und jämmerlichen Aussagen von Gnabry nicht zu erklären.
Sané und Gnabry sind selbst schuld, dass sie in der Kritik stehen. Dabei sind es nicht nur die Leistungen, die wechselhafter sind als das Wetter und sich in den letzten Monaten in einem Dauertief einpendelten. Bei Sané sind 20 Mio. offenbar nicht Anreiz genug, immer pünktlich zur Arbeit zu kommen, Gnabry stellt seine Dekadenz übertrieben zur Schau. Dazu signalisierte die Körpersprache bei beiden wenig Lust. Ja, das grenzte an Arbeitsverweigerung. Das Mindeste, was sie dafür verdient haben, sind klare Worte – von Verantwortlichen, Medien, Fans und Experten.
Beide sind mittlerweile 27 Jahre alt. Wenn sie in den nächsten Wochen nicht die Kurve kriegen, sollte Bayern das Offensivduo verkaufen. Und versuchen, für die Weltklassegehälter auch echte Weltklassespieler zu bekommen.
Wer hat recht?
Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann, der in dieser Woche von Melanie Muschong vertreten wird, wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch auch im Video – am Montag ab 19.30 Uhr im Rahmen der "Sport 1 News" bei Sport 1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de
- Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.