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König Charles hat Geburtstag: "Er hatte viel Pech und teilweise selbst verursacht"


Expertin über Charles III.
"Dafür braucht er viel Geld"

Von Maria Bode

Aktualisiert am 14.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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König Charles: Sein 74. Geburtstag fällt dieses Jahr quasi mit seinen ersten zwei Monaten Amtszeit zusammen.Vergrößern des Bildes
König Charles: Sein 74. Geburtstag fällt dieses Jahr quasi mit seinen ersten zwei Monaten Amtszeit zusammen. (Quelle: IMAGO/Pool / i-Images)

Am 14. November 2022 feiert Charles III. Geburtstag. Seinen ersten als König. Noch sind die Britinnen und Briten ihm gegenüber wohlwollend. Das könnte sich ändern.

Die Blätter fallen von den Bäumen, es wird kälter und grau. Erstmals seit über 70 Jahren feiert das britische Staatsoberhaupt seinen Geburtstag nicht mehr, wenn das Wetter langsam schöner wird, wenn Vögel zwitschern, Blätter sprießen. Die Queen hatte am 21. April ihren Ehrentag, bei König Charles III. ist es der 14. November.

Er wird dieses Jahr 74, begeht seinen ersten Geburtstag als Monarch. Seit er den Thron bestiegen hat, sind gut zwei Monate vergangen. Wie läuft es für Charles?

Catherine Mayer, die den Royal für ihre Biografie "Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs" lange begleitete, schätzt es für t-online so ein: "Viele Menschen mögen ihn, er hat Erfolg, das spricht für ihn. Die meisten Menschen in Großbritannien sind immer noch für die Monarchie." Natürlich nicht alle – wie sich erst in dieser Woche zeigte, als Charles fast Eierwürfe abgekommen hätte, als er die Stadt York besuchte. Dennoch: "Viele sehen die Monarchie als Quelle der Stabilität, besonders bei dieser verrückten populistischen Regierung. Deshalb genießt Charles überraschend viel Wohlwollen. Er genießt auch Wohlwollen, weil die Menschen seine Mutter liebten und ihn als einen Sohn sehen, der trauert." Dieses Wohlwollen müsse er sich bewahren. Was sicherlich nicht einfach wird.

"Die Leute sehen, wie gut sie zusammenpassen"

Nach über 70 Jahren auf der Warteposition ist Charles seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 nicht mehr Prince of Wales, sondern König. An seiner Seite hat er seine Ehefrau Camilla, die auf Wunsch von Queen Elizabeth II. nun den formellen Titel Queen Consort, also Königsgemahlin, trägt. Mit ihr ist der Monarch seit 2005 in zweiter Ehe verheiratet – sein Glück, findet Catherine Mayer: "Die Menschen mögen Camilla sehr. Sie wurde lange Zeit als Nachteil für ihn angesehen und als rufschädigend – aufgrund der Umstände dieser langen und komplizierten Liebesgeschichte." Daran erinnern sich Menschen vielerorts, nicht zuletzt durch die Netflix-Serie "The Crown", die genau darauf in der aktuellen Staffel noch mal intensiv, versehen mit nicht kenntlich gemachten fiktiven Elementen, blickt.

Es ist die Geschichte, über die Prinzessin Diana einmal im "BBC Panorama"-Interview sagte: "In dieser Ehe waren wir zu dritt. Es war also etwas überfüllt." Als Charles mit Diana verheiratet war, hatte er mit Camilla angebandelt, war schon in den Siebzigerjahren mit ihr liiert gewesen. Deshalb polarisierte Camilla zunächst, bekam gar den Spitznamen "Rottweiler". Doch das habe sich geändert: "Jetzt sehen die Leute, wie gut sie zusammenpassen, dass sie eine fröhliche Person ist."

So viel Glück der König durch Camilla hat, so viel Pech hat er andererseits, wie Mayer erläutert: "Charles hat eine Menge Pech gehabt und das teilweise selbst verursacht. Es ist schwierig für ihn, seiner Mutter zu folgen, denn sie hat einen unglaublichen Job gemacht. Sie behielt ihre Meinung für sich, die Leute konnten das, was sie sehen wollten, auf sie projizieren. Sie war eine einigende Figur." Nicht für alle, so betont sie. Für mehr Menschen aber als ihr Thronfolger. Die Queen hatte ein Pokerface, schien unnahbar, aber bildete eine Konstante für viele Britinnen und Briten. Immerhin saß sie sieben Jahrzehnte auf dem Thron.

