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Präsident ohne Pop: Kaum einer singt für Donald Trump


Präsident ohne Pop
Kaum einer singt für Donald Trump

Von dpa
24.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Neil Young 2016 beim Roskilde Festival.Vergrößern des BildesNeil Young 2016 beim Roskilde Festival. (Quelle: Nils Meilvang/epa/dpa./dpa)
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Berlin/Charlotte (dpa) - Wird Donald Trump sich trauen, doch wieder Neil Youngs "Rockin' In The Free World" spielen zu lassen? Beim viertägigen Parteitag der Republikaner in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina dürfte dieser Tage auch der Folkrock-Veteran die Ohren spitzen.

Denn der 74-jährige Sänger und Gitarrist mit dem "Heart Of Gold" hat Klage gegen das Trump-Team eingereicht, weil es seine Lieder im Wahlkampf wiederholt nutzte.

Bei Trumps zweiter "Krönungsmesse" nach 2016 wird Young den Freiheitssong erst recht nicht hören wollen. Dabei ist der Mann im Weißen Haus nach Worten seines früheren Kampagnenmanagers Corey Lewandowski doch Fan des kanadischen Sängers. Young erweist sich aber als konsequent undankbar - etwa als er kürzlich die US-Staatsbürgerschaft annahm, nur um den Republikaner am 3. November abwählen zu können.

Trump und die Popmusik - es bleibt wohl eine einseitige Liebesbeziehung. Wohl noch keinem anderen Präsidenten ist so viel offene Ablehnung aus der Szene entgegengeschlagen wie dem Mann mit der roten MAGA-Kappe (für "Make America great again").

Musikfans erinnern sich mit Schaudern an Trumps Amtseinführung im Januar 2017. Die düstere Veranstaltung vor dem Kapitol konnte lediglich ein Popsternchen für die Nationalhymne aufbieten: Jackie Evancho, mit dem zweiten Platz bei der Castingshow "America's Got Talent" halbwegs bekannt, machte am Ende den Job.

Zum Vergleich: Acht Jahre zuvor hatte noch die wohl größte Soul-Sängerin überhaupt, Aretha Franklin, beim Amtsantritt des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama gesungen. Der wiederum stellte schon in seiner Amtszeit einen fortschrittlichen Musikgeschmack in Playlisten aus, während über Trumps Präferenzen - Verdacht: konservative Country-Musik - eher wenig bekannt ist.

Liberale Medien machten sich schon 2016 einen Spaß daraus, eine lange Liste von Musikern zu veröffentlichen, die nicht für Trump auftreten oder ihm (oft vergeblich) ihre Lieder verweigern wollten. Erst kürzlich führte das Magazin "Vulture" 17 prominente "pissed-off victims" (in etwa: angepisste Opfer) des Präsidenten auf. Name Nummer eins: Neil Young, der jetzt auch im Song "Lookin' For A Leader" zur Wahl des Demokraten Joe Biden aufruft.

Die Liste von Trump-Fans in Rock und Pop bleibt dagegen überschaubar. Zwei bekannte frühere Befürworter des Republikaners starben darüber hinaus dieses Jahr: Country-Barde Charlie Daniels mit 83 und Singer-Songwriter Kenny Rogers mit 81 Jahren.

Drei sehr unterschiedliche Musiker werden oft als Trump-Fans genannt: der exzentrische Hip-Hop-Pionier und Möchtegern-Präsident Kanye West (43), der schon vom derzeitigen Amtsinhaber ins Weiße Haus eingeladen wurde; der als rechtsradikal geltende Waffennarr und Hardrocker Ted Nugent (71); sowie der vielfach mit Musikpreisen ausgezeichnete Rock-Rapper Kid Rock (49).

Kid Rock (bürgerlich: Robert James Ritchie) ist schon seit Ewigkeiten treuer Unterstützer der Republikaner. Nach der Wahl Trumps verkaufte er ein T-Shirt mit dem deftigen Aufdruck "Dumbfuckistan" - auf der Vorderseite waren die US-Bundesstaaten abgebildet, die 2016 nicht für seinen Helden gestimmt hatten.

Die Begeisterung scheint nicht abzuflauen: Im März 2019 war Kid Rock mit dem Präsidenten beim Golfen zu sehen - bekleidet mit einer Hose im Stil der US-Flagge. Auf Twitter schrieb er: "Was für ein großartiger Mann, so bodenständig, und es ist so lustig mit ihm!"

Die meisten Musiker finden Trump indes weder großartig noch lustig. So zeigte sich der frühere Sänger der Band R.E.M., Michael Stipe, noch voriges Jahr in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin tief erschüttert über die Wahl 2016. "Ich habe mir in New York ein T-Shirt gekauft, darauf steht in 14 Sprachen: "I'm sorry about our President". Ich könnte mich als Amerikaner kaum mehr schämen als ich es derzeit tue."

Der auch bei vielen Trump-Wählern populäre Rockstar Bruce Springsteen gab vorige Woche pünktlich zum Wahlkonvent der US-Demokraten das politisch engagierte Video "The Rising" frei. Es zeigt chaotische Szenen der Trump-Jahre - und am Ende Biden mit hoffnungsvollen Worten. Springsteen hatte sich schon nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch brutale Polizeigewalt im Mai äußerst kritisch zum amtierenden Präsidenten geäußert.

Einen Auftritt beim Demokraten-Parteitag in Milwaukee/Wisconsin hatte auch Grammy-Preisträgerin Billie Eilish (18). Sie rief, wie vorher schon die ähnlich erfolgreiche Kollegin Taylor Swift per Twitter, zu Trumps Abwahl auf: "Wir brauchen Anführer, die Probleme wie den Klimawandel und Covid lösen und sie nicht leugnen. Anführer, die systemischen Rassismus und Ungleichheit bekämpfen."

Eilishs neuer Song "My future" dürfte also auch wieder nichts für Trump-Fans sein, die während des Republikaner-Parteitags im Südstaat North Carolina mit Musikbegleitung jubeln wollen. Vielleicht kann ja doch noch Kid Rock helfen. Sein bisher letztes Album liegt zwar schon fast drei Jahre zurück, trägt aber den zum Veranstaltungsort passenden Titel "Sweet Southern Sugar".

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