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Kathrin Waligura: Das macht der "Für alle Fälle Stefanie"-Star heute


Kathrin Waligura wird 60
So anders lebt die Krankenschwester aus "Für alle Fälle Stefanie" heute

InterviewVon Nicole Morgenstern

Aktualisiert am 28.07.2022Lesedauer: 6 Min.
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Kathrin Waligura: Sie war die Erste Krankenschwester Stefanie.Vergrößern des Bildes
Kathrin Waligura: Sie war die Erste Krankenschwester Stefanie. (Quelle: imago images / teutopress)

Als Schwester Stefanie wurde sie berühmt. Mit t-online hat Kathrin Waligura über das Älterwerden und ausbleibende Rollen gesprochen.

Die erfolgreiche Sat.1-Serie "Für alle Fälle Stefanie" machte Kathrin Waligura Mitte der Neunzigerjahre über Nacht zum Fernsehstar. Heute spielen altersschwache Tiere die Hauptrolle im Leben der ehemaligen Seriendarstellerin.

Doch Kathrin Waligura würde gerne wieder mehr vor der Kamera stehen, wie sie im Interview mit t-online erzählt. "Ich befinde mich aber in dem Prozess, es zu akzeptieren, wenn keine Anfragen kommen. Genauso übe ich mich in Akzeptanz, was das Älterwerden angeht." Offene und ehrliche Worte von Waligura, die Ende Juli ihren 60. Geburtstag feiert.

Seit 2019 lebt die Schauspielerin in Neuseeland. In Deutschland ist es acht Uhr morgens, bei ihr auf der anderen Seite der Welt sechs Uhr abends, als t-online die Auswanderin via Zoom erreicht. "Ich hoffe, dass die Verbindung gut funktioniert, weil in Neuseeland haben wir nicht so ein gutes Internet", sagt sie lachend zu Beginn des Gespräches.

t-online: Frau Waligura, wie kam es dazu, dass Sie Deutschland verlassen haben?

Kathrin Waligura: Ich habe mit Freunden ein gemeinsames Projekt – ein Gnadenhof für Tiere. Das konnten wir in Deutschland nicht verwirklichen, da es von den Kosten her zu teuer war. Deshalb sind wir im September 2019 nach Neuseeland gegangen. Hier haben wir auf der Südinsel in der Region Tasman ein Stück Land mit ganz vielen Tieren. Von Hühnern bis zu Pferden, Kühen und Schafen ist alles dabei. Sie glauben ja gar nicht, wie wunderschön es hier ist. Wenn ich mit den Tieren auf der Weide bin, öffnet sich mein Herz. Das erdet mich. Dann gewinne ich Abstand und bin raus aus allen Sorgen.

Nun ist Neuseeland ja nicht mal eben um die Ecke, sondern ganz schön weit entfernt von Deutschland. Warum fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf diesen Inselstaat?

Ich bin zuvor schon jedes Jahr für ein paar Wochen nach Neuseeland gereist, da viele Freunde von mir hier leben, die ich regelmäßig besucht habe. Dass ich letztendlich hierher übergesiedelt bin, kam dann ziemlich plötzlich. Ich war selber ganz überrascht. Auszuwandern gehörte nämlich ursprünglich nicht zu meinem Lebensplan. Aber wissen Sie, ich habe immer Bertolt Brecht in meinem Ohr: "Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht. Und mach dann noch 'nen zweiten Plan, geh'n tun sie beide nicht."

Ist dieses Zitat auf Ihre berufliche Tätigkeit bezogen?

Ja, auch. Neuseeland ist zwar momentan mein Lebens-, aber nicht mein Arbeitsmittelpunkt. Ich dachte, ich jette und bin zum Drehen in Deutschland. Ich hoffte, dass die Rollen am Stück sein werden, ich nicht so oft hin und her fliegen muss. Daraus ist leider nichts geworden. Aufgrund von Covid hat Neuseeland die Grenzen dichtgemacht und ich bin nicht mehr rausgekommen. Erst jetzt geht es wieder los, dass wir ausreisen dürfen.

Schon bemerkenswert, wie groß Ihre Tierliebe ist, Sie dafür sogar ausgewandert sind. Hatten Sie schon immer einen besonderen Bezug zu Tieren?

Ich hatte schon von Kindheit an Interesse an Tieren, aber nie dieses Mitgefühl oder Verständnis. Meine Sichtweise auf Tiere hat sich verwandelt. Heute gibt es für mich keinen Unterschied mehr zwischen Mensch und Tier. Sie haben wie wir Gefühle, Bedürfnisse und einen Charakter. Das habe ich aber erst durch eine Freundin gelernt, die einen besonderen Kontakt zu Tieren hat, den ich vorher so nicht kannte. Meine Liebe zu Tieren war schon immer vorhanden, aber ich musste erst lernen, sie zu verstehen.

Es scheint eine Bestimmung in Ihrem Leben zu sein, sich Bedürftigen zuzuwenden – egal, ob Mensch oder Tier. So waren Sie ja auch sehr lange als Sterbebegleiterin tätig.

