Musikerin wollte ihretwegen nicht singen Alice Weidel trank Sekt nebenan, während Vicky Leandros auftrat

Vicky Leandros wollte bei den Schlossfestspielen in Regensburg nur singen, wenn Alice Weidel nicht kommt. Jetzt soll die AfD-Chefin doch dagewesen sein – heimlich.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hatte als Schirmherrin der Schlossfestspiele in Regensburg auch Alice Weidel eingeladen. Sängerin Vicky Leandros, die im Rahmen der Veranstaltung ein Konzert geben sollte, passte das nicht. Sie stellte eine klare Bedingung: Wenn die AfD-Chefin kommt, werde sie nicht singen. Die Politikerin sei bei ihrem Konzert "nicht willkommen".
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Ein Bericht der "Bild" erweckt nun aber den Eindruck, als sei die Forderung von Leandros übergangen worden. Der Zeitung liegt ein Foto vor, das Weidel bei den Festspielen zeigt. Sekt trinkend sitzt sie direkt neben Gloria von Thurn und Taxis. Währenddessen gab Leandros draußen ihr Konzert.
Weidel soll sich im Schloss aufgehalten haben
Weidel soll nach "Bild"-Informationen schon am Sonntag angereist und auf dem Schloss St. Emmeram, dem Sitz der Familie von Thurn und Taxis, übernachtet haben. Während der Show von Leandros habe sie sich dann im Schloss aufgehalten, die beiden seien sich wohl nicht begegnet.
Weidels Sprecher Daniel Tapp erklärte zuvor noch, dass die Politikerin trotz ihrer Einladung abgesagt habe. "Sie hatte eine Einladung, und sie hat sich dann entschieden, lieber nicht hinzugehen", ließ dieser am Dienstag mitteilen. Schirmherrin Gloria Thurn und Taxis teilte der dpa schriftlich mit, dass die Politikerin abgesagt habe, weil die Polizei ihre Sicherheit auf dem Gelände nicht garantieren könne. Daraufhin habe Weidel entschieden, weder die Show noch das Festspielrestaurant zu besuchen, "um den Gästen den Abend nicht zu verderben".
Im Schloss aber hielt sich Weidel zur Zeit des Leandros-Konzerts doch auf, wie Weidels Sprecher am Mittwoch auf Nachfrage von t-online bestätigte. Er betont, dass er zuvor lediglich erklärt habe, dass die AfD-Chefin nicht die Festspiele besuchen werde. "Das hat sie auch nicht getan", so Tapp. "Die Innenräume des Schlosses gehören ja nicht zum Festivalgelände."
Sicherheitsbedenken, die Thurn und Taxis vorab anführte, konnte die Polizeiinspektion Regensburg nicht bestätigen. Die Darstellung treffe nicht zu, sagte ein Sprecher. Am Montagabend demonstrierten nach Polizeiangaben in der Spitze rund 900 Menschen in Regensburg unter dem Motto "Mahnwache gegen Weidel" friedlich gegen den Besuch der Politikerin bei den Festspielen.
Warum war Weidel überhaupt eingeladen?
Gloria von Thurn und Taxis habe die AfD-Chefin eingeladen, da sich die beiden persönlich kennen würden. Die Einladung sei demnach rein privat gewesen. "Der Wirbel zeigt sehr schön, wie es um die Meinungsfreiheit in unserem Land bestellt ist, dass noch nicht einmal ein Privatbesuch einer demokratisch gewählten, erfolgreichen Politikerin mehr möglich ist", sagte sie der dpa.
Vor der Veranstaltung hatte die Fürstin dem Radiosender "Antenne Bayern" gesagt, es sei "ideal für jede Party", auch jemanden einzuladen, der "ein bisschen kontrovers diskutiert" werde: "Denn das macht eine Party erst richtig interessant."
Schon in der Vergangenheit hatte es zu den Festspielen am Schloss Proteste gegeben. Kritiker warfen der Fürstin Nähe zu Rechtsextremen und Homophobie vor. Die Unternehmerin weist dies in Interviews jedoch regelmäßig von sich.
- bild.de: "Schlossfestspiele: Alice Weidel versteckte sich – während Vicky Leandros sang"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa