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Ulla Kock am Brink: Moderatorin packt zum "100.000 Mark Show"-Comeback aus


Showstar feiert Comeback
"Alle wussten, mit Ulla kann man das nicht machen"

InterviewEin Interview von Sebastian Berning

Aktualisiert am 05.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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Ulla Kock am Brink: Mit 61 holt RTL die Moderatorin zurück.Vergrößern des Bildes
Ulla Kock am Brink: Mit 61 holt RTL die Moderatorin zurück. (Quelle: RTL+)

Mit 61 moderiert Ulla Kock am Brink wieder "Die 100.000 Mark Show". Nicht selbstverständlich, wie sie im t-online-Interview erklärt.

"Wetten, dass..?", "Der Preis ist heiß", "Geh auf's Ganze", "TV total" laufen wieder im Fernsehen, als wären die letzten 15, 20, 30 Jahre nie geschehen. Der Trend um Retro-TV-Sendungen ebbt nicht ab. Am Sonntag sendet RTL zur Primetime mit Originalmoderatorin Ulla Kock am Brink die Neuauflage der "100.000 Mark Show". Das Konzept der Sendung wird dem Original treu bleiben. Selbst der Gewinn wird in Mark ausgezahlt, entspricht somit etwa 51.000 Euro.

Dass RTL jetzt auf Ulla Kock am Brink setzt, statt eine jüngere Kollegin aus dem Senderportfolio wie Laura Wontorra, Lola Weippert oder Jana Azizi zu engagieren, freut die 61-Jährige. Nicht nur, weil sie selbst den Job bekommen hat. Denn oft werden junge Frauen oder häufiger sogar noch Männer jeglichen Alters bevorzugt. Warum Ulla Kock am Brink nun hofft, ein Zeichen gegen Altersdiskriminierung zu setzen, erklärt sie im Interview mit t-online.

t-online: In Ihrer Biografie "Die Glücksritterin" schreiben Sie, dass die Journalistin Juliane Bartel Sie fragte: "Sie sind doch eine intelligente und eloquente Frau. Warum machen Sie so einen Scheiß?" Ich frage Sie: Warum jetzt wieder?

Ulla Kock am Brink: Ich habe ihr damals geantwortet: "Es tut mir so leid, dass ihr so wenig Ahnung davon habt, wie viel Arbeit und Präzession es erfordert, um so eine Sendung zu manövrieren." "Die 100.000 Mark Show" ist nicht mit vier Kameraleuten, einem Tonmann und einem Regisseur zu bewältigen. Weil ich weiß, was für eine Arbeit dahintersteckt, so eine große Sendung zu moderieren, war es mir eine Freude, jetzt wieder einzusteigen und zu sagen, dass ich das Ding rocke.

Die Sendung startete 1993, Sie verließen das Format 1998. Im Jahr 2022 steht also kein Jubiläum an, welches der Neuauflage als Anlass gedient hätte. Haben Sie mit dem Comeback gerechnet?

Nein, ich hatte mich vorher mit diesen Retroshows gar nicht befasst. Dann lese ich etwas über "Der Preis ist heiß". Die Neuauflage sollte zur Primetime laufen. Dabei war das früher eine Nachmittagssendung. Ich habe mich gefragt, ob es Sinn macht, diese alten Sendungen zu reanimieren. Ich finde es gut, dass die Klassiker wiederkommen. Und dann kam der Anruf wegen der "100.000 Mark Show".

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Mussten Sie nach so einem Anruf lange darüber nachdenken oder haben Sie die Verantwortlichen absichtlich warten lassen?

Nein, so etwas mache ich nicht. Ich musste mir das dennoch erst überlegen. Diese Sendung habe ich leidenschaftlich gerne gemacht und habe sie zu einem Zeitpunkt verlassen, als ich gemerkt habe, dass meine Liebe zu ihr ein bisschen zu routiniert wurde. Ich bin jetzt fast 30 Jahre älter. Ich musste mich fragen "Akzeptieren die Zuschauer die ältere Ulla Kock am Brink?". "Kann ich damit umgehen, wenn Leute im Netz über mich herziehen?"

Sollte der Fall eintreten, werden Sie damit umgehen können?

Ja. Ich bin mit mir selbst zufrieden. Das reicht mir. Es wird auch Zeit, dass ein älterer weiblicher Profi mal wieder an den Start geht. In der Unterhaltungsbranche ist es mit den Frauen nicht so weit.

