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Schach lernen: Mit diesen zehn Schritten beherrschen Sie das Spiel im Handumdrehen


Experten erklären
Zehn Schritte: So lernen Sie Schach


18.06.2023Lesedauer: 6 Min.
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Packendes Duell bei der Schach-WM in Astana: Der Chinese Ding Liren (li.) gewann gegen Jan Nepomnjaschtschi aus Russland.Vergrößern des Bildes
Packendes Duell bei der Schach-WM in Astana: Der Chinese Ding Liren (li.) gewann gegen Jan Nepomnjaschtschi aus Russland. (Quelle: IMAGO/Sergei Fadeichev)

Zu schwer? Zu kompliziert? Zwei Experten geben Tipps, wie der Start ins Schachspiel gelingen kann – und erklären, was besonders wichtig ist.

Schach in Deutschland? "Oje", antwortete Stefan Kindermann erst vor Kurzem im Interview mit t-online auf die Frage nach der Jugendförderung im Land. Länder wie Indien oder ehemalige Staaten der Sowjetunion seien in diesem Bereich viel weiter, er wünsche sich eine umfangreichere Förderung auch in Deutschland.

Kindermann weiß, worum es geht: Der Schachgroßmeister und Geschäftsführer der 2005 von ihm mitbegründeten Münchner Schachakademie fördert mit der Schachstiftung München sozial benachteiligte Menschen, arbeitet zudem als Keynote-Speaker und Coach.

Gemeinsam mit Professor Robert von Weizsäcker hat Kindermann den "Königsplan" entwickelt, ein Strategiemodell, das auf den Erfolgsstrategien von Schachgroßmeistern basiert und diese Erkenntnisse auf das Berufsleben überträgt.

Zum Thema haben er und seine Kollegin, Schachmeisterin und Mentaltrainerin Veronika Exler, vor wenigen Tagen ein Buch veröffentlicht: "Schachstrategien für Schule und Leben: Der Königsplan für Kinder".

Doch was braucht es, um in den Sport zu finden – altersunabhängig? Was ist beim Einstieg am wichtigsten? Für t-online haben Kindermann und Exler zehn Tipps zusammengestellt, die es auf dem Weg zum Schach-Profi braucht.

Hier erklären sie, was die "drei goldenen Regeln der Eröffnung" sind, was man von Magnus Carlsen lernen kann – und warum man beim Schach auf den Händen sitzen sollte.

  • 1) Die Fitness

"Es geht darum, in bester mentaler und körperlicher Verfassung zu starten", sagt Exler. "Der Grundgedanke ist, vor jeder Herausforderung zuerst auf den eigenen Zustand zu achten – und ihn, falls notwendig, zu verbessern." Ein praktisches Beispiel ist das im "Königsplan" entwickelte "Schach-Yoga". "Die Schachfiguren werden in Yoga-Posen dargestellt", erklärt die Mentaltrainerin weiter. Schach-Yoga eigne sich auch gut für Kinder, um sie spielerisch mit den Figuren vertraut zu machen. "Man spielt die Figuren durch und lernt dadurch auch schon die Bewegungsarten kennen", so Exler.

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  • 2) Das Kennenlernen

Kindermann betont: "Der entscheidende Punkt ist, dass man sich zunächst jede Figur einzeln gründlich anschaut. Beispielsweise kann man mit den Königen alleine schon interessante Übungen und strategische Überlegungen anstellen. Dann kommt der Turm, weil er auch relativ einfach ist, dann König und Turm zusammen, damit kann man dann auch schon Schach und Schachmatt darstellen."

Ziel sei, die Kräfte jeder einzelnen Figur verstehen zu lernen. "Wir raten dazu, erst einmal das ganze Brett leer zu räumen und nur mit den einzelnen Figuren zu üben und zu arbeiten. Erst wenn man alle Figuren kennt, macht es auch Sinn, mit dem ganzen Orchester zu spielen." Exler ergänzt einen Vergleich: "Wenn man eine andere Sprache lernen möchte, muss man ja auch zuerst die Buchstaben lernen." Im Schach könne man sich die Figuren als die Buchstaben, die Regeln als die Grammatik vorstellen, fügt Kindermann hinzu.

  • 3) Die Eröffnung

"Direkt nach dem Kennenlernen der Figuren sollte es ans Erlernen erster Motive gehen", sagt Kindermann. So soll auch der Schach-Wortschatz erweitert werden. Gerade bei Neulingen sei "oft auffällig, dass sie nur mit einer Figur ziehen, weil es übersichtlicher ist. Ich bringe da aber gerne eine Fußball-Metapher: Wenn du nur mit einem Spieler auf dem Feld stehst, der Gegner aber komplett, dann ist relativ klar, wer gewinnt."

Exler erklärt: "Es gibt drei goldene Regeln der Eröffnung. Der erste Punkt wäre: Die Bauern vor König und Dame sollten ins Zentrum, das sind die vier Felder in der Mitte. Es geht dabei vor allem darum, Platz für die anderen Figuren zu schaffen. Ohnehin sollten generell die Figuren in der Mitte positioniert werden, weil sich dann mehr Möglichkeiten für Züge bieten. Der zweite Schritt wäre, Figuren zu entwickeln, im Idealfall zu Beginn Springer und Läufer. Und im dritten Schritt geht es daran, eine Rochade zu machen, also der Zug, in dem König und Turm gleichzeitig ziehen, um den König in Sicherheit zu bringen und den Turm in der Mitte zu positionieren, wo er aktiv in den Kampf eingreifen kann."

