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Fabian Wegmann im Interview: "Der Giro ist viel spannender als die Tour de France"


Ex-Profi Wegmann über den Giro 2018
"Dieses Rennen ist wesentlich spannender als die Tour de France"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

04.05.2018Lesedauer: 3 Min.
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Wer gewinnt den Giro 2018? Für Fabian Wegmann (r.) hat Chris Froome (l.) bessere Karten als Vorjahressieger Tom Dumoulin.Vergrößern des Bildes
Wer gewinnt den Giro 2018? Für Fabian Wegmann (r.) hat Chris Froome (l.) bessere Karten als Vorjahressieger Tom Dumoulin. (Quelle: t-online)

Der Höhepunkt der Radsport-Saison ist die Tour de France. Oftmals viel spannender geht es aber beim Giro d’Italia zu. Für Ex-Profi Fabian Wegmann gibt es noch weitere Gründe, die Italien-Rundfahrt zu verfolgen.

Deutsche Fahrer haben in der langen Geschichte des Giro d’Italia selten die ganz großen Erfolge gefeiert – bis auf Fabian Wegmann. Er gewann 2004 die Bergwertung und hat seitdem ein besonderes Verhältnis zur Italien-Rundfahrt. Für die 101. Giro-Ausgabe, die heute startet, hat der 37-jährige Ex-Profi eine klare Erwartung: "Es wird extrem spannend. In den letzten Jahren wusste man bis zu Schluss nicht, wer gewinnt. Das ist wesentlich spannender als bei der Tour.“

Bei t-online.de analysiert die wichtigsten Themen des Giro 2018. Wegmann über…

… die Strecke 2018:

Los geht es in Israel, mit dem neun Kilometer kurzen Einzelzeitfahren in Jerusalem. Damit startet erstmals eine der drei großen Rundfahrten – Giro, Tour und Vuelta – außerhalb Europas. Nach zwei weiteren Etappen folgt der Transfer nach Italien. Dort stehen mit dem legendären Monte Zoncolan und dem Colle delle Finestre zwei extreme Anstiege auf dem Programm. Gerade die 19. Etappe mit dem Finestre hat es in sich: Es geht hoch auf 2178 Meter – und zwar teilweise auf Schotterpiste. Da wird es sicherlich spektakuläre Bilder geben.

Spannung garantiert außerdem das Wetter. Sowohl beim Start in Israel wie auch in Süditalien werden über 30 Grad Celsius erwartet. Später geht es in die Alpen, wo Schnee liegt. Das ist anders als bei der Tour, wo es zwar Regen, aber keinen großen Schneefall mehr gibt.

Fabian Wegmann
Der gebürtige Münsteraner war zwischen 2002 und 2016 Rad-Profi, fuhr unter anderem für das Team Gerolsteiner und wurde mehrmals deutscher Straßenmeister. 2004 gewann er die Bergwertung des Giro d'Italia. Heute organisiert Wegmann die Deutschland-Tour und arbeitet als TV-Kommentator für Eurosport.

… den Top-Favoriten Chris Froome:

Der Gesamtsieg wird nur über Froome gehen. Als amtierender Tour- und Vuelta-Sieger ist er auf dem Papier der stärkste Akteur und hat mit Sky das beste Team an seiner Seite. Aber: Es sind nur noch acht statt neun Fahrer pro Mannschaft am Start. Deshalb könnte er – gerade in der letzten Woche – von seinen Helfern etwas weniger Unterstützung als sonst erhalten.

… Froomes Konkurrenten:

Im Vorfeld steht hauptsächlich das Duell zwischen Froome und Vorjahressieger Tom Dumoulin im Fokus. Aber davon bin ich nicht ganz überzeugt. Der Franzose Thibaut Pinot ist motiviert und in Form. Hinzu kommt der Italiener Fabio Aru, der nach dem Vuelta-Sieg 2015 unbedingt auch in seinem Heimatland gewinnen will. Besonders gespannt bin allerdings auf Michael Woods. Der war früher 800-Meter-Läufer und hat in den vergangenen drei Jahren auf dem Rad eine wirklich beeindruckende Entwicklung durchgemacht.

… die Doping-Vorwürfe gegen Froome, bei dem 2017 ein überhöhter Wert des Asthmamittels Salbutamol festgestellt wurde:

Froome hat einen Grenzwert überschritten. Es wurde keine komplett verbotene Substanz festgestellt. Es kann sein, dass er nicht zu viel von dem Mittel eingenommen hat, sondern sein Körper dieses einfach anders verarbeitet hat. Letztendlich gibt es aber eine Regel. Die gilt für alle und muss eingehalten werden. Sonst folgen nun einmal Konsequenzen. Ein bisschen bekommt man das Gefühl, dass Froome in diesem Fall einen Bonus beim Radsport-Weltverband besitzt. Für das Image des Radsports wäre es auf jeden Fall sehr schlecht, wenn er nach einem möglichen Giro-Sieg eine Strafe bekäme. Deshalb wäre es schön gewesen, wenn die Entscheidung in diesem Fall früher gefallen wäre.

… die Chancen der deutschen Starter:

Ein absoluter Siegfahrer ist in diesem Jahr nicht dabei. Aber für Tony Martin und Maximilian Schachmann ist ein Etappensieg drin. Gerade dem erst 24-jährigen Schachmann, der mit seinem achten Platz beim Frühjahrsklassiker Flèche Wallonne ein Ausrufezeichen gesetzt hat, traue ich eine Menge zu. Bei Tony Martin muss man dagegen abwarten. Seine Zeitfahrleistungen in dieser Saison waren noch nicht so grandios – da war er bei größeren Rennen nie besser als Platz sechs. Aber als vierfacher Weltmeister weiß er natürlich, wie es geht. Die anderen Deutschen wie Rüdiger Selig und Christoph Pfingsten werden für ihre Kapitäne viel arbeiten müssen. Unter dem Strich würde ich die Chancen auf einen deutschen Etappensieg auf 30 Prozent taxieren.

Lance Armstrong, den wegen Dopings lebenslang gesperrten Ex-Tour-Star, der einen Giro-Besuch plant:

Man kann Armstrong nicht verbieten, sich als Zuschauer an den Streckenrand zu stellen. Er hat mit seiner Einstellung viel kaputt gemacht. Armstrong sagt nach den Doping-Enthüllungen immer noch nicht, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat oder sich nun gegen Doping stark macht. Letztendlich sollte man seinem Giro-Besuch nicht zu große Bedeutung beimessen, vor allem damit die Leistungen der aktiven Fahrer nicht komplett in den Hintergrund geraten.

Mehr zum Giro d'Italia 2018 gibt es auch im sehr empfehlenswerten Podcast des "Cycling Magazine" mit Fabian Wegmann.

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