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Kathy Kelly: Warum sie Auftritte ohne ihre Geschwister genießt


Kathy Kelly
"Ich staune, wie viel Energie ich in meinem Alter habe"

InterviewVon M. Bode, M. Trotz, A. Wölk

Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 8 Min.
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Kathy Kelly: Die Musikerin geht nun auf Solotour.Vergrößern des Bildes
Kathy Kelly: Die Musikerin geht nun auf Solotour. (Quelle: imago images / Mandoga Media)

Über zwei Drittel ihres Lebens steht Kathy Kelly auf der Bühne. Die meiste Zeit davon mit ihrer Familie. Aber auch solo ist sie erfolgreich. "Das eine ohne das andere wäre nicht möglich", erzählt sie im Interview mit t-online.de.

Kathy Kelly ist ausgebildete Primaballerina, nahm als Kind Geigen- und Klavierunterricht an spanischen Konservatorien. Als Teenager begann sie mit der ganzen Familie Musik zu machen, um den Lebensunterhalt zu verdienen – zuerst auf der Straße, später in den weltweit größten Konzertarenen. Sie wurde zur Produzentin der Kelly Family. Seit 2001 tritt sie als Solokünstlerin auf und seit 2017 auch wieder gemeinsam mit ihren Geschwistern. In diesem Jahr hat Kathy Kelly ihr erstes deutschsprachiges Soloalbum veröffentlicht. Der Titel: "Wer lacht überlebt" – etwas, das sich die Musikerin selbst zum Motto gemacht hat.

Vom 6. bis zum 19. Oktober ist Kathy Kelly auf ihrer "Meine Lieder – meine Träume"-Tour in ganz Deutschland unterwegs. Sie tritt mit ihrem Repertoire unter anderem in Fulda, Ludwigsburg und Berlin auf. Im Interview mit t-online.de spricht die 56-Jährige über die Vorbereitung auf ein dreistündiges Bühnenprogramm, den Stellenwert von Humor in ihrem Leben und was es für sie bedeutet, ein deutschsprachiges Album gemacht zu haben.

t-online.de: Sie standen in Ihrer Jugend und als junge Erwachsene immer mit Ihrer Familie auf der Bühne. Inwiefern genießen Sie es, auch mal allein aufzutreten?

Kathy Kelly: Ich bin es gewohnt, allein auf der Bühne zu stehen. Seit 2001, also seit fast 18 Jahren, trete ich auch solo auf. Das brauche ich auch – nur mit meiner Familie wäre mir das zu monoton. Die Kombination ist für mich perfekt. Ich genieße beides und ich brauche auch beides. Das eine ohne das andere wäre nicht möglich.

Inwiefern sind Sie vielleicht aufgeregter, wenn Sie allein auf die Bühne gehen?

Wenn ich allein bin, bin ich eher weniger aufgeregt. Mein Publikum ist sehr geerdet. Da kann ich mich besser auf meine Musik und mich selbst konzentrieren. Und ich muss auch fokussierter sein und mehr Ausdauer haben, wenn ich drei Stunden fast durchgehend auf der Bühne stehe. Aber ich bin in meinem eigenen Flow. Mit meiner Familie ist das anders. Wenn wir in der Waldbühne spielen, sind alle aufgeregt. Bei mir allein ist das eher, wenn ich ein neues Programm präsentiere, dann habe ich beim ersten Konzert starkes Lampenfieber – aber das gehört auch dazu. Das ist aber auch gut so. Aber eigentlich bin ich sehr entspannt bei meinen Solokonzerten.

Sie haben gesagt, dass Sie bis zu drei Stunden auf der Bühne stehen. Wie kann man sich darauf vorbereiten?

Ich gehe die Konzerttage sehr gelassen an. Ich frühstücke immer sehr gut, versuche, eine Stunde Sport zu machen, zu schwimmen oder Crosstraining zu machen. Drei bis vier Stunden vor dem Konzert kommt der Soundcheck. Eine Stunde vor dem Konzert ziehe ich mich dann in meine Garderobe zurück, wärme meine Stimme mit ein paar Gesangsübungen auf und hab so meine Rituale. Und dann bin ich es mittlerweile auch einfach gewohnt, so lange auf der Bühne zu sein. Es ist für mich nicht anstrengend. Ich brauche es eher, weil ich sonst so viel überschüssige Energie habe. Das muss irgendwie raus. Ich staune auch tatsächlich selbst, wie viel Energie ich in meinem Alter habe, aber das ist tatsächlich so.

Sie haben gerade von Ihren Ritualen gesprochen. Was machen Sie vor den Konzerten?

