Ein Athlet der Extraklasse Dann würden wir ganz anders über ihn reden
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Armand Duplantis gewinnt beim Stabhochsprung die Goldmedaille und bricht seinen eigenen Weltrekord. Eine beeindruckende Leistung.
An Michael Phelps kommt niemand heran. 23 Goldmedaillen hat der US-amerikanische Schwimmer zwischen 2004 und 2016 gewonnen. Die nächstbesten Athleten folgen mit neun Auszeichnungen. Phelps' Medaillensammlung ist das Zeichen purer Dominanz. Eine Dominanz, die im Spitzensport nur wenige Athleten ausstrahlen.
Armand Duplantis zählt zu diesen wenigen Athleten. Denn der Stabhochspringer springt eigentlich nur gegen sich selbst. Zu sehen war das auch wieder am Montagabend. Während die Konkurrenten aus den USA, Griechenland oder den Philippinen bestenfalls die 5,95 Meter übertrafen, beendete Duplantis den Abend mit einem neuen Weltrekord über 6,25 Meter.
Den vorherigen Rekord hatte Duplantis selbst aufgestellt, und den davor auch, und den davor auch. Insgesamt neunmal stellte der 24 Jahre alte Schwede einen Weltrekord auf. "Mondo", wie er genannt wird, dominiert diese Sportart so sehr, dass seinen Kontrahenten klar ist, dass sie bestenfalls Silber gewinnen können. Wenn Duplantis nicht nur in einer Disziplin antreten würde, sondern wie Phelps in seiner Sportart mehrere Chancen auf Gold hätte, würden wir ganz anders über ihn reden. Nämlich über einen der vielleicht zehn größten Olympioniken der Geschichte.
Was seine Leistung so einmalig macht
Das Aufstellen neuer Rekorde ist das eine. Die Art und Weise eine andere. Denn Duplantis schafft all das, ohne wirklich herausgefordert zu werden. Lionel Messi hatte Cristiano Ronaldo, Roger Federer hatte Rafael Nadal und Steffi Graf hatte Monica Seles.
Während sich in anderen Sportarten Athleten gegenseitig zu Höchstleistungen treiben, hat der Schwede niemanden, der ihm die Stirn bieten kann. Das macht seine Leistung noch besonderer. Sam Kendricks, der Silbermedaillengewinner von Paris, schied nach 5,95 Metern aus und war anschließend damit beschäftigt, das Publikum anzuheizen, während Duplantis auf der Jagd nach einem neuen Bestwert war.
Schon vor drei Jahren in Tokio hatte der Überflieger aus Schweden nach dem Sprung zur Goldmedaille über 6,02 Meter die Latte direkt auf 6,19 Meter legen lassen, um seinen damaligen Weltrekord von 6,18 Metern zu brechen. Sein stärkster Kontrahent damals war "nur" 5,97 Meter gesprungen.
Armand Duplantis ist ein Dominator, der seinesgleichen sucht. Einer, über den in der Rückbetrachtung in 20 Jahren, wenn er wahrscheinlich längst in "Rente" ist, die Leute vielleicht noch mehr reden werden als jetzt. Denn wie gut etwas ist, erkennen Menschen oft erst, wenn es nicht mehr da ist.
- Eigene Beobachtungen