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"Das fand ich unverschämt von Frau Ludowig" – Schlagerstar Mary Roos im Interview


Schlagerstar Mary Roos
"Das fand ich unverschämt von Frau Ludowig"

Ein Interview von Nicole Morgenstern

Aktualisiert am 17.10.2022Lesedauer: 6 Min.
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Mary Roos: Die Schlagersängerin spricht über die Höhen und Tiefen ihrer Karriere.Vergrößern des Bildes
Mary Roos: Die Schlagersängerin spricht über die Höhen und Tiefen ihrer Karriere. (Quelle: Frederic Kern/Imago)

Mary Roos packt aus – und bringt dabei so einige überraschende Details aus ihrem Leben ans Tageslicht. Auch einen Ausblick gibt der Schlagerstar bei t-online.

Roos gehört zu den vielseitigsten Künstlerinnen Deutschlands. Wenn man wie die 73-Jährige seit 65 Jahren erfolgreich im Showbusiness tätig ist, gibt es viel zu erzählen. Zu viel, als dass es in einen einzigen Song passen würde. Anstatt zu singen, wählte sie daher eine Erzählung. "Aufrecht geh'n – Mein liederliches Leben", lautet der Titel ihres Buches, das am 18. Oktober erscheint.

Angebote, ihre Biografie zu schreiben, gab es in der Vergangenheit viele. Doch erst ein vergnüglicher Abend mit ihrer Freundin Pe Werner brachte die Entscheidung: Wir machen das gemeinsam! "In den Gesprächen mit Pe kamen die Erinnerungen und ich habe einfach erzählt. Das kann ich übergangslos, ohne Punkt und Komma", gesteht Mary Roos lachend im Interview mit t-online. Wir sprechen über die Stationen ihres Lebens, samt Freuden und Sorgen. Über Karriere, Energiekrise und die Liebe.

t-online: Frau Roos, Sie haben in Ihrem Buch sehr offen über Ihre Ehe mit Werner Böhm, dem Vater Ihres Sohnes Julian, geschrieben. Haben Sie vorab mit Ihrem Sohn besprochen, was Sie öffentlich machen werden?

Mary Roos: Mir war klar, dass ich ehrlich sein muss, wenn ich eine Biografie schreibe – auch mit mir selbst. Julian wollte vorab nichts lesen, sondern erst das fertige Buch in den Händen halten. Ich habe ihn gefragt: "Was ist, wenn da was Unangenehmes drinsteht?" Julians Antwort darauf lautete: "Mama, das machst du bestimmt so gut, dass es nicht unangenehm sein wird."

Ehrlichkeit – eine wichtige Eigenschaft für Sie, die Ihr verstorbener Ex-Mann Werner Böhm nicht immer gelebt hat innerhalb der Beziehung. Trotz Betrug und vieler Lügen haben Sie lange an der Beziehung festgehalten.

Dass ich in dem Fall so lange gebraucht habe, dafür gibt es nur eine Erklärung: Liebe! Darüber kann man tagelang philosophieren. Das ist eine Sache, die man nicht so einfach beschreiben kann. Und wenn man sie aufschreiben muss, dann ist es noch schwieriger.

Schwierige Situationen gab es so einige in Ihrer Ehe, die Sie oft allein bewältigen mussten. So auch, als Sie im fünften Monat Ihr erstes Kind verloren haben und Ihr Mann zwei Tage von der Bildfläche verschwand, nachdem Sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Vielleicht ist es für Frauen was anderes, ein Kind zu verlieren, als für einen Mann. Ich habe mit Freundinnen oft das Thema gehabt, dass die ganz verzweifelt waren, und der Mann wollte gar nicht darüber nachdenken – aus welchen Gründen auch immer. Ich glaube, dass Frauen und Männer da ganz unterschiedlich reagieren.

1984 haben Sie mit dem Lied "Aufrecht geh'n" am Grand Prix teilgenommen und den 13. Platz belegt. Vor dem Auftritt erhielten Sie einen Anruf von einer fremden Frau, die Ihnen erzählte, dass sie von Ihrem Mann schwanger sei.

Ja, das war schlimm und einfach ein ganz schrecklicher Tag! Ich habe mir meinen Auftritt erst 25 Jahre später angeschaut. Ich war so blass wie mein Kleid und gar nicht richtig anwesend. In meinem Gesicht war keine Regung, nur ein starres Geradeausgucken. Ich habe damals nur gedacht: Hoffentlich ist es gleich vorbei.

Trotz der vielen Katastrophen in Ihrer Ehe mit Werner Böhm haben Sie es geschafft, dass es nicht wie eine Anklage klingt.

Ich bin nicht nachtragend. Wenn ich mit jemandem Streit habe, dann vergesse ich diesen, wenn etwas Zeit vergangen ist. Ich bin auch nicht dafür, alte Sachen aufzuwärmen, sondern sage: Das ist jetzt abgeschlossen. Jetzt begrüße ich dich wieder so, als wenn nichts gewesen ist. Für mich ist das mein bester Charakterzug, sehr schnell vergessen und vergeben zu können.

Ihr Charakter wurde auch äußerst positiv von Ihren Eltern geprägt, wie Sie im Buch sehr liebevoll beschreiben.

Ich habe von beiden jeweils die besten Charaktereigenschaften mitbekommen. Meine Mutter war eine freiheitsliebende, wunderbare Frau, mit sehr viel Humor. Mein Vater war das genaue Gegenteil: strukturiert und sehr wahrheitsliebend. Er hat in seinem ganzen Leben nicht einmal gelogen. Meine Eltern waren wie zwei Pole, die aufeinanderknallen. Doch es hat gut funktioniert mit ihnen.

Sie können auf 65 erfolgreiche Jahre im Business zurückblicken. Welche Gedanken haben Sie zur heutigen Branche?

Man kann über den Schlager denken, was man will. Aber damals hat man die Künstler sofort an ihrer Stimme erkannt. Heute ist alles so beliebig geworden. Junge Künstler, die ganz am Anfang stehen und noch gar nicht wissen, was sie wollen, werden schnell verheizt. Wenn sie nicht funktionieren, kommt der Nächste. Es gibt nur noch wenige Ausnahmen in Deutschland. Das ist schade.

Sie sind auch kein Mensch, der sich gerne begrenzen lassen möchte, sondern Ihnen ist Selbstbestimmtheit sehr wichtig.

Neulich schrieb mir jemand, ob ich es gut finde, Miniröcke zu tragen. Ich habe nur geantwortet: Ja! Ich habe schöne Beine, warum soll ich die nicht zeigen. Ende! Ich habe ja einen Spiegel zu Hause, der mich von allen Seiten zeigt. Warum sollte ich mich nicht so kleiden, wenn es gut aussieht? Da spielt das Alter doch keine Rolle. Ich finde es auch unglaublich toll, dass es heute so viele selbstbestimmte Frauen gibt.

Apropos Alter: Vor über 20 Jahren hat sie die RTL-Moderatorin Frauke Ludowig in einem Beitrag als "Schlageroma" anmoderiert. Darüber waren Sie so wütend, dass Sie sie in einem Telefonat zur Rede gestellt haben.

Ich war damals knapp 50 Jahre alt und mein Sohn ein 13-jähriger Teenager. Also weit davon entfernt, eine Oma zu sein. Das fand ich unverschämt von Frau Ludowig. Wenn es einen Konflikt gibt, dann muss ich diesen sofort aus der Welt schaffen, deshalb der Anruf. Die Geschichte hat mich Jahrzehnte beschäftigt. Frau Ludowig ist jetzt acht Jahre älter als ich damals. Ich habe darüber nachgedacht, ob ich sie jetzt "Moderationsoma" nennen darf. Aber ich vermute, dass sie so etwas heute nicht mehr sagen würde.

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Da spricht die Optimistin aus Ihnen.

Mein Gedanke ist immer positiv, egal welche Katastrophe auf mich zukommt. Ich habe auch immer einen Plan B und verschwende meine Zeit nicht mit Ärgern. Viel schöner ist doch, wenn man hinterher sagen kann: Ach, eigentlich war das alles gar nicht so schlimm.

Nun leben wir aktuell jedoch in Zeiten, die wenig optimistisch und nicht einfach sind: Stichwort Energiekrise. Wie gehen Sie damit um?

Ich fühle mich solidarisch damit, dass wir alle sparen müssen. Ich habe noch keine Heizung an und dusche nur noch kurz. Das ist mein kleiner Beitrag. Die Menschen werden so verunsichert und ich kann verstehen, dass bei vielen eine große Angst herrscht, wie sie über den Winter kommen sollen. In finanzieller Hinsicht bin ich ja privilegiert und kann die gestiegenen Kosten bezahlen. Ich kann mich da gar nicht mit den Menschen vergleichen, die ihr Geld zählen müssen. Deshalb kann ich da eigentlich gar nicht mitreden.

Sie sagen, dass Sie die Ängste der Menschen verstehen können. Wie handeln Sie, wenn Sie mit Angst konfrontiert werden?

Als Optimistin denke ich, dass ich nicht Tage vorher Angst haben möchte, was da noch kommt, sondern ich warte, bis das Ereignis eingetreten ist, und dann kann ich reagieren. Das ist für mich die beste Möglichkeit, damit umzugehen.

In Ihrem Buch gibt es auch ein Kapitel über Ihre eigene Beerdigung und Sie schreiben sehr humorvoll darüber.

Der Gedanke an den Tod fühlte sich noch nie bedrohlich für mich an. Meine jüngere Schwester ist Krankenschwester und mir ihr habe ich mich schon oft über den Tod unterhalten. Meine eigene Beerdigung soll lustig werden. Die Leute sollen trinken und lachen. Ich weiß zwar nicht, wie es sein wird, wenn der Moment gekommen ist. Aber ich glaube, ich werde denken: Du hast so ein wunderbares Leben gehabt, jetzt ist auch Zeit zu gehen. Vielleicht sind da oben ja auch Leute, die mich mit den Worten begrüßen: Wie schön, dass du da bist!

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Mary Roos
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