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Kritik zum München-"Tatort": So fanden wir "Die letzte Wiesn"


"Tatort: Die letzte Wiesn"
So oberflächlich das Oktoberfest, so oberflächlich der Krimi

t-online, Jessica Hornig

Aktualisiert am 21.09.2015Lesedauer: 3 Min.
Das Oktoberfest - nicht gerade Leitmayrs und Batics bevorzugter Aufenthaltsort.Vergrößern des BildesDas Oktoberfest - nicht gerade Leitmayrs und Batics bevorzugter Aufenthaltsort. (Quelle: BR/Bernd Schuller)
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Von wegen "Happy Beer Drinking": Das Oktoberfest entwickelte sich im Münchner "Tatort: Die letzte Wiesn" für Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) zum Albtraum-Ort, an dem ein Mörder den Bier- noch möglichst viele echte Leichen hinzufügen wollte. Die Kommissare bekamen es mit allerlei Verdächtigen und undurchsichtigen Verwicklungen zu tun. Leider verzettelte sich der Krimi dabei zu sehr, der Täter blieb blass. Am stärksten waren die nüchternen und ernüchternden Bilder vom Oktoberfest.

"Immer des G'schiss mit der Scheiß-Wiesn!" grummelte