Ich muss meine Stimme aufwärmen – eine halbe Stunde bis 40 Minuten, dann organisiere ich mein Make-up, meine Frisur und meine Kleider. Dann mache ich mir einen Ingwertee und gehe meine Songliste noch einmal durch. Eigentlich ziehe ich mich einfach nur zurück. In dieser Phase darf mich auch niemand ansprechen, nur mein Toningenieur und mein Pianist dürfen noch mit mir reden. Alle anderen müssen draußen bleiben. Das klappt aber auch nicht immer. Ich versuche, mich zu fokussieren und meine ganze Energie zu sammeln und dann dem Publikum zu geben. Ich empfinde das als eine Verantwortung. Die Leute haben bezahlt und dafür sollen sie auch alles bekommen, was ich an Energie habe.

Ihr neues, deutschsprachiges Soloalbum heißt "Wer lacht überlebt". Inwiefern stecken darin eigene Erfahrungen?

Ich hatte ein Gespräch mit Uwe Busse, meinem Produzenten. Wir saßen einen Abend auf Mallorca, haben gegessen und dann haben wir darüber gesprochen, was ich alles erlebt habe. Mir ist da aufgefallen, dass mich mein Humor immer über Wasser gehalten hat. Auch, dass ich meinen Humor niemals verloren habe. Daraufhin meinte Uwe, das sei gut, wir sollten "Wer lacht überlebt" zum Thema des Albums machen. Am nächsten Tag haben wir dann das Lied komponiert. Für mich ist der Humor einfach immer eine begleitende Kraft gewesen. Manchmal hatte ich mehr davon, manchmal weniger, manchmal habe ich getrauert – das muss man auch zulassen – man kann ja nicht den ganzen Tag am Lachen sein. Aber ich habe schon versucht, dass mein Humor immer da ist. Das ist mir gelungen und dafür bin ich sehr dankbar.

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Kann man das auch auf die ganze Familie beziehen oder sind Sie diejenige, die für gute Stimmung sorgt?

Gute Frage (lacht). Ich denke, dass ich selbst Humor habe, ich sehe aber auch, dass alle meine Geschwister Humor haben. Wenn ich als Älteste aber sehe, dass die anderen ein bisschen Humor vertragen könnten, dann haue ich auch mal was raus.

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Noch mal zurück zu Ihrem Soloalbum. Wie kam es zu der Entscheidung, eine Platte auf Deutsch rauszubringen?

Das ist eigentlich ein sehr, sehr langer Prozess. Meine ersten deutschen Lieder habe ich schon 1981 aufgenommen. Das war damals eine deutsche Weihnachts-CD, die nie rausgekommen ist, aber sicherlich noch rauskommen wird. Seitdem ich Konzerte mache, gebe ich 60 bis 80 Konzerte im Jahr mit Chören. Viele davon haben mir deutsche Lieder vor die Nase gelegt. Das habe ich sofort gemacht. Ich habe immer wieder deutsche Lieder gesungen, auch Singles auf Deutsch aufgenommen in den letzten zehn Jahren. Außerdem habe ich zwei Opern auf Deutsch gesungen – "Fidelio" von Beethoven und "Venusberg" von Wagner. Von daher wusste ich, ich kann mich jetzt in dieses Fach hineinfinden. Ich kann das, ich bin jetzt bereit.

Als man mich dann gefragt hat, wo ich in meiner musikalischen Karriere die meiste Zeit gelebt habe, wo ich die meiste Zeit verbracht habe, da habe ich selbst gestaunt, als ich gesehen habe, dass ich seit 33 Jahren in Deutschland lebe. Ich bin in Spanien großgeworden, ich habe in Frankreich, in Holland und überall gelebt. Aber hier habe ich die meisten Erfolge gefeiert, über die Hälfte der CDs habe ich hier produziert. Meine musikalische Heimat ist Deutschland geworden. Ich studiere ja hier auch Operngesang auf Deutsch.

Macht es für Sie einen großen Unterschied, auf Englisch oder auf Deutsch zu singen?

Meine Muttersprache ist Englisch und Spanisch. Ich bin nicht wie meine anderen jüngeren Geschwister hier groß geworden. Ich kann auf Englisch und Spanisch direkt etwas raushauen, aber Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Ich bin schon sehr lange hier, aber es kostet mich doch mehr Überwindung als Englisch und Spanisch.

Sie treten viel in Kirchen auf: Was bedeutet Ihnen der Glaube?

Ich bin sehr vorsichtig mit Glaubenssachen. Das ist Privatsache. Ich bin Künstlerin, meine Kunst soll im Vordergrund stehen. In einer Kirche hat man einen wunderschönen Rahmen, es ist eine Art von respektvollem Ort. Aber ich nutze nicht meine Kunst, um Glauben zu verbreiten. Das ist nicht meine Aufgabe, ich bin kein Missionar, ich bin kein Priester. Ich bin Sängerin. Aber der Klang in einer Kirche ist super. Du kannst da eine Arie singen ohne Mikrofon, das geht bis in die letzte Ecke. Sowas kann man in einer Halle nicht machen. Ich staune auch jedes Mal darüber, wie schön Kirchen sind. Jede Kirche ist anders.

  • Gewinnspiel: Meet-and-Greet mit Kathy Kelly

Was machen Sie gern abseits von der Musik? Wie bringen Sie sich runter nach einem Konzert?

Ich lese sehr viel – historische Bücher, Geografie, Philosophie, Krimis, Psychologie. Ich gehe aber auch sehr viel in die Natur, gehe gern schwimmen, mag Pferde. Ich bin sehr naturverbunden. Ich bin früher viel geritten und fange jetzt langsam wieder an. Ich träume von dem Tag, an dem ich mir ein Pferd kaufe. Da muss ich jetzt lachen, weil mein Sohn das nicht glaubt. Aber ich mache das. Ich glaube, wenn man Träume hat, muss man einfach dran bleiben.

Was beschäftigt Sie sonst gerade privat, was in der Welt passiert. Was geht Ihnen nahe, worüber denken Sie viel nach?

In letzter Zeit denke ich: Puh, hier passiert etwas. Ich habe mich da auch an unser Lied "When the Last Tree Has Been Taken" erinnert. Ich finde es sehr positiv, dass sich die jungen Menschen für die Umwelt engagieren, dass ein Bewusstsein dafür geschärft wird. Ich werde in den nächsten zwei, drei Jahren auch versuchen, mir ein bisschen Land zu kaufen, mein eigenes Gemüse anzubauen. Das erdet mich einerseits, andererseits denke ich, man muss nicht nur darüber sprechen, sondern auch selber aktiv werden. Beispielsweise selbst etwas anbauen, auf dem Balkon oder der Dachterrasse. Ich finde es sehr positiv, dass die jungen Leute lauter werden, es ist deren Welt, die sie von uns erben. Ich glaube, wir haben alle eine Aufgabe, für uns selbst zu gucken, wo bleiben wir geerdet, was mache ich mit, was nicht? Das ist ein bisschen anstrengend. Aber wir sind alle im selben Boot.

Sie haben kürzlich ein Wohltätigkeitsprojekt für gehörlose Waisenkinder in der Ukraine unterstützt. Was liegt Ihnen noch am Herzen, für das Sie sich gern mal einsetzen würden?

Alles, was bedürftige Kinder angeht. Wo ich weiß, dass das Geld eins zu eins zu ihnen geht, wo ich weiß, dass mein Einsatz ihnen viel Motivation gibt. Das mache ich gern, wenn ich Zeit habe. Das heißt, Therapien für Kinder mit Musik, Theater oder Sportförderung. Wo man weiß, es hat einen langanhaltenden Effekt auf die Kinder.

Kleiner Themensprung: Ihre Schwester Maite hat schon mal bei "Lets Dance" mitgemacht. John war Kandidat bei "Dancing on Ice". Wie sieht es bei Ihnen aus, Sie haben ja früher auch getanzt? Werden Sie auch mal bei so einer Show mitmachen?

Ich könnte mir das vorstellen, wenn ich die Zeit hätte. Aber ich bin so beschäftigt mit meiner Musik. Wer weiß, vielleicht in drei Jahren, wenn ich dann nicht zu alt bin. Meine Beine müssen das mitmachen.

Sie haben einen 26 Jahre alten Sohn. Er ist einer der wenigen Kellys, der nicht in der Öffentlichkeit steht.

Mein Sohn hat selbst entschieden, was er macht. Er wollte nie in der Öffentlichkeit sein. Er geht seinen Weg, das war seine Entscheidung. Ich bin stolz, dass er macht, was er will, und froh darüber. Ich bin der Meinung, dass Kinder selbst entscheiden sollten, was sie machen wollen, was ihnen liegt. Meine Aufgabe als Mutter ist es, das zu unterstützen.

Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?

Ich sehe meinen Sohn sehr oft, wir haben ein sehr gutes Verhältnis.

Wie findet er Ihre Musik? Hört er sie, gibt er Ihnen Feedback?

Er äußert sich eigentlich nicht so zu meiner Musik, außer er will, dass ich ein bisschen moderner werde. Das Einzige, was er zu meiner neuen Platte gesagt hat, war: Es sind gute Lieder, Mama, aber du musst ein paar Rhythmen etwas moderner machen. Wie Remixe. Er meinte, ich müsste ein paar moderne DJs reinholen. Ansonsten ist er sehr stolz, ja.

Wenn ich allerdings Opern singe, hat er nichts zu sagen. Dann guckt er nur mit offenem Mund. Dann hat er Respekt, keine Kritik, sagt nichts. Da ist er still.

Vielen Dank für das Interview, Frau Kelly.

Gewinnen Sie hier ein Meet-and-Greet mit Kathy Kelly in einer Stadt Ihrer Wahl.

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