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Bob Hanning nach Handball-Triumph der Füchse: Napoleon als stiller Genießer


Füchse Berlin feiern historischen Titel
Aus "Napoleon" wird ein stiller Genießer


Aktualisiert am 09.06.2025 - 15:00 UhrLesedauer: 4 Min.
Bob Hanning: Der Füchse-Boss feierte am Sonntag die erste Meisterschaft der Klubgeschichte.Vergrößern des Bildes
Bob Hanning: Der Füchse-Boss feierte am Sonntag die erste Meisterschaft der Klubgeschichte. (Quelle: Matthias Koch/imago-images-bilder)
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Die Füchse Berlin sind zum ersten Mal in ihrer Geschichte deutscher Meister. Das macht auch den Showman Bob Hanning demütig.

Als auf der Bühne am Badeschiff in Berlin die Spieler der Füchse Berlin noch zu Ballermann-Klängen und unter Feuerwerk tanzen, hat sich Bob Hanning schon etwas zurückgezogen. Abseits des Trubels steht der sonst so extrovertiert auftretende Geschäftsführer des neuen deutschen Handball-Meisters still und einsam an einem Steg und schaut auf die Spree. Sein Spitzname "Napoleon", den er sich aufgrund seines Aussehens und Auftretens eingehandelt hat, scheint in diesem Moment unzutreffend. Eher drängt sich in diesem Moment der mittlerweile schon viel zu oft bemühte Vergleich mit Franz Beckenbauer auf, der nach dem WM-Sieg 1990 als Teamchef der DFB-Elf einsam über den Rasen im Stadio Olimpico von Rom schlich.

Im Jahr 2005 übernahm der heute 57-Jährige als Geschäftsführer beim damals noch Reinickendorfer Füchse genannten Hauptstadtklub. Zwei Jahre später gelang den Füchsen der Aufstieg in die Bundesliga. Es folgten zahlreiche Titel, unter anderem im DHB-Pokal und der European League – und nun, nach 20 Jahren, auch die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte.

Hannings Markenzeichen, der stets bunte Pullover, zeigt an diesem Abend der Meisterfeier einen Fuchs mit einer Krone auf dem Haupt. Für ihn ist es das Ziel einer langen Reise, auch wenn er davon im Gespräch mit t-online nichts wissen will. "Mein Seelenheil hing nie von einem deutschen Titel ab", sagt er. Sein Ziel sei es stets gewesen, Jugendarbeit und Profisport möglichst erfolgreich zu vereinen.

Video | Die wilde Füchse-Party im Video
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Quelle: t-online

Daran geglaubt, dass die Füchse einmal Meister werden, hat er zu Beginn des Projektes jedoch nicht. "Es war nie mein Bestreben, deshalb kann ich nicht sagen, ich habe daran geglaubt", sagt er. Erst in den letzten Jahren sei ihm der Glaube gekommen, dass dieser Titel möglich sei. "Natürlich habe ich davon dann auch geträumt, aber zu den Anfängen nicht", so Hanning.

"60 Minuten brutales Leiden"

Bevor der Traum aber tatsächlich erfüllt war, musste Hanning noch mal leiden. Am Sonntag brauchten die Füchse im Spiel bei den Rhein-Neckar Löwen um DHB-Star Juri Knorr mindestens ein Unentschieden, um Verfolger Magdeburg auf Distanz zu halten. Die Nervosität in Angesicht des möglichen Triumphs war der Mannschaft zunächst aber deutlich anzumerken. Die ganze erste Hälfte lagen sie zurück. In einem Spiel, das Hanning als "Operation an vier Weisheitszähnen ohne jede Betäubungsmittel", "wirklich grausam" und "60 Minuten brutales Leiden" beschreibt, brachten dann aber vor allem die jungen Eigengewächse der Füchse die Wende.

Offensiv verwandelte der erst 22-jährige Tim Freihöfer fast jeden Siebenmeter eiskalt, am anderen Ende brachte der 23-jährige Matthes Langhoff die lange vermisste Stabilität in die Defensive. "Was für eine coole Sau", sagt Hanning über Freihöfer und erinnert sich: Bereits als 14-Jährigen habe er Freihöfer kennengelernt, ihn damals aber noch nicht nach Berlin holen können, "weil er einfach noch Heimweh hatte".

