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ARD-Zweiteiler "Laconia": Ein bisschen Frieden und Freundschaft im Krieg


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ARD-Zweiteiler "Laconia": Ein bisschen Frieden und Freundschaft im Krieg

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 02.11.2011Lesedauer: 4 Min.
U-Boot-Kommandant Hartenstein (Ken Duken, m.), Bordingenieur Rostau (Matthias Koeberlin, li.) und erster Offizier Mannesmann (Jacob Matschenz).Vergrößern des BildesU-Boot-Kommandant Hartenstein (Ken Duken, m.), Bordingenieur Rostau (Matthias Koeberlin, li.) und erster Offizier Mannesmann (Jacob Matschenz). (Quelle: ARD Degeto/SWR/Teamworx/Boris Guderjahn)
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Es ist der Stoff aus dem große Filme entstehen: Der Untergang der "Laconia". Bei einer der dramatischsten Rettungsaktionen des Zweiten Weltkriegs werden für kurze Zeit die klassischen Feindbilder zwischen Deutschen, Engländern und Italienern außer Kraft gesetzt. Doch genau das wird zur Schwachstelle der Koproduktion von ARD und BBC. Denn am Ende des Zweiteilers sind alle Bösen tot und die Guten schließen ihren persönlichen Frieden miteinander. Selbst Hitlers Admiral Dönitz (Thomas Kretschmann) ist richtig sympathisch.

Ein bisschen "Das Boot", ein bisschen "Der Untergang der Wilhelm Gustloff" - und doch bleibt die "Laconia"-Verfilmung irgendwie fade. Dabei fehlt es der Story nicht an Spannung und Dramatik. Torpediert von dem deutschen U-Boot U 156, sinkt 1942 der mit italienischen Kriegsgefangenen, Zivilisten sowie englischen und polnischen Militärs besetzte britische Truppentransporter "Laconia" 600 Seemeilen vor der Küste Westafrikas. Doch der Kommandant des U-Boots Werner Hartenstein (Ken Duken) entscheidet sich, die Schiffbrüchigen zu retten und an Bord zu nehmen. Mehr noch - er bittet internationale Hilfe. Am Ende jedoch wird sein Boot von einem amerikanischen Bomber angegriffen und beschädigt, wobei viele der Geretteten sterben. Hartenstein bläst die Rettung ab, überlässt die Schiffbrüchigen in den Rettungsbooten ihrem Schicksal um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Eitel Sonnenschein auf dem Atlantik

Wer jetzt denkt, da geht es emotional hoch her, der irrt. Zwei verfeindete Kriegsparteien, eine U-Bootbesatzung, die vom Todbringer zum Lebensretter wird, Schiffbrüchige, die ihre Angehörigen vermissen und italienische Gefangene, die von ihren polnischen Bewachern schikaniert wurden sind keine Garantie für zweimal 90 Minuten Hochspannung. Regisseur Uwe Janson und Drehbuchautor Alan Bleasdale setzen nicht auf Krawall, sondern auf Mitgefühl. Und so herrscht nach der Rettung eitel Sonnenschein auf dem Atlantik. Man hat Respekt voreinander, zeigt sich verständnisvoll und legt Wert auf gute Manieren und Harmonie. Selbst die deutsche "Laconia"-Passagierin Hildegard Schmidt (Franka Potente), die sich als Engländerin Hilda Smith ausgibt, weil sie auf der Flucht vor den Nazis ist, wird zum U-Boot-Kommandant-Versteher. Und den wenigen Unsymphaten ist am Ende der Filmtod gewiss.

Gute Schauspieler

Immerhin passt die Schauspielerriege, allen voran die Darsteller der U-Boot-Besatzung mit Matthias Koeberlin als hessisch babbelndem Bordingenieur, hervorragend zum Plot. Ken Duken spielt den Kommandant Hartenstein so gut, dass man ihm die innere Zerrissenheit absolut abnimmt, die ihn bei all seinen Entscheidungen nach der Torpedierung der "Laconia" befällt. Wenn er mit der mit Schiffbrüchigen überladenen U 156 einen Testtauchfahrt durchführt, fühlt man sich fast ein bisschen an Wolfgang Petersens Meisterwerk "Das Boot" erinnert. Klaus Kinskis Sohn Nicolai glänzt in einer Nebenrolle als skrupelloser Dönitz-Adjutant Drexler. Nur der englische Mime Andrew Buchan (spielt den britischen Offizier Thomas Mortimer) hat immer denselben treuen Dackelblick. Franka Potente bleibt mit der gespaltenen Identität ihrer Rolle irgendwo unauffällig dazwischen.

Kein Kriegsspektakel oder gar Actionfilm

"Laconia" ist kein Kriegsspektakel oder gar Actionfilm. Es ist ein Film, der sich viel Zeit zum Erzählen nimmt und die beiden Hauptdarsteller Ken Duken und Franka Potente mit ihren Gedanken die Handlung kommentieren lässt. Die Ereignisse nach der Versenkung des Schiffes bescherten den Beteiligten ein kleines bisschen Frieden und Völkerfreundschaft mitten im Krieg. Lässt man sich darauf ein, dass hier das hohe Gut der Menschlichkeit zelebriert wird, kann man wohl auch darüber hinweg sehen, dass das Ganze etwas zu harmoniesüchtig daher kommt.

Der geschichtliche Hintergrund

Am 12. September 1942 sichtete das deutsche U-Boot 156 den britischen Truppentransporter "Laconia" etwa 600 Seemeilen vor der westafrikanischen Küste. Die "Laconia" war auf dem Weg von Suez nach Liverpool und hatte über 2700 Menschen an Bord. Neben Militärs waren das 366 Passagiere, darunter viele Frauen und Kinder, sowie 1800 italienische Kriegsgefangene. Mit zwei Torpedos versenkte U 156 die "Laconia". Kommandant Werner Hartenstein entschloss sich zur Rettung der Schiffbrüchigen und nahm 193 Überlebende an Bord. Danach funkte Hartenstein unverschlüsselt seine Position mit der Bitte, ihn bei der Bergung weiterer Menschen zu unterstützen. Dönitz schickte darauf drei U-Boote (darunter ein italienisches) zur Hilfe. Auch französische Kriegsschiffe der Vichy-Regierung beteiligten sich an der Rettungsoperation. Insgesamt konnten rund 1100 Menschen gerettet werden. Am 16. September wurde U 156 mit vier Rettungsbooten im Schlepp und 115 Schiffbrüchigen an Bord von einem amerikanischen Bomber angegriffen, obwohl das U-Boot eine Rot-Kreuz-Flagge gezeigt und versucht hatte, mit dem Bomber in Signalverbindung zu treten. Dem Angriff fielen zahlreiche Schiffbrüchige in den Rettungsbooten zum Opfer. U 156 wurde beschädigt, brach sofort jede Hilfe ab, gab alle Schiffbrüchigen von Bord und setzte sich nach Westen ab, um Schäden zu reparieren. Nach Ankunft im französischen U-Boot-Hafen Lorient erhielt Hartenstein für die versenkte Tonnage das Ritterkreuz. Zeitgleich erließ Admiral Dönitz den als "Laconia"-Befehl in die Geschichte eingegangenen Order, fortan jegliche Hilfeleistung gegenüber Schiffbrüchigen verfeindeter Nationen zu unterlassen. U 156 wurde am 8. März 1943 in der Karibik östlich von Barbados durch einen Bombenangriff versenkt. Niemand der 53 Besatzungsmitglieder überlebte.

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