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Europaspiele 2015: Fabian Hambüchen im Interview


European Games in Baku
Hambüchen: "Keiner weiß, was auf uns zukommt"

Von t-online
Aktualisiert am 11.06.2015Lesedauer: 5 Min.
Bei den Olympischen Spielen konnte Fabian Hambüchen bisher Silber und Bronze am Reck gewinnen.Vergrößern des BildesBei den Olympischen Spielen konnte Fabian Hambüchen bisher Silber und Bronze am Reck gewinnen. (Quelle: dpa-bilder)
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Am 12. Juni beginnen in Aserbaidschan die ersten European Games, die "Olympischen Spiele Europas". Mit dabei ist auch Turner Fabian Hambüchen. Im Interview mit t-online.de spricht der Reck-Weltmeister von 2007 über seine Ziele für Baku, seinem Traum von Olympia 2016 und ein mögliches Karriereende.

t-online.de: Herr Hambüchen, die vergangenen Monate verliefen nicht wie geplant. Durch eine Grippe Anfang des Jahres mussten sie einige Wochen pausieren. Sind Sie jetzt wieder bei 100 Prozent?

Fabian Hambüchen: Ja und Nein. Das Ziel ist dieses Jahr die Weltmeisterschaft im Oktober mit der Olympiaqualifikation. Ich bin nicht in schlechter Form, aber da ist noch Luft nach oben. Im Zeitplan für die WM passt das.

Welche Ziele haben Sie für Baku und wie sehen Sie Ihre Chancen?

Es ist ein bisschen schwierig, weil keiner weiß, was auf uns zukommt. Es ist das erste Mal, dass die Europaspiele stattfinden und das Mannschaftsformat ist anders als üblich. Dort sind es Teams aus drei Turnern. Wir sind drei starke Jungs, da kann was gehen. Mit der Mannschaft haben wir sicherlich Chancen, aber es ist eben schwer einzuschätzen. Im Einzel rechne ich mir Chancen am Reck aus.

Was halten Sie von der Idee, die "Olympischen Spiele für Europa", vergleichbar mit den Asienspielen, auszutragen?

Prinzipiell finde ich die Idee super. Man hat schon viel gehört von den Asienspielen oder den Panamerikanischen Spielen. Allerdings passt es in diesem Jahr nicht zu den anderen internationalen Wettkämpfen. Wir Turner haben in die Europameisterschaft, die Universiade, die Weltmeisterschaft und die Europaspiele. Das müsste besser abgestimmt werden. Das Olympia-Gefühl ist ein ganz besonders. Es wäre toll, wenn man das auch auf europäischem Niveau schafft.

Aserbaidschan ist als Ausrichter im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen umstritten. Wie sehen Sie das als Sportler?

Wir fahren da als Sportler hin. Das heißt nicht, dass uns das Land nicht interessiert. Aber wir sind auf den Sport konzentriert und auf den Wettkampf. Aber im Sport selbst haben wir diese Probleme nicht. Wir hoffen aber, dass wir durch den Sport das Land weiterbringen können und ein gutes Vorbild sind. Wir wissen nicht, wie die Politik das dann umsetzt, aber der Sport kann die Politik unterstützen.

Ein großes Ziel für Sie ist Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Im Oktober ist die Qualifikation. Wie laufen die Vorbereitungen?

Ich denke, ich bin im Soll. Grundsätzlich ist aber die Schwierigkeit, dass wir zwei Verletzte haben mit Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider. Wir wollen als Mannschaft weiterkommen und nicht als Einzelsportler. Von daher müssen wir schauen, dass wir bis dahin alle fit sind. Es sind aber noch ein paar Monate, wir können also frohen Mutes sein.

Für Ihren Traum von Rio haben Sie einiges in Ihrem Leben umgekrempelt und auch einen Ernährungsberater engagiert. Wieso?

Ich habe das große Ziel Olympia 2016 und habe gemerkt, dass ich viele Dinge verändern kann und muss, um mein Ziel zu erreichen. Mit dem Ernährungswissenschaftler haben wir schon länger eine Kooperation, aber ich habe das Angebot erst Anfang des Jahres angenommen. Es gibt viele Kleinigkeiten, nicht nur in der Ernährung, die ich noch optimieren kann.

Wie lautet Ihre Karriereplanung über das Highlight Rio 2016 hinaus? Ist ein Karriereende denkbar?

Ich werde mich da nicht festlegen. Vor London habe ich auch gesagt "ich höre auf", aber Sie sehen ja, dass ich weitergemacht habe. Zu der Frage sage ich also lieber nichts und schaue was kommt.

Bei der Turn-EM erlitt die deutsche Mannschaft eine Bruchlandung. Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider fehlten verletzungsbedingt, die beste Platzierung war ein achter Platz von Matthias Fahrig. Wie wichtig sind die Verletzen und wie sehen Sie die Chancen des Teams bis Rio zu alter Form zurückzukehren?

Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider sind unersetzbar. Die brauchen wir auch schon für die Weltmeisterschaft und nicht erst in Rio. Wir müssen uns ja erst einmal qualifizieren, was dieses Jahr schwer genug wird. Ich bin sehr optimistisch, dass wir das hinbekommen und in Rio die fünf besten an den Start bringen. Dann sind wir auch konkurrenzfähig.

Stichwort DTB-Kollegen: Sie waren jahrelang Deutschlands Vorzeige-Turner und Medienstar, zuletzt liefen ihm andere Deutsche, wie Marcel Nguyen, etwas den Rang ab. Wie ist das Verhältnis untereinander?

Marcel und ich verstehen uns gut. Es geht nicht darum, dass wir uns den Rang ablaufen. Wir wollen alle in die Medien um unseren Sport präsentierten. Ich sehe das positiv, wenn auch andere eine gewisse Präsenz haben. Umso mehr Werbung für den Turnsport gemacht wird, desto besser.

Sie sind wieder zurück nach Hause gezogen. Ihr Vater trainiert sie wie eh und je, wie wichtig ist Ihnen das gewohnte Umfeld?

Im Wintersemester habe ich ausgesetzt und bin zurück nach Wetzlar. Jetzt hat sich das wieder geändert. Zum Sommersemester habe ich das Studium wieder aufgenommen und sowohl eine Wohnung in Wetzlar als auch ein Zimmer in Köln. Dadurch bin ich 3-4 Tage zuhause in Wetzlar und den Rest der Woche in Köln. Das funktioniert sehr gut. Aber das gewohnte Umfeld zu haben und dort einen Gang runterzuschalten, vor allem aber auch mal abzuschalten, ist unheimlich wichtig.

In diesem Jahr starten Sie nicht mehr für die KTV Obere Lahn, sondern für die Konkurrenz aus Stuttgart. Wie kam es zu diesem Schritt und sind Sie zufrieden mit Ihrer Entscheidung?

Ich habe angefangen, zu überlegen, wo es mal beruflich hingeht oder wie meine Zukunft aussehen kann. Ich möchte gerne Trainer werden und mit Kindern arbeiten. Die Frage war dann: Wo kann das passieren? Wo gibt es gute Jobangebote? Ich habe Gespräche mit dem schwäbischen Turnerverband geführt, die sehr gut waren und der Verband gab mir positive Signale. Dadurch sehe ich auch meine Zukunft als Trainer in Stuttgart. Der Wunsch war es dann von Seiten des Verbandes, dass ich auch für Stuttgart starte und mich dort einlebe. Der MTV ist so stark aufgestellt, dass es nicht so schwer ins Gewicht fällt wenn ich den einen oder anderen Wettkampf aufgrund der hohen Belastung auslasse und bei der KTV war es enorm wichtig so viel wie möglich mitzumachen.

War der Berufswunsch auch ein Grund, warum Sie im Studium von Sportmarketing auf Sportwissenschaften gewechselt haben? Wie wichtig ist es Ihnen, dieses zweite Standbein für die Zukunft aufzubauen?

Es war schon immer Teil meiner Einstellung, mich nicht auf meinen Namen und meine bisherigen Erfolge zu verlassen. Mir mit dem Studium ein zweites Standbein aufzubauen, war und ist enorm wichtig. Der Wechsel zur Sportwissenschaft hängt mit dem Wunsch des Trainerberufes zusammen und bisher war die Entscheidung dazu richtig.

Das Interview führte Ann-Kathrin Ernst

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