  • 4) Die ruhige Überlegung

Kindermann sagt augenzwinkernd: "Beim Schach sollte man auf den Händen sitzen." Es gehe um Geduld. "Gerade bei Anfängern merkt man, dass sie sofort den nächstbesten Zug machen, der ihnen einfällt, dabei aber viele Möglichkeiten übersehen", meint Exler. Zwei Faktoren seien entscheidend: "Durchschnaufen und in aller Ruhe hinschauen", betont Kindermann. "Welche Figuren habe ich? Welche Zugmöglichkeiten habe ich? Wird eine meiner Figuren angegriffen? Kann ich eine Figur des Gegners schlagen? Kann ich 'Schach' sagen?" Die sei auch ganz allgemein eine sehr gute Konzentrationsübung und helfe Kindern, sich zu fokussieren.

  • 5) Die Kraftzüge prüfen

"Kraftzüge sind Züge, die entweder Schach geben, eine gegnerische Figur angreifen oder eine gegnerische Figur sogar schlagen", erklärt Exler. Es sollen im ersten Schritt aktive Züge angedacht werden, also Züge, mit denen gegnerische Figuren gewonnen werden oder das Gegenüber sogar matt gesetzt werden kann.

  • 6) Der Perspektivwechsel

"Dieser Punkt ist besonders auch für Kinder wertvoll", sagt Kindermann. "Damit wird schließlich auch zur Gewaltprävention in sozialen Brennpunkten beigetragen, in denen im Angesicht von Problemen entweder weggelaufen oder zugeschlagen wird. Hier lernt man aber, das Denken und das Wesen des anderen zu respektieren."

Wichtig dabei: das Hineinversetzen in das Gegenüber. Beim Schach müsse bei jedem Zug überlegt werden: "Was ist für den anderen die beste Möglichkeit – und wie kann ich mich darauf einstellen?" Kindermann merkt allerdings an: "Anfänger sollten sich damit nicht zu sehr unter Druck setzen, natürlich braucht es hierzu einen gewissen Erfahrungs- und Wissensfundus, damit das gut funktioniert. Aber die Grundüberlegungen 'Welcher meiner Figuren könnte der Gegner angreifen?' oder 'Wie könnte der Gegner meinen König angreifen?' sollten immer wieder geübt werden."

  • 7) Das Taktik-Training

Ist man dann etwas fortgeschritten, sollte optimalerweise täglich geübt werden, sagt Exler. "Es empfiehlt sich, jeden Tag 15 Minuten lang taktische Übungsaufgaben zu lösen." Es sei besonders wichtig, die grundlegenden Motive im Schach zu lernen. "Gerade mit Taktik werden so viele Partien entschieden."

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Kostenlose Plattformen wie lichess.org oder chessbase.de böten verschiedenste Möglichkeiten zum Training an, sowohl zum Nachspielen als auch zum aktiven Training, inklusive verschiedener Herausforderungen, beispielsweise unter Zeitdruck. "Das sind Aufgaben, die man sich eher als etwas fortgeschrittener Spieler anschauen sollte", merkt Kindermann allerdings an. "Im früheren Stadium sollte man sich mit Taktik-Aufgaben in aller Ruhe beschäftigen. Es ist wichtig zu verstehen, warum die eigene Lösung eventuell mal nicht gestimmt hat."

  • 8) Die Spielpraxis

"Es ist enorm wichtig, regelmäßig selbst Partien zu spielen", sagt Exler. Daher sei es "empfehlenswert, online einige Partien zu spielen. Zu Beginn eher mit längerer Bedenkzeit, beispielsweise mit 15 Minuten pro Partie und Spieler."

Ein Punkt sei dabei besonders wichtig: "Die Partien sollten danach auch analysiert werden, um zu schauen, was man verbessern könnte." Gängige Onlineplattformen bieten Optionen, die Partien ausführlich analysieren zu lassen und aufschlussreiche Ergebnisse zu erhalten, "beispielsweise, wo wirkliche Patzer waren."

  • 9) Die Schach-Geschichte

"Mein Handicap in jungen Jahren war, dass ich, bis ich Großmeister wurde, nie einen Trainer hatte und alles autodidaktisch lernen musste", erinnert sich Kindermann. "Aber das hat total Spaß gemacht – ich habe gut kommentierte Partien nachgespielt. Dazu gibt es jede Menge Bücher, aber natürlich auch Literatur im Internet, Partiesammlungen von Weltmeistern. Vor allem, wenn sie gut kommentiert sind, also beispielsweise die Idee jedes Zuges ausführlich erklärt wird, dann hat man einen tollen Lerneffekt."

  • 10) Das Endspiel

"Das Endspiel ist die Phase im Schach, in der nur noch wenige Figuren auf dem Brett sind", erklärt Exler. "Hier gibt es viele theoretische Aspekte, die man kennenlernen sollte, beispielsweise: Wie spiele ich mit einem Bauern und einem König, damit sich der Bauer in eine Dame umwandeln kann?" Auch hier bietet sich der Blick in die Fachlektüre an.

"Auf den ersten Blick sollte man denken, dass Endspiele leichter sind, weil weniger Figuren auf dem Brett stehen. Aber in der Praxis ist das ein großer Irrtum", ergänzt Kindermann. "Denn die Kraft der einzelnen Figuren wächst enorm bei fast leerem Brett. Gerade Endspiele sind eine besondere Kunst, in denen die Power der einzelnen Figuren besonders hervortritt. Magnus Carlsen ist da herausragend. Selbst gegen stärkste Gegner zaubert er in Endspielen noch Ideen hervor und besiegt sie dann auf magische Art und Weise."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Stefan Kindermann und Veronika Exler
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