Werners verkorkster Boxing Day
London (dpa) - Diesen zweiten Weihnachtstag wird Timo Werner so schnell nicht vergessen.
Denn sein erster Boxing Day in der englischen Premier League verlief fΓΌr den deutschen Nationalspieler des FC Chelsea so: Auswechselung in der Halbzeitpause. Eine 1:3 (0:2)-Niederlage im Londoner Derby beim FC Arsenal. Und danach noch die wenig schmeichelhafte BegrΓΌndung seines Trainers fΓΌr den frΓΌhen Wechsel: "Heute hat uns Timo mit und ohne Ball nicht genug gegeben", sagte die Chelsea-Ikone Frank Lampard der BBC.
Werner wie auch sein Team stecken in einem Formtief. Der 24-jΓ€hrige StΓΌrmer hat in den vergangenen zehn Pflichtspielen nicht mehr getroffen und nannte einen der GrΓΌnde dafΓΌr schon vor Weihnachten in einem Sky-Interview: "Die Liga ist hΓ€rter, als ich dachte."
Aber auch der FC Chelsea, immerhin Europa-League-Sieger 2019, Pokalfinalist 2020 und Champions-League-Achtelfinalist 2021, hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel gegen eines der ersten neun Teams der Tabelle gewonnen. Selbst gegen den auf Platz 15 abgerutschten Nachbarn reichte es nicht. Denn Arsenal gewann durch die Tore von Alexandre Lacazette (35./Foulelfmeter), Granit Xhaka (44.) und Bukayo Saka (56.) sein erstes Premier-League-Spiel seit dem 1. November. FΓΌr Chelsea traf Tammy Abraham in der 86. Minute, Jorginho verschoss in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter.
"Ich bin sehr, sehr enttΓ€uscht ΓΌber die Art und Weise, wie wir die erste Halbzeit angegangen sind", sagte Lampard. "Es geht nicht um Taktik oder Systeme. Es geht darum, ob die Spieler laufen, sprinten und ihre Teamkollegen unterstΓΌtzen wollen. Oder mΓΆchten sie lieber joggen und sagen: 'Vielleicht muss ich nicht rennen' und dann diese Entscheidung statt der richtigen treffen."
Doch mit Einstellungsfragen allein ist der aktuelle DurchhΓ€nger des FC Chelsea nicht zu erklΓ€ren. So hat Lampard auch mehrere Monate nach ihrer Verpflichtung noch keine passenden Rollen fΓΌr Werner und den zweiten deutschen Nationalspieler Kai Havertz gefunden. Der Neuzugang von Bayer Leverkusen wurde gegen Arsenal erst in der 74. Minute fΓΌr den franzΓΆsischen Weltmeister Nβgolo KantΓ© eingewechselt. "Die Teams, die im Moment gewinnen, gewinnen und gewinnen, haben vor zwei oder drei Jahren noch nicht gewonnen", sagte Lampard. "Das braucht Zeit, und wir sind noch nicht so weit, das ist klar."
Von der Tabellenspitze und dem FC Liverpool sind Werner und Co. weit entfernt. Sieben ZΓ€hler liegt Chelsea hinter dem Titelverteidiger um Trainer JΓΌrgen Klopp. Doch der Meister patzte am Sonntag und kam gegen den Tabellenvorletzten West Bromwich Albion nur zu einem 1:1 (1:0). Mit 32 Punkten fΓΌhren die Reds die Tabelle aber weiter an, drei ZΓ€hler vor dem FC Everton.
Sadio ManΓ© brachte die Klopp-Elf bereits nach zwΓΆlf Minuten in FΓΌhrung. Trotz drΓΌckender Γberlegenheit und vielen Chancen verpasste Liverpool die Entscheidung und wurde von der Mannschaft des neuen Trainers Sam Allardyce bestraft. Nach einer Ecke ging ein Kopfball von Semi Ajayi vom Innenpfosten ins Liverpooler Tor (72.). Zu allem Γberfluss sah Klopp zuvor wegen Meckerns die Gelbe Karte. Ein Pfiff nach einem Liverpool-Foulspiel von Schiedsrichter Kevin Friend sorgte beim deutschen Coach fΓΌr mΓ€chtig Γrger.