"Wenn du siehst, was heute für ein erwachsener Mann daraus geworden ist, wie eiskalt er die Siebenmeter wirft, dann macht mich das stolz", so Hanning. Dasselbe gelte auch für Matthes Langhoff: "Er hat uns heute das Spiel gewonnen. Er hat im Mittelblock den Rhein-Neckar Löwen den Stecker gezogen und das ist einfach großartig."

In seinem Weg vor allem auf Jugendarbeit zu setzen, sieht sich Hanning deshalb bestätigt: "Titel zu sammeln, habe ich nie als mein Lebenswerk gesehen, sondern die pure Freude daran, diesen Weg gehen zu dürfen", sagt er. "Ich habe das nie gemacht, um jemandem irgendetwas zu beweisen, sondern weil ich einfach mir selbst beweisen wollte, dass man mit harter Arbeit und der Bereitschaft, Risiken zu gehen und junge Menschen zu entwickeln, erfolgreich sein kann."

Das Panini-Album ist noch nicht voll

Dennoch hat der 57-Jährige durchaus auch Gefallen am Titelsammeln gefunden. In seinem "Panini-Album", wie er es nennt, fehlt nun nur noch die Champions League. Die Möglichkeit, diese Lücke zu füllen, haben die Füchse bereits am kommenden Wochenende beim Final Four in Köln. "Natürlich würde ich die Champions League auch noch sehr, sehr gerne gewinnen", so Hanning. Bereits vor einigen Wochen hatte er den Titel großspurig angekündigt.

Während die Partyschlager-Band Malle Anja auf der Bühne bereits zum vierten Mal ihren Hit "Der Zug hat keine Bremse" zum Besten gibt, denkt auch der Füchse-Boss noch nicht daran, die Erwartungen zu bremsen und blickt bereits in die Zukunft. Auf die Frage, ob sein Klub nun auch eine Ära prägen könne, sagt Hanning: "Ich glaube, dass wir nicht schlechter werden und jetzt ist die Frage, ob die anderen besser werden" und betont dann: "Wenn wir gesund bleiben und weiter fokussiert arbeiten, warum sollten wir nächstes Jahr nicht noch mal Deutscher Meister werden?"

Ob es dafür neben Mathias Gidsel, den die Berliner 2022 in einem regelrechten Coup in die Hauptstadt lockten, weitere Superstars braucht, lässt Hanning offen. Er glaubt, dass nicht alle Topstars unbedingt in einer Mannschaft mit Welthandballer Gidsel spielen wollen. "Wir haben gesehen, dass wir nicht jeden Spieler gekriegt haben, und ich bin mir gar nicht so sicher, ob wir vielleicht den ein oder anderen Spieler nicht gekriegt haben, weil Mathias da ist, da er einfach einen gewissen Platz einnimmt", so Hanning. Sein Klub sei durchaus mittlerweile "eine Adresse" im Welthandball geworden. Erzwingen möchte er aber nichts: "Wer bei uns spielen will, kann kommen, und wer nicht will, der soll woanders spielen."

Seine eigene Ära bei den Füchsen wird jedenfalls in drei Jahren enden. Dann plant Hanning, die Geschäftsführung abzugeben. Ein Nachfolger steht bereits bereit: Paul Drux, der schon als Spieler in der Hauptstadt zur Legende und wegen einer schweren Verletzung nach dem letzten Heimspiel der Saison emotional verabschiedet wurde, soll dann in neuer Funktion zu den Füchsen zurückkehren.

Auch das erfüllt Hanning mit Genugtuung: "Wenn ich sehe, dass wir mit Paul Drux auch schon einen Nachfolger bestimmt haben und dass ich wie in allen Lebenssituationen den Anfang und das Ende selbst bestimmen konnte, dann macht das den Tag heute auch noch mal besonders", sagt er und geht dann wieder den Erfolg genießen. Im Gegensatz zur Mannschaft, die es noch in einen Club weiterzieht, aber in seinem eigenen Haus am See und "mit einer schönen Flasche Rotwein".

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen bei der Meisterfeier der Füchse Berlin
  • Gespräch mit Bob Hanning
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