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Peter Kraus: "Ich wurde von vielen Frauen und vielen Mädels verführt"


Sänger wird 80
Peter Kraus über Sex: "Springe nicht mehr vom Kasten"


18.03.2019Lesedauer: 8 Min.
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Peter Kraus: Der Sänger wird heute 80 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Peter Kraus: Der Sänger wird heute 80 Jahre alt. (Quelle: imago-images-bilder)

Peter Kraus wird heute 80 Jahre alt. Im Interview mit t-online.de spricht der Sänger über seinen Umgang mit dem Älterwerden, seinen musikalischen Ideengeber Elvis Presley – und Sex nach 50 Jahren Ehe.

Peter Kraus ist eine Ikone im deutschen Musikgeschäft. Anlässlich seiner neuen Tour und seines 80. Geburtstages war der Sänger Anfang März in der Berliner Redaktion von t-online.de zu Gast. Ich hatte ihn zuvor noch nie getroffen und war gespannt, wie er sich mir gegenüber verhalten würde. Rocker, auch im höheren Alter, legen ja nicht selten eine rüpelhafte Attitüde an den Tag. Doch Peter Kraus gab sich unprätentiös und überraschte mich mit seiner offenen Art. Ich sollte erst später erfahren, warum er ganz bewusst immer so auftritt.

t-online.de: Herr Kraus, immer wieder werden Sie auch als der deutsche Elvis Presley bezeichnet. Werten Sie das musikalisch gesehen als Kompliment oder Beleidigung?

Peter Kraus: Eher ein Kompliment, musikalisch auf alle Fälle! Ich sage immer, er war der Ideengeber. Die erste Nachricht aus Amerika kam und es hieß: Da gibt es einen jungen Mann, bei dem fallen die Mädchen in Ohnmacht. Das hat mir schon mal imponiert und mich gereizt. Und dann bin ich zum AFN, das ist der amerikanische Soldatensender in München, und habe mir die Platten von ihm geholt und eifrig diese Lieder nachgesungen. Bei einem Konzert in München habe ich aus Spaß mitgemacht und es war ein gigantischer Erfolg. Am nächsten Tag schrieb die Presse: "Er kam, sang und siegte! Deutschland hat jetzt auch einen Elvis Presley."

Haben Sie ihn jemals getroffen?

Nein. Als Elvis in Deutschland war und seinen Militärdienst geleistet hat, hat die Plattenfirma und das Management gesagt: "Um Gottes Willen kein Handshake-Foto!" Ich habe ihn nie kennengelernt, weil natürlich die Angst bestand, dass die Presse sagt: Das Original und der, der ihn kopiert hat." Das hat mich natürlich damals ein bisschen traurig gestimmt.

Wenn Sie auf die Anfänge Ihrer Karriere zurückblicken, an die Zeit, wo Sie vielleicht noch nicht wussten, dass die Musik Sie Ihr ganzes Leben tragen wird. Woran denken Sie dann?

Das wusste ich ja, bevor ich Karriere gemacht habe. Das wusste ich schon, als mein Vater zu Hause Lieder einstudiert und ich mitgesungen habe. Der hat auch als 16- oder 17-Jähriger angefangen und mit seinem Freund die erste Platte gemacht. Sie hießen Ernst und Fred – die singenden Gitarristen. Es war das Lustigste, wenn er mich vorgeführt hat. Dann musste ich seine Lieder singen und ich erinnere mich, dass eins immer am besten ankam, weil es vom Text her auf einen Neunjährigen gut passte.

Dann schießen Sie mal los ...

"Hallo, hallo, hallo, hallo, ich suche eine Frau. Eine süße, kleine, nette, junge, liebe und hübsche Frau. Ich wäre so froh, ganz toll und froh, das weiß ich ganz genau, wenn ich sie bald hätte wunderschön mit Augen himmelblau. Schön muss sie sein, aber auch klug. Reich muss sie sein, das ist genug. Hallo, hallo …" Das war natürlich immer ein Knaller, wenn ich das gesungen habe (lacht).

Mal ehrlich: Die Rolle des Mädchenschwarms haben Sie später schon auch sehr genossen, oder?

Blöd wäre ich gewesen (lacht). Natürlich! Das war eine schöne Sache (lacht). Was soll man machen? Ich wurde von vielen Frauen und vielen Mädels verführt. Als Gentleman kann man sich nicht weigern.

War es so, wie man sich das vorstellt: Die Mädels standen Schlange und Sie hatten die Qual der Wahl?

So würde ich es nicht unbedingt ausdrücken (lacht). Schlange nicht, aber die Qual der Wahl hatte ich (lacht).

17 Millionen Platten haben Sie verkauft und die goldenen Zeiten im Musikgeschäft miterlebt. Was hat dieser Erfolg mit Ihnen als Mensch gemacht?

