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Zum journalistischen Leitbild von t-online.ZDF-Moderator Rudi Cerne "Die Realität ist grausam"

Seit mehr als 20 Jahren steht Rudi Cerne im ZDF-Studio von "Aktenzeichen XY".
t-online verrät er, warum er immer Kontaktlinsen trägt und was seine Ehe seit fast vier Jahrzehnten stärkt.
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Rudi Cerne überlässt nichts dem Zufall. Wer mit ihm spricht, merkt schnell: Er ist gerne gut vorbereitet. Vielleicht rührt diese Präzision noch aus seiner aktiven Zeit als Profi-Eiskunstläufer. "Der Anzug sollte schon sitzen", sagt der 66-Jährige im Gespräch mit t-online über seine Eigenheiten bei "Aktenzeichen XY … ungelöst". "Schließlich stehe ich vor einem Millionenpublikum und da gehört für mich eine ansprechende Kleidung dazu. Da bin ich konservativ."
Seit mehr als zwei Jahrzehnten führt Cerne an demselben Glaspult im Studio durch die Sendung. Reiner Zufall? "Der Tisch war zuerst da, dann kam ich", sagt er lachend. Und ergänzt: "Es ist praktisch. Man kann sich festhalten, Unterlagen ablegen – und im Stehen lassen sich Fakten direkter vermitteln." Was dabei nie fehlen darf: ein Kugelschreiber. "Zunächst einmal senden wir live – wir sind auf die Hinweise der laufenden Sendung angewiesen", erklärt Cerne. "Einen Kugelschreiber habe ich immer dabei, denn oftmals ergeben sich ja auch noch Änderungen während der Ausstrahlung."
Noch wichtiger ist ihm jedoch ein anderes Ritual, auf das er nie verzichten würde: "Mein letzter Satz in der Verabschiedung: 'Bleiben Sie sicher.' Der Satz darf nicht fehlen." Genauso wenig wie seine Kontaktlinsen. Nur einmal – im Oktober 2015 – trug Cerne eine Brille vor der Kamera. "Sie haben genau recherchiert. In der besagten Sendung hatte ich die Kontaktlinsen vergessen", erzählt er. "Es ist einfach praktischer ohne Brille. Zudem habe ich festgestellt, dass du die Brille im Scheinwerferlicht nie richtig sauber bekommst. Das nervt mich."
"Das Drehbuch gibt die Realität vor und die ist grausam"
Seit 2002 moderiert Cerne die traditionsreiche ZDF-Sendung, die 1967 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. "Aktenzeichen XY … ungelöst" ist damit eines der ältesten Formate im deutschen Fernsehen – und im aktuellen True-Crime-Boom aktueller denn je. Für Cerne liegt der Grund für den Erfolg auf der Hand: "Es liegt in erster Linie sicher daran, dass es sich bei 'Aktenzeichen XY' um wahre Verbrechen handelt. Das sind keine Kriminalfälle, die sich Autoren ausgedacht haben. Das Drehbuch gibt die Realität vor und die ist grausam."
Gerade jüngere Zuschauer schätzen dabei die Möglichkeit, selbst zur Aufklärung beizutragen: "Es kommt häufig vor, gerade bei jungen Menschen, dass jemand sagt: 'Ich habe das Gefühl, dass ich zu einer Tat oder einem Sachverhalt etwas sagen kann.' Das ist interaktives Fernsehen par excellence."
"So schnell reißt mir nicht die Hutschnur"
Im Fernsehen zeigt sich Rudi Cerne ruhig, konzentriert, sachlich – Eigenschaften, die er auch privat lebt. "So schnell reißt mir nicht die Hutschnur", sagt er. "Ich finde es wichtig, immer die Contenance zu bewahren. Wer ausrastet, ist nicht souverän." Und wenn doch mal Dampf abgelassen wird? "Ich bin auch schon mal an die Decke gegangen, aber nicht bei meiner Frau."
Mit Ehefrau Christiane ist Cerne seit fast 50 Jahren zusammen – ohne öffentliche Dramen, dafür mit viel gegenseitigem Verständnis. "Wir schätzen unsere Vorzüge und ignorieren die Macken oder lachen darüber." Die Privatsphäre schützt das Paar konsequent: "Wir haben die Mauern um unser Heim sehr hoch angelegt."
Was hinter diesen Mauern zählt, ist Beständigkeit. Und genau die wünscht sich Cerne auch für die kommenden Jahre. "An erster Stelle steht Gesundheit und Fitness – und dass der klare Menschenverstand noch lange vorhanden bleibt. Aber diese Wünsche habe ich sicher nicht exklusiv." Und weiter: "Dass ich meinen Ehrgeiz behalte – und mich auf die Überraschungen freuen kann, die das Leben noch bereithält."
Eine neue Folge von "Aktenzeichen XY … ungelöst" mit Rudi Cerne läuft heute Abend um 20:15 Uhr im ZDF.
- Interview mit Rudi Cerne