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Charles III.: König Haferkeks


King Charles III.
König Haferkeks

  • Johannes Bebermeier
Von Johannes Bebermeier

Aktualisiert am 09.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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König Charles III.: Er ist das neue britische Staatsoberhaupt. (Quelle: dpa)

Queen Elizabeth II. hat sich aus der Politik weitgehend rausgehalten. Wird King Charles III. das auch tun? Nicht unbedingt.

Der Mann, der jetzt King Charles III. sein wird, war eigentlich schon längst in Rente. Ganz buchstäblich. Charles Philip Arthur George, 73 Jahre alt und dienstältester Thronfolger der Geschichte, hat seit einigen Jahren ein paar Hundert Pfund vom britischen Staat bekommen. Für seine fünf Jahre in der Royal Navy. Verdient ist verdient.

Charles spendete das Geld natürlich, auch ein ewiger Thronfolger leidet üblicherweise nicht an Altersarmut. Anders als andere Briten, denen er nun nach 70 Jahren Wartezeit endlich als König dienen darf. Oder eher: dienen muss?

Er empfinde die Aussicht auf den Thron als "Gefängnis", wurde in dieser langen Zeit mal kolportiert. "Solange ich denken kann, habe ich dieses außergewöhnliche Gefühl, heilen und die Dinge verbessern zu wollen", sagte Charles mal. Nicht gerade das typische Geschäft eines Königs in der Moderne.

Zumindest nicht, wenn man es so versteht, wie Queen Elizabeth II. Als repräsentative Aufgabe nämlich – und damit weitgehend unpolitisch. Sie fühlte sich immer dann zuständig, so kann man das vielleicht sagen, wenn ein Krankenhaus eingeweiht werden sollte – und nicht, wenn über die Gesundheitsreform debattiert wurde.

Wird King Charles III. das genauso handhaben? Wird er ein Monarch sein für das gute Gefühl und nicht die gute Politik? Es gibt ein paar Dinge, die dagegen sprechen. Das hat auch mit einem Haferkeks zu tun.

Ist ein blauer Blumenhut mehr als ein blauer Blumenhut?

Was musste die Welt rätseln, als Elizabeth vor ein paar Jahren mal einen blauen Hut mit Blumenmuster trug. War das nicht das Blau der europäischen Flagge? Waren die gelben Staubgefäße der Blüten nicht im Kreis angeordnet wie die Sterne dieser Flagge? Immerhin war der Anlass 2017 durchaus politisch, die Eröffnung des Parlaments nämlich, das über die Gesetze für den Brexit debattieren wollte.

Trug die Queen da also ein politisches Statement auf dem Kopf? Möglich. Vielleicht aber hatte sie einfach Lust auf einen blauen Blumenhut.

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Als es ernst wurde mit dem Brexit nämlich, im Herbst 2019, hielt sie sich raus. Der damalige Premier Boris Johnson wollte einen EU-Austritt notfalls auch ohne Abkommen durchdrücken und dafür das protestierende Unterhaus in eine Zwangspause schicken. Die Opposition war empört und hoffte wie viele Briten darauf, dass die Queen dem nicht zustimmen würde. Vergeblich.

Ein blauer Blumenhut macht eben noch keine Politik. "Her Majesty's Government", die Regierung ihrer Majestät – das hat in der real existierenden konstitutionellen Monarchie des Vereinigten Königreichs eben nicht viel mit der politischen Praxis zu tun. Die Politik bestimmen das Parlament und die Regierung, nicht die Königin. Oder der König.

Was aber nicht unbedingt heißt, dass ein Monarch sich so wenig einmischen muss wie Queen Elizabeth das tat.

Das Haferkeks-Empire

Der Langzeitkronprinz Charles jedenfalls, so viel ist klar, hat sich durchaus politischer gegeben als seine Mutter, die Queen. Schon 1980 kaufte er das Anwesen Highgrove in Gloucestershire im Südwesten Englands und stellte das zugehörige Gut auf ökologische Landwirtschaft um. Es wurde die Basis für Charles' Haferkeks-Empire.

Denn auf Basis der dort produzierten Lebensmittel gründete Charles Anfang der Neunziger Jahre "Duchy Originals". Ein Unternehmen, das wesentlich dazu beitrug, hochwertiges "Bio" in Großbritannien populär zu machen. Sein erstes Produkt 1992: ein Haferkeks, für den er angeblich 100 Rezepte durchprobierte. Inzwischen gibt es über 200 verschiedene Produkte.

"Prinz Charles, der König der Ökowelle" nannte ihn der "Tagesspiegel" deshalb mal. Man könnte ihn auch liebevoll "König Haferkeks" nennen.

Die königlichen Gewinne fließen in seine Stiftung, mit der er diverse Projekte unterstützt. Viele ebenfalls mit Bezug zu Klima, Umwelt und Artenschutz. Charles setzte sich gegen genetisch veränderte Pflanzen und die Überfischung ein, er rief die Welt gegen das Wildern von Elefanten und Nashörnern in Afrika auf und für den Erhalt des tropischen Regenwalds. Im Süden Englands konzipierte er das Dorf Poundbury mit, ein Modellprojekt in nachhaltigem Bauen.

Subtile und nicht so subtile Botschaften

Wie viel Politik King Charles III. wirklich macht, dürfte jedenfalls von der Öffentlichkeit sehr genau beobachtet werden. Denn er hat es durchaus schon mal ziemlich weit getrieben. Mit den "black spider memos", den wegen seiner krakeligen Handschrift sogenannten Schwarze-Spinnen-Memos, soll er versucht haben, Politiker direkt zu beeinflussen. Das war nach allgemeiner Meinung ein bisschen zu viel Politik für einen Thronfolger.

Denn für einen Royal reichen auch subtilere Botschaften, um Aufsehen zu erregen. So wie 2015, als Charles einem Bankett im Buckingham-Palast fernblieb. Wohl aus Protest gegen den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und seine Menschenrechtspolitik.

Charles war lange genug Sohn der Queen, um zu wissen, welche ungeschriebenen Regeln für ihn wichtig und welche noch wichtiger sind. Die Institution Monarchie prägt den Monarchen, das wird bei ihm nicht anders sein als bei anderen. Doch vielleicht war Charles auch lange genug ein politischer Mensch, um das Politschsein nicht ganz abzulegen, wenn er die Krone aufsetzt.

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