Ich glaube, obwohl ich natürlich Zeiten oder Momente hatte, wo ich ausgerastet bin, oder irgendwas gemacht habe, was nach Arroganz aussah, bin ich ziemlich am Boden geblieben. Einfach durch die Tatsache, dass ich in einer Künstlerfamilie aufgewachsen bin. Ich bin manchmal natürlich ausgeflippt und das hat man mir vielleicht übel genommen, oder man hat auch Geschichten erfunden. Ausgeflippt bin ich, denn man musste damals als Star wirklich einer von den Jugendlichen sein. Man konnte nicht wie heute den Star spielen mit Bodyguards. Du musstest einer aus der Gruppe sein, dem man in die Haare greifen und anboxen konnte. Das war oft nicht einfach.

Sie werden jetzt 80 Jahre alt. Ist eine Party geplant?

Ja, wir werden bei Alfons Schuhbeck in München feiern. Ich habe meine Kollegen und Freunde eingeladen und dann machen wir zwei Tage später in Graz noch mal ein Fest, weil ich ja da auch Oldtimer-Freunde habe und meine Weinbauern. Also machen wir zwei große Feste. Dann erhole ich mich von denen und dann ist wieder Friede (lacht).

Was macht dieses Alter mit Ihnen?

Im Grunde genommen hat es bis vor kurzer Zeit wenig mit mir gemacht, weil ich an die Zahl 80 gar nicht gedacht habe. Oder auch nicht denken will. Jetzt werde ich natürlich täglich konfrontiert, allein schon durch die Vorbereitung der Feste. Momentan beunruhigt mich das schon ein bisschen. Auch, weil in den letzten Tagen Freunde von mir gestorben sind, die in meinem Alter waren. Man wird schon ein bisschen nachdenklich. Jetzt werden wir mal feiern und dann gibt sich das schon wieder.

Mit 80 Jahren hat man ja schon die Gewissheit, dass der Großteil des Lebens bereits hinter einem liegt. Wie gehen Sie mit dieser Gewissheit um?

Gerade das versuche ich auszublenden. Es gibt ja auch Leute die sagen, ich kaufe mir keinen Anzug mehr. Das rentiert sich nicht mehr. Das bin ich nicht (lacht). Bei mir wird geplant – eigentlich bis zum 100. Geburtstag. Geplant wird und so gehandelt, als würde das auch ohne Probleme stattfinden können. Ich glaube, das ist die bessere Version.

Ihnen eilt der Ruf voraus, dass Sie im Kopf jugendlich geblieben sind. Was hält Sie frisch?

Ich glaube, ein großer Vorteil ist, dass wenn man wieder auf Tournee geht, man ein Ziel vor Augen hat. Und eine gewisse Eitelkeit, eine berufliche Eitelkeit, musst du auch an den Tag legen. Ich muss auf der Bühne stehen und schlank sein. Ich muss den Hüftschwung bringen – und dann lebst du schon anders. Das hilft natürlich, dass du jünger und agiler bleibst.

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Mit Ihrer Frau Ingrid sind Sie dieses Jahr sage und schreibe 50 Jahre verheiratet. An dieser Stelle ist es tatsächlich angebracht, einmal nach dem Geheimnis Ihrer Ehe zu fragen.

Von Geheimnis kann man da nicht sprechen. In erster Linie ist es Glück. Es ist intensives Suchen, bis du diese Frau findest. Sehr intensives Suchen. Wir haben beide die felsenfeste Vorstellung gehabt, die Ehe glücklich durchzuziehen. Ich kann keinen Geheimtipp geben. Ich habe einfach die Richtige gefunden.

Wie schwer war es für Sie nach den Jahren als Frauenschwarm, treu zu sein und mit einer einzigen Frau zusammenzuleben?

Zu dem Zeitpunkt wollte ich das. Die Geschichte geht eigentlich so: Meine Karriere war unglaublich aufreibend. Ich war ununterbrochen unterwegs, ununterbrochen auf der Suche. Das war ein wildes Leben. Und dann ging es ja ein bisschen runter. Die Platten liefen nicht mehr so und ich habe überlegt, was könnte ich machen? Ich wollte nach Amerika gehen und eine komplette Musical-Ausbildung machen. Aber ich habe mir gesagt, das ist zu gefährlich. Zwei Jahre, drei Jahre weg, dann weiß kein Mensch mehr wie du heißt. Und dann bin ich nach Wien gegangen und habe Theater gespielt.

Was passierte dann?

Mein Leben hat sich total verändert, weil ich plötzlich in einer Stadt war, am Abend auf der Bühne stehen musste und unter Tags … Ich musste keinen Koffer packen, nicht mit dem Auto irgendwohin rasen. Und dann habe ich Ingrid kennengelernt. Und diese Beziehung ist deshalb ganz anders gewachsen, weil es nicht darum ging, einen schnellen Flirt zu haben. Da ging es einfach ganz langsam. Sie hat mir Wien gezeigt, es war einfach ein völlig anderes Leben plötzlich. Und daraus ist diese Innigkeit glaube ich entstanden, die wir heute noch haben. Für mich war es damals wirklich eine irre spannende Sache, eine Ehe einzugehen, ein Kind zu haben und ich habe es wirklich bewusst durchgezogen und mich drauf gefreut.

Nun feiern Sie dieses Jahr goldene Hochzeit. Was passiert mit dieser anfänglichen Verliebtheit, dieser sexuellen Anziehung zwischen zwei Menschen in einer 50 Jahre andauernden Ehe?

Es bleibt so (lacht). Es bleibt einfach so. Auch das gibt es (lacht).

Das bedeutet, Ihre lange Beziehung hält auch der Sex zusammen?

Hundertprozentig! Ja, ich meine, ich springe nicht mehr vom Kasten, aber… (lacht). Nein, nein, es ist alles bestens.

Wofür lieben Sie Ihre Frau am meisten?

Ich kann nur sagen, was sie sehr schätzt. Wenn sie die Augen aufmacht in der Frühe, dann versuche ich sie auf alle Fälle zu erheitern. Sie muss lachen und das gelingt mir fast jeden Tag. Meistens bin ich früher auf. Dann habe ich schon den Kaffee gemacht, dann wird noch mal Kaffee im Bett getrunken. Das ist ein Ritual bei uns, das zieht sich durch. Das sind so Dinge, die auch wahnsinnig helfen, eine Ehe zu erhalten (lacht).

Sie sind ja ein echter Gentleman.

Ich glaube, dass wir damals alle zu Gentleman erzogen wurden. Und ich ganz besonders. Als ich das Rock-Idol wurde, habe ich gesagt: Alle Welt erwartet, dass du ein Rüpel bist. Du kennst keinen Anstand, du fläzt dich irgendwo hin, du kommst zu spät … Das musste bei mir immer korrekt sein. Und damit habe ich die Leute immer verblüfft und das hat mir Spaß gemacht. Ich war Über-Gentleman mit Aufstehen und Tür aufhalten, in den Mantel helfen und dies und das.

Wo Sie gerade Rock angesprochen haben: Der Musikgeschmack unterliegt ja einem ständigen Wandel. The BossHoss waren im t-online.de-Interview kürzlich der Meinung, dass Rock aktuell nicht sehr angesagt ist. Wie sehen Sie das?

Ich bin froh, dass mit der Schlagerwelle die deutsche Sprache wieder führend geworden ist. Für die Musik kann ich mich nicht begeistern. Ich hätte auch lieber englisch gesungen mein ganzes Leben lang. Wir haben nun mal die deutsche Sprache und das finde ich wahnsinnig wichtig. The BossHoss haben aber recht, momentan ist der Schlager vordergründig. Aber das wird schon wieder besser (lacht).

Was stört Sie denn so sehr an der Musik von heute?

Ich weiß noch als ich anfing, da hat mir der Produzent Kurt Feltz damals gesagt: 'Weißt du, wenn man älter wird, bleibt irgendwann dein Musikgeschmack stehen. Und dann bleibst du dem treu.' Ich habe gesagt: So ein Blödsinn! Das kann nicht sein. Aber in der Zwischenzeit denke ich oft an ihn zurück, denn ich bin stehengeblieben. Ich bin stehengeblieben, weil ich einfach sage: Was soll ich mit dem Ganzen? Das brauche ich eigentlich nicht mehr.

Was braucht es in Ihren Augen denn, um heute einen Chart-Hit zu landen?

Wenn ich das wüsste, hätte ich meinen Beruf ein bisschen verändert. Ich habe festgestellt, ich kann das nicht. Ich bin kein Dieter Bohlen, der den Markt sezieren kann und genau mathematisch ausrechnet, was ein Hit wird. Ich kann nur aus dem Bauch heraus Musik machen.

Jetzt gehen Sie wieder auf Tour. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf jeden Abend! Wie das einfach entsteht, mit den Musikern anzufangen, das Einspielen – und dann kommen die Leute. Und dann geht man raus und irgendwann ist man glücklich. Ich mache nach wie vor mein Programm von über zwei Stunden und habe nichts auf der Bühne. Ich habe nur einen Ablauf, ich mache alles auswendig. Ich habe schon Sänger gesehen, die lesen alles ab. Die können noch nicht einmal ihre eigenen Hits. Ob die dann noch mit 80 auf der Bühne stehen, wage ich zu bezweifeln.


Sie tun es und es sollen auch noch immer Schlüpfer auf die Bühne geworfen werden.

Ja, das ist richtig (lacht). Aber das sind keine Schlüpfer, die die Mädels anhaben. Die bringen sie mit aus Spaß. Gestern auch wieder, aber der war wesentlich größer. Das ist uncharmant (lacht).

Die exklusive t-online.de-Zeitreise mit Peter Kraus sehen Sie oben im Video.

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