Von Ruhm und Finsternis Adel Tawil verarbeitet seine musikalische Vergangenheit
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Als "Kane" wurde Adel Tawil mit The Boyz zu einer Gegenvariante amerikanischer Boy Bands und scheiterte. Am existenziellen Minimum angekommen, traf er Annette Humpe und schlagartig änderte sich sein Leben. Mit Ich & Ich trafen sie den Nerv der Zeit und ihnen gelang der große Charterfolg. Auf seinem ersten Soloalbum "Lieder" verarbeitet Tawil diese kontroversen Zeiten.
Von oben nach ganz unten und zurück: Adel Tawil kann ein Lied davon singen. Oder besser gesagt, ein ganzes Album. Der Aufstieg, Fall und die finanzielle Ausbeutung seitens der Plattenfirma seiner ersten Band The Boyz brachte den Berliner ägyptischer und tunesischer Abstammung an den Abgrund. Nicht nur finanziell, auch psychisch war er am Ende.
Der Besuch seiner zukünftigen Duettpartnerin Annette Humpe in seinem Studio war der Wendepunkt. Sie gab ihm das Selbstvertrauen wieder und überzeugte ihn, es ein letztes Mal zu versuchen. Mit Ich & Ich kamen der Erfolg und die Anerkennung wieder. Adel konnte sich wieder selbst im Spiegel betrachten und mit Stolz auf das Erreichte zurückblicken. Sein Solo-Debüt "Lieder" ist tatsächlich so etwas wie ein Querschnitt seines bisherigen Lebens.
Zusammenfassung seines Lebens
"Manchmal hast du gar nichts mehr, nur noch deinen kleinen Traum…" Adel Tawil beschönigt nichts und geht schon im Eröffnungssong "Immer da" hart ins Gericht mit den Leuten, die ihn in der Vergangenheit ausgenommen und fallen gelassen haben. In der ersten Single "Lieder" hat jede Textzeile einen Bezug zu einer wichtigen Band oder einem bedeutenden Song in Adel Tawils Leben. Von Michael Jackson über Rage Against The Machine bis hin zu dem Kirchenlied "Maria durch ein Dornwald ging". Eine ungewöhnliche Mischung, die jedoch bei näherer Betrachtung und Analyse durchaus ihre Berechtigung hat.
Auch Annette Humpe sind Textzeilen gewidmet, die die Dankbarkeit ihr gegenüber noch einmal hervorheben. Mit Sido und Prinz Pi vereinigt er zwei ehemalige Kontrahenten und singt mit ihnen in "Aschenflug" über die Zerrissenheit, das eigene Scheitern und der daraus resultierende Griff zu Drogen, denen auch Tawil zeitweise verfallen war um sein Elend zu ertragen. Dass auch Caspers neue Single "Im Ascheregen" gewisse Parallelen aufweist, ist nicht verwunderlich. Adel fragte Casper vor geraumer Zeit nach einem Duett, was leider nie zustande kam. Nun gibt es zwei Songs, die eine apokalyptische Endzeitstimmung heraufbeschwören. Stören tut´s keinen.
Angekommen, um zu bleiben
"Lieder" ist eine Reinigung von Adel Tawils Seele. Trotz seiner erst 35 Jahre kann er auf ein bewegtes Leben zurückblicken und erzählt nun auch seinem Publikum davon. Dass das Album stellenweise wie Ich & Ich klingt, dürfte niemanden ernsthaft verwundern. Zudem stellt es keine reine Kopie seiner Hauptband dar. Vielmehr erweitert es die musikalische Bandbreite von Adel Tawil, der nun auch eine Solo-Karriere im Lebenslauf hat. Annette Humpe hat er gedankt und will sie auch weiter nicht missen, aber Tawil ist eben auch Künstler über Ich & Ich hinaus. Das wissen wir jetzt.
