t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportMehr SportRadsportTour de France

Tour de France: Rick Zabel über 21. Etappe – wird Sprintern "genommen"


Diskussion um Tour-Finale
"Jetzt wird es ihnen genommen"


Aktualisiert am 25.07.2025 - 12:17 UhrLesedauer: 5 Min.
Jonathan Milan (vorne) und Jordi Meeus: Für die Sprinter läuft die 21. und letzte Tour-Etappe anders ab, als in den Jahren zuvor.Vergrößern des Bildes
Jonathan Milan (vorn) und Jordi Meeus: Für die Sprinter läuft die 21. und letzte Tour-Etappe anders ab als in den Jahren zuvor. (Quelle: IMAGO/Jan De Meuleneir/imago-images-bilder)
News folgen

Die Streckensetzung der Tour de France hat in diesem Jahr Diskussionen ausgelöst, auch aufgrund der Stürze und einer Änderung der 21. Etappe. Das sagt Rick Zabel dazu.

Bereits auf der ersten Etappe der diesjährigen Tour de France musste Olympiasieger Filippo Ganna ("Ineos Grenadiers") nach einem Sturz verletzt aufgeben. Ebenso wie der Schweizer Stefan Bissegger ("Decathlon AG2R La Mondiale"), der sich bei seinem Fall eine Gehirnerschütterung zuzog. Die beiden Rad-Profis blieben mit ihrem Schicksal nicht alleine. Es traf weitere prominente Fahrer wie den Gewinner des Grünen Trikots aus dem Jahr 2023, Jasper Philipsen ("Alpecin-Deceuninck"). Der Sprint-Star musste ebenso sein Tour-Aus verkünden wie einer von Tadej Pogačars ("UAE Team Emirates-XRG") stärksten Helfern.

Loading...

Der starke Bergfahrer João Almeida ist nicht mehr beim Großereignis am Start. Auch der deutsche Rad-Profi Georg Zimmermann musste nach einem Sturz seine Koffer bereits packen. Insgesamt gab es bis einschließlich der zehnten Etappe zwölf Aufgaben. Hinzu kommen weitere Stürze wie der von Benjamin Thomas ("Cofidis") und Mattéo Vercher ("TotalEnergies") auf dem Kopfsteinpflaster beim Bergsprint am Mont Casselauf. Thomas war hängengeblieben und riss seinen Kontrahenten zu Boden.

"Stürze gehören auch dazu"

Ist die Streckensetzung der Tour de France damit gefährlicher als die Jahre zuvor oder erwecken die Stürze einen falschen Eindruck? Dafür lohnt sich ein Blick in das vergangene Jahr – und einer auf das Großereignis aktuell sowie ein Ausblick auf die 21. und letzte Etappe.

t-online hat bei Ex-Radrennfahrer und Experte Rick Zabel nachgefragt, wie er auf die Tour-Streckensetzung in diesem Jahr blickt. Der 31-Jährige erklärt: "Stürze hat es im Radsport schon immer gegeben, und sie gehören auch dazu. Ich finde es dieses Jahr nicht extremer als in anderen Jahren. Aus meiner Sicht ist die Streckenführung daher völlig normal."

Tatsächlich ist in diesem Jahr beispielsweise keine Schotter-Etappe eingeplant gewesen, wie im vergangenen Jahr. 2024 löste die neunte Etappe viele Diskussionen aus, da es eine Gravel-Etappe war. Die Fahrer, die um das Gesamtklassement kämpften, ärgerten sich mächtig. So betitelte Rad-Star Jonas Vingegaard ("Visma | Lesea a Bike") die Etappe damals als "unnötig". Eine Person aus dem Team "Red Bull – Bora – hansgrohe" war zudem in der Netflix-Dokumentation "Im Hauptfeld" zu hören, wie sie sagte: "Die Tour ist ein Zirkus und wir sind die Clowns." Die Sorge der Gesamtklassement-Fahrer und deren Teams war es, die Tour auf dieser Etappe womöglich zu verlieren.

Schotter-Etappe entfachte im vergangenen Jahr Diskussion

Vingegaard selbst hatte mit einem platten Reifen zu kämpfen und musste damals auf das Rad seines Teamkollegen umsteigen. Mit-Favorit Primož Roglič fiel aufgrund der schmalen Einfahrt zur Schotterstrecke zurück, kämpfte sich damals jedoch wieder heran.

Im vergangenen Jahr gab es bei der Tour de France in den drei Wochen insgesamt 29 Aufgaben, dieses Jahr waren es bis einschließlich der zehnten Etappe zwölf. Vor der 18. Etappe waren es schon 22 Fahrer – allerdings sind unter den Aufgaben nicht nur Stürze, sondern auch Einzelschicksale.