Man liest immer wieder, dass Frauen, die im Fernsehen arbeiten und über 40 sind, Probleme haben, neue Jobangebote zu erhalten.

Ältere Männer sind Showlegenden, ältere Frauen hingegen nur eine Grande Dame. Daran sieht man schon, welche Verschiebungen in unserer Kultur bezüglich der Wahrnehmung von weiblichen und männlichen Menschen stattfinden. Wenn ich jetzt einen kleinen Beitrag dazu leisten darf, dass sich der Blickwinkel ein bisschen zugunsten älterer weiblicher Personen wendet, dann wäre doch schon was getan.

Hatten Sie mal das Gefühl, dass jüngere Frauen Ihnen Ihre Jobs weggeschnappt haben?

Nein, die Jobs haben am Ende gar keine Kolleginnen bekommen. Und das ist der Punkt! Große TV-Shows werden nicht von Frauen präsentiert. Wer ist denn außer Barbara Schönberger noch da?

Wissen Sie, woran es liegen könnte, dass man lieber Männer für die großen 20.15-Uhr-Shows castet?

Das liegt an den Rollenbildern. Frauen müssen immer jung und schön sein. Männer hingegen sind im Alter klug und obendrein noch cool. Frauen gelten im Alter allerdings nicht als cool.

Das ist jetzt sehr direkt formuliert.

Es ist hinter den Kulissen leider so. Wenn man eine gewisse Fuckabilty oder ein gutes Aussehen hat, dann bekommt man Möglichkeiten geboten. Wenn man als Frau klar signalisiert, dass man nicht an Körperlichem interessiert ist, wird man anders wahrgenommen. Ich habe das auch erlebt in meiner Karriere.

Sie haben zwielichtige Angebote bekommen?

Ja, aber ich bin extrem wehrhaft und extrem stolz. Ich habe mich auf diese Angebote nicht eingelassen. Ich habe immer gesagt: "Niemals um den Preis." Dann hätte ich lieber was anderes als Fernsehen gemacht.

Also Angebote gab es, aber Sie haben die Finger davongelassen?

Total. Ich war wehrhaft.

Passierte so was oft?

Anderen bestimmt, mir zumindest nicht. Alle wussten, mit Ulla kann man das nicht machen. Ich habe das ganz klar signalisiert – durchaus mit Humor. Aber meine Haltung war unumstürzlich.

Hat sich diesbezüglich in den jüngsten Jahren etwas gebessert?

Als ich die "100.000 Mark Show" angefangen habe zu moderieren, gab es Schlagzeilen, wie "TV-Domina", "Lady Zack Zack" – eine Frau durfte nicht durch so eine große Show führen. Als Frau wurde man dafür beschimpft, statt gefeiert wie die Männer. Ich habe eine Quizshow bei "ZDF Cash" moderiert, wo mir hinterher gesagt wurde, die Zuschauer würden eine Frau nicht gerne als Quizleiterin sehen. Da hat sich mittlerweile ein bisschen was geändert. Ich glaube auch, dass sich zukünftig aufgrund des enorm erhöhten Drucks von außen mehr ändern wird.

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Das ist doch eine langsame, aber immerhin positive Entwicklung. Auch, dass RTL Sie zurückholt und keine andere 25-Jährige engagiert.

Na ja, das ist auch dem Wunsch geschuldet, dass sie das Original machen und deswegen auch die Original-Moderatorin nehmen. Die Macher haben sich vorher schon mit mir getroffen, um zu gucken, ob bei mir noch alles okay ist.

Sie haben mit der Show bis zu zehn Millionen Menschen erreichen können. Haben Sie sich damals wie der Rockstar der TV-Landschaft gefühlt?

Ich Depp habe es damals nicht begriffen. Jemand hat mich angerufen und gesagt "Ulla, zehn Millionen Zuschauer!" und ich meinte nur, ich müsste arbeiten. Ich Idiot (lacht). Ich finde das so schade. Damals stand ich extrem unter Druck und hatte nur die Show im Kopf und das irgendwie zu meistern. Heute nehme ich die Dinge ganz anders wahr, weil ich gelassener bin. Das Moderieren der neuen Ausgaben hat mir dadurch viel mehr Spaß gemacht.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Ulla Kock am Brink
  • Ulla Kock am Brink: "Die Glücksritterin"
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