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David Garrett: "Garrett vs. Paganini" ist makel- aber gefühllos


CD-Kritik: "Garrett vs. Paganini"
Handwerklich makellos, doch ohne echtes Gefühl

Nadja Neqqache / Intro

Aktualisiert am 25.10.2013Lesedauer: 2 Min.
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David Garrett mit "Garrett vs. Paganini".Vergrößern des Bildes
David Garrett mit "Garrett vs. Paganini". (Quelle: Universal Music/dpa-bilder)

"Paganini war ein Revolutionär – und der erste Künstler, der die Geige konzertfähig gemacht hat. Er ist mein großes Vorbild." So äußert sich David Garrett über den Teufelsgeiger Paganini. Doch die Wege großer musikalischer Begabungen können im Himmel oder in der Hölle enden. Erst war Garrett Virtuose, dann Popstar - nun sehnt er sich nach der Klassik und versucht sich dabei an keinem geringeren als dem Geiger aller Geiger.

Nun, Geige spielen kann David Garrett. Daran gibt es keinen Zweifel. In seiner Jugend wollte er sich selbst finden, ging nach New York und studierte bei Itzhak Perlman an der renommierten Juilliard School. Er traf neben Musikstudenten auch auf Schauspieler und Tänzer und lernte durch die gemeinsamen Aufführungen. Inspiriert davon kehrte er als Crossover-Musiker auf die heimischen Bühnen zurück.

Seitdem spielt er Rock, Pop und Filmmusik auf nette, ungefährliche, doch sehr erfolgreiche Art, verleugnet aber auch seine klassischen Wurzeln nicht. Flexibel im Ton, geschmeidig im Rhythmus und befeuert vom Einfallsreichtum vorangegangener Künstler – Garrett verfügt über ein technisches und musikalisches Repertoire, gegen das sich manch anderer Star brav und konventionell anhört. Doch das geniale Gespür für den Aufbau, den Spannungsbogen eines Satzes, seine Variabilität und Spontaneität in der Ton- und Klangfarbe sind verschwunden in den Arrangements seiner vielen Hits.

Vergleich der Wunderkinder

Auf seinem neuen Album "Garrett vs. Paganini" stürzt sich Garrett in die Schlacht großer Violinenkonzerte. Es ist eine Gegenüberstellung zweier großer Violinenvirtuosen. "Garrett vs. Paganini" handelt von der künstlerischen Reflektion Garretts, der sich musikalisch in seinem großen Vorbild Niccolò Paganini spiegelt. Garrett äußert sich zu den Parallelen zwischen sich und Paganini eher unbescheiden: "Wir galten beide als Wunderkinder. Da lastet ein enormer Druck auf einem". Vor allem aber sind die beiden Geiger charismatische Künstler-Persönlichkeiten, die den Begriff der Virtuosität entweder überhaupt erst schafften (Paganini) oder aber neu definierten (Garrett).

Geigerisch gut, musikalisch nichtssagend

Tatsächlich klingt Garretts Spiel auf dem Album eher farblos und nuancenarm. Es scheint, dass die vielen Konzerte mit elektroakustischer Verstärkung seinen Sinn für die in der klassischen Musik so entscheidende Kunst höchstmöglicher, reaktionsschneller Klangdifferenzierung getrübt hätte. Als Garrett Beethovens Violinenkonzert einspielte, technisch gut, emotional eher nichtssagend, war dagegen nichts einzuwenden. Etwas anders ist es, wenn es von einem Stück viele Aufnahmen gibt – darunter solche, die zu den Meisterwerken der auf Tonträger gebannten klassischen Musik gehören.

Genau so verhält es sich mit Garretts neuem Werk. Handwerklich makellos, doch ohne echtes Gefühl. Was er mit "Garrett vs. Paganini" schaffen wollte, nämlich den Sprung zurück von Pop zu Klassik, gelingt ihm nicht. Wer sich seiner gloriosen Wunderknabenanfänge wehmütig erinnert, der bedauerte die Entwicklung zum allgefälligen Popstar sowieso. Aber vielleicht vermag David Garrett ja ein weiteres Mal heilsam zu verschwinden, um dann als geläuterter Violin-Phönix aufzusteigen, der seine ursprünglichen kreativen Energien wieder gefunden hat.

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