Und Charles, der konnte in diesen sieben Jahrzehnten anderes machen und wird kaum als neutral wahrgenommen. Mayer erklärt: "Charles war lange eine spaltende Figur, weil er ein Aktivist ist." Doch er hätte es dem Volk auch nicht recht machen können, wenn er nichts getan hätte. Dann hätten sich die Leute beschwert, dass er öffentliche Gelder erhält und Däumchen dreht, befindet Mayer.

Stattdessen setzt sich Charles seit den Siebzigerjahren dafür ein, das Umweltbewusstsein zu fördern. Dieser jahrzehntelange Kampf für Nachhaltigkeit lässt ihn politisch wirken, gerade jetzt, wo dies dem Handeln der britischen Regierung widerspricht. Ex-Premierministerin Liz Truss hatte dem König während ihrer kurzen Amtszeit gar untersagt, zur UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten zu reisen. Sie verteilte neue Lizenzen zur Öl- und Gasförderung. Ihr Nachfolger Rishi Sunak änderte den Klimakurs Großbritanniens wieder. Charles blieb der Konferenz dennoch fern.

"Es wird noch schwieriger für ihn werden"

Nicht das einzige Problem bezüglich seines Engagements für das Klima und die Menschen: "Er hat viele Wohltätigkeitsorganisationen und Initiativen gegründet, die die Welt verbessern sollten. Dafür brauchte er viel Geld", erklärt Mayer. Das hat ihn in eine prekäre Situation gebracht. Denn "er war sehr rücksichtslos in der Art und Weise, wie er Kompromisse eingegangen ist". So enthüllte die "Sunday Times" vor wenigen Monaten die Zahlung einer Millionenspende in einem Geldkoffer aus Katar für eine seiner Organisationen. Der Palast bestätigte den Vorfall. Charles hatte falsch entschieden, wenn auch nicht illegal. Doch mehr unschöne Storys über ihn werden herauskommen, ist sich Mayer sicher: "Es ist schwierig für ihn und ich denke, es wird noch schwieriger für ihn werden. Jeder Skandal zehrt an seinem Eindruck von Erhabenheit."

Catherine Mayer
Catherine Mayer (Quelle: Creit Studio / Leo Cacket)

Catherine Mayer (*1961)

Die Autorin und Mitgründerin einer feministischen politischen Partei in Großbritannien traf Prinz Charles erstmals in den Achtzigern. Als sie merkte, wie schwierig es ist, über die Royals zu berichten, war ihr Interesse geweckt. Sie war entschlossen, die Person zu sein, die hinter die Kulissen kommt. Das hat sie geschafft, sie sprach mit Freunden und Bekannten von Charles, mit verschiedenen Weggefährten, begleitete ihn persönlich und veröffentlichte eine Biografie über ihn.

In akuter Gefahr sieht Mayer die Monarchie in Großbritannien nicht. Das sei nur der Fall, "wenn die Menschen sich zu sehr damit beschäftigen, dass sie überhaupt existiert". Etwa als Edward VIII. 1936 abdankte, um die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten. "Das brachte die Menschen dazu, darüber nachzudenken, wie verrückt die Idee der Monarchie ist, über die Idee, dass jemand mit einem Anspruch auf die Herrschaft über andere Menschen geboren wird", so Mayer. Es klingt widersprüchlich, aber die Monarchie existiert "zum Teil wegen ihrer Beliebtheit, zum Teil aber auch wegen einer mangelnden Beliebtheit".

Zur mangelnden Beliebtheit trägt jedenfalls einiges bei. Auch der Umgang mit Charles' Bruder Andrew, der in einen Missbrauchsskandal verwickelt ist: "Die Royals haben Prinz Andrew lange Zeit Unterschlupf gewährt, obwohl sie von seiner Verbindung zu Jeffrey Epstein wussten", so Mayer. Nicht zu vergessen der Familienstreit mit seinem jüngeren Sohn Prinz Harry und dessen Frau Herzogin Meghan, die sich vom Königshaus abgewandt haben und in die USA gezogen sind. "Die Situation wurde von den Royals schlecht gehandhabt." Im Januar 2023 erscheint Harrys Biografie, die ohne Zweifel polarisieren wird. Der Jahresanfang dürfte eisig werden.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Catherine Mayer über Zoom
  • Mayer, Catherine: "Charles III. – Mit dem Herzen eines Königs" (Neuauflage November 2022, Heyne)
  • eigene Recherchen
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