Was im vergangenen Jahr die Schotter-Etappe war, waren in diesem Jahr die ersten zehn Etappen. Denn bereits vor Tour-Start meinte Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel: "Wir werden versuchen, zu überleben und die ersten zehn Tage ohne Probleme zu überstehen. Freue ich mich darauf? Nein, aber ich muss sie fahren. Am Ende werden wir sehen, wer das Schlachtfeld ohne Sturz oder Verletzung verlassen hat."

Evenepoel – der die Tour bereits aufgeben musste – war auf der dritten Etappe dieses Jahr selbst in einen Sturz verwickelt. Er kam jedoch mit einem Schrecken davon. Bora-Fahrer Jordi Meeus erlitt Schürfwunden, konnte die Tour jedoch ebenfalls fortsetzen. Ex-Sprinter Caleb Ewan polterte anschließend beim Portal "Wieler Revue", dass die Streckensetzung hätte anders verlaufen müssen. Er kritisierte die Einplanungen von Kurven gegen Ende und meinte: "Mit so einem Finale weiß man, dass es ein Blutbad wird. Hätte man das Ziel nur ein Stück weiter verlegt, hätten sie auf einer Geraden sprinten können."

Vingegaard verärgert über die letzte Etappe

Zwar gab es für die Sprinter in den ersten zehn Etappen reichlich Gelegenheiten, einen Etappensieg zu feiern, eine grundlegende Änderung im Vergleich zu den Vorjahren gibt es dennoch. Und zwar auf der 21. Etappe. Bisher sind die Teams und Fahrer auf der letzten Etappe der Tour gemütlich, teilweise mit einem Sekt in der Hand, nach Paris gefahren. Auf der Champs-Élysées gab es dann einen Sprint um den prestigeträchtigen Sieg. Lediglich im vergangenen Jahr wurde aufgrund der Olympischen Spiele in Paris umgeplant, sodass die letzte Etappe die Profis im Einzelzeitfahren nach Nizza führte. In diesem Jahr haben sich die Tour-Verantwortlichen eine Änderung überlegt.

Die Fahrer müssen zum Ende der 21. Etappe dreimal den Berg Montmartre hochfahren, ehe es auf die Champs-Élysées geht. Sprich: Die Etappe könnte in einem Sprint enden, es könnten aber auch die Ausreißer eine Chance auf den Tagessieg haben. Der Anstieg Montmartre ist kein einfacher, wie sich bereits bei den Olympischen Spielen gezeigt hat. Für ein Sprint-Finish müssten die Sprinter also schnell den Berg hinauf – wofür sie nicht bekannt sind.

Vingegaard meinte daher bereits: "Bei Olympia sah das schön aus. Aber da waren 50 Fahrer zusammen, jetzt sind es 150 im Positionskampf. Das ist keine gute Idee."

Tour-Direktor Prudhomme hält dagegen: "Teil des Sports"

Auch Evenepoel pflichtete damals bei, dass die Änderung die Etappe "unnötig kompliziert" gestalte. Christian Prudhomme, der Direktor der Tour de France, meinte bezüglich der Kritik bei der Nachrichtenagentur AFP nur: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass das ein spektakuläres Finale wird." Er führte jedoch aus, dass er gut mit Kritik umgehen könne.

Prudhomme betonte: "Genauso wie ich verstehe, dass Fahrer nicht begeistert waren, dass wir Kopfsteinpflaster- oder Gravel-Passagen ins Rennen integriert haben." Seine finale Antwort lautet jedoch: "Das ist jetzt Teil des Sports."

Rick Zabel sieht dies jedoch etwas anders. Er erklärt t-online: "Bei der Tour haben die Fahrer 20 Etappen Zeit, die Gesamtwertung unter sich auszumachen. Traditionell war die letzte Etappe immer die Fahrt über die Champs-Élysées. Das plötzlich zu ändern, finde ich schade, denn es gehört auch zur Geschichte dazu. Vor allem auch für die Sprinter, denn das war eigentlich immer die große Sprinter-Etappe, und jetzt wird es ihnen ein Stück weit genommen."

Bisher trägt Jonathan Milan das Grüne Trikot für den besten Sprinter, gefolgt von Tadej Pogačar. Milan, der für "Lidl-Trek" fährt, gewann die 17. Etappe, die über den Col du Pertuis führte. Der Sprinter wurde am ersten Berg der Etappe abgehängt, kam jedoch wieder zurück. Daher sagte er im Anschluss: "Ich bin wirklich glücklich und eigentlich sprachlos. Ich habe die Berge nicht alleine überlebt, ich habe sie nur mithilfe meiner Teamkollegen überleben können. Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier, da wäre ich heute auch wieder an einem der Anstiege abgehängt worden."

Er führte zudem aus: "Wir werden weiterkämpfen für die Zwischensprints, und vielleicht auch für eine Etappe am letzten Tag. Wir werden sehen, wie es läuft." Denn ob die Sprinter dieses Mal zu ihrem Traum-Finish kommen, ist nicht garantiert.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Rick Zabel
  • Eigene Beobachtung der Tour de France

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom