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Vierschanzentournee: Wellinger mit irrer Leichtigkeit zum Wintermärchen?


Wellingers Auftaktsieg bei Vierschanzentournee
Mit "irrer Leichtigkeit" zum Wintermärchen?

Von sid, ak

Aktualisiert am 30.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Andreas Wellinger: Der 28-Jahre schwebt aktuell auf einer Euphoriewelle. (Quelle: Matthias Schrader)
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Über 20 Jahre warten die deutschen Skispringer auf einen Sieg bei der Vierschanzentournee. Wellinger schickt sich an, das zu ändern. Die Euphorie ist groß, doch er kennt auch die Schattenseiten des Sportlerlebens.

Andreas Wellinger blickte aus tränenfeuchten Augen in den Oberstdorfer Nachthimmel, dann schmetterte er im Chor mit den Teamkollegen die Nationalhymne und verbeugte sich schließlich mit dem Glaspokal in der Hand vor 25.500 jubelnden Fans: Seinen märchenhaften Auftakttriumph bei der 72. Vierschanzentournee kostete der zweimalige Skisprung-Olympiasieger vollends aus.

Nach ganz schweren Jahren hat sich Wellinger am Schattenberg auf bestmögliche Weise endgültig zurückgemeldet und darf nun vom ganz großen Coup träumen.

"Der Weg hierhin war brutal schwer, das macht mich extrem stolz. Es ist mit Abstand mein schönster Sieg. Die Fahnen, die Stimmung, die Kulisse, das ist alles einfach geil", sagte der 28-Jährige sichtlich bewegt, nachdem er dem Riesendruck standgehalten hatte. Wellingers Triumph war zwar bereits der 23. deutsche in der Oberstdorfer Tournee-Geschichte – mit Sicherheit aber einer der emotionalsten.

Wellinger: "Es war eine irre Leichtigkeit da"

"Es ist unfassbar, ich bin megaglücklich. Es war eine irre Leichtigkeit da. Vor diesem Publikum zu gewinnen, ist unglaublich", sagte Wellinger, der 2019 einen Kreuzbandriss erlitten hatte und lange um die Rückkehr zu alter Stärke kämpfen musste. Nach einem Wahnsinnsflug auf 139,5 m hatte der Ruhpoldinger nach dem ersten Durchgang schon geführt. Erneut starke 128,0 m bei weitaus schwierigeren Bedingungen reichten dann, um mit insgesamt 309,3 Punkten den Angriff der brutal starken Ex-Tourneesieger Ryoyu Kobayashi (Japan/306,3) und Stefan Kraft (Österreich/298,9) abzuwehren.

Seit Sven Hannawald vor 22 Jahren hat kein Deutscher die Tournee gewonnen. Wellinger, der von seinen Olympiasiegen 2014 (Team) und 2018 (Einzel) weiß, wie man große Titel holt, hat nun einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zur Nachfolge gemacht. "Dabei liegt mir Oberstdorf am wenigstens", sagte er: "Das Hindernis habe ich jetzt aus dem Weg geräumt. Jetzt wird es aber noch lange kein Selbstläufer."

Horngacher und der Druck

Zweitbester Deutscher war am Freitag der Oberstdorfer Lokalmatador Philipp Raimund als starker Sechster, der mit seinem besten Karriere-Ergebnis seinen großen Klubkollegen Karl Geiger (7.) noch abfing. Senkrechtstarter Pius Paschke kam auf Rang elf. Geiger hatte 2020 den zuvor letzten von nun 23 deutschen Siegen in Oberstdorf gefeiert.

Doch das war an diesem Abend fast nebensächlich, Wellinger überstrahlte alles. "Er ist weltklasse gesprungen", schwärmte Bundestrainer Stefan Horngacher: "Wir sind alle sehr froh, es war reichlich Druck auf dem Pedal."

Wellinger hatte vor zwei Jahren in Oberstdorf noch seinen Tiefpunkt erlebt, als er als 51. in der Qualifikation gescheitert war, Nachwirkungen seiner schweren Knieverletzung. Auch wenn er bereits im Februar erstmals seit fünf Jahren wieder im Weltcup triumphiert hatte, war der Oberstdorf-Sieg nun etwas ganz Besonderes: Nie zuvor in der Weltcup-Ära (seit 1979) hat ein Springer nach einem Kreuzbandriss einen Tournee-Wettkampf gewonnen.

Nächster Prüfstein ist das traditionelle Neujahrsspringen

Mit umgerechnet 1,66 m Vorsprung fährt Wellinger zur zweiten Tourneestation nach Garmisch-Partenkirchen. Dort steht an Silvester die Qualifikation (ab 13.45 Uhr im Liveticker von t-online) und einen Tag später das traditionelle Neujahrsspringen (ab 14.00 Uhr im Liveticker von t-online) an – ein deutscher Springer hat seit Hannawald 2002 nicht mehr in "GAP" gewonnen.

Für Wellinger ist der Sieg in Oberstdorf derweil nur ein kleiner Schritt zum möglichen Tourneetriumph. Bei den vergangenen 25 Auflagen des Klassikers lag nicht einmal die Hälfte der Auftaktgewinner – zwölf – auch im Endklassement vorne.

Noch schlimmer lief es für die DSV-Adler: Zehnmal gewannen sie seit 1992 am Schattenberg, nur Hannawald brachte den Vorsprung ins Ziel.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur SID
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