Ja, sogar hier in Neuseeland. Bis ich vor einem Jahr damit aufgehört habe. Ich habe in all der Zeit so viele Menschen in den Tod begleitet, bis es irgendwann zu viel für mich wurde. Ich bin in eine Phase meines Lebens geraten, wo ich merkte, dass ich das nicht mehr kann. Wenn ich jetzt mit Ihnen darüber spreche, spüre ich, dass ich ganz wackelig und emotional werde. Es ist ein bisschen komisch, weil ich mich so viel mit dem Thema Sterben beschäftigt und mich auch auf meinen eigenen Tod vorbereitet habe. Zumindest habe ich geglaubt, meinen Frieden damit geschlossen zu haben. Aber auf einmal kam es anders. Dafür habe ich keine Erklärung. Ich weiß nur, dass ich gerade sehr sensibel mit dem Thema bin und es mir momentan nicht mehr vorstellen kann, als Sterbebegleiterin tätig zu sein. Aber ich schaue mit Dankbarkeit auf eine sehr befriedigende Zeit zurück. Und ich kann mit Stolz sagen, einen richtig guten Job gemacht zu haben. Das größte Glück ist doch, andere glücklich zu machen und hilfreich zu sein.

Nun haben Sie seinerzeit in Ihrer Rolle als Schwester Stefanie auch viele Fernsehzuschauer glücklich gemacht. Mögen Sie es, auf diese Zeit immer noch angesprochen zu werden? Oder anders gefragt: War Stefanie für Sie Segen oder Fluch?

Hm, das frage ich mich immer mal wieder. Die Antworten sind täglich anders. Meine Rolle als Schwester Stefanie war eigentlich nicht der Bereich, in dem ich arbeiten wollte. Ich wollte sozialkritische Filme drehen und die Serie war schon etwas ganz anderes. Trotzdem bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung mit der Stefanie. Aber es war auch ein Schock damals. Ich war auf einmal bekannt wie ein bunter Hund, konnte nirgendwo mehr hingehen. Dabei bin ich eigentlich ein eher scheuer Mensch. Doch wo auch immer ich war, ich wurde erkannt. Das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig.

Sie sind dann nach 51 Folgen aus der Serie ausgestiegen. War es Ihre Entscheidung?

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Ja, ich wollte da raus. Ich hatte zwei kleine Kinder, die ich kaum noch gesehen habe. Mein Arbeitstag dauerte mitunter 12 bis 16 Stunden, da blieb nur wenig Zeit für sie. Ich hatte ein chronisch schlechtes Gewissen. Außerdem wollte ich als Schauspielerin damals nicht immer dieselbe Rolle spielen. Ich dachte zu Anfang der Serie, das geht mal kurz, dann ist es vorbei. Aber so war es nicht. Ob ich jedoch immer die richtigen Entscheidungen getroffen habe, da bin ich oft im Zweifel mit mir selbst. Aber ich kann wenigstens sagen, dass ich Zeit mit meinen Kindern hatte und sie großgezogen habe.

Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Ihre Kinder sind längst erwachsen. Mangelnde Zeit ist nicht mehr das Problem, sondern die Rollenangebote?

Ja! Ich wünsche mir schon sehr, mehr Angebote zu erhalten und gute Filme drehen zu können. Meine alte Schauspiellehrerin hat immer zu mir gesagt: "Zehn Prozent ist Talent, der Rest ist Arbeit und Glück." Tatsächlich ist es vor allem Glück, was man in diesem Job braucht. Ich bin mit Leib und Seele Schauspielerin und vermisse es total, vor der Kamera zu stehen. Aber ich befinde mich auch in dem Prozess, es zu akzeptieren, wenn keine Anfragen kommen. Denn warum soll ich leiden? Das bringt mir nichts für mein Leben. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Manchmal sagt mir meine innere Stimme, dass ich als Oma noch mal so richtig loslegen werde.

Welche Rollenangebote würden Sie sich wünschen?

Ich bin ja nicht unbedingt so die Komödiantin. Mir liegt eher das Drama oder etwas Sozialkritisches. Das ist so meins. Aber gerade für uns Frauen wird es immer schwieriger mit den guten Rollenangeboten, je älter wir werden.

Stichwort Älterwerden: Am 29. Juli werden Sie 60 Jahre alt. Wie fühlt sich das für Sie an?

Da durchbreche ich schon eine Schallmauer. Das Alter ist schon ein Thema für mich. Ich habe nämlich durchaus ein Problem mit dem Älterwerden. Oft denke ich, dass alle anderen total okay mit dem Thema sind und nur ich ein Problem damit habe. Aber das ist Quatsch. Ich glaube, es geht sehr vielen Menschen so, dass Altern für sie nicht so easy ist. Es ist ein Prozess und mein Wunsch ist es, zu akzeptieren, was ist. Auch mit dem älter werdenden Körper. Aber das ist nicht etwas, was ich auf dem Tablett serviert bekomme, dafür muss ich an mir arbeiten.

Verwendete Quellen
  • Interview per Zoom mit Kathrin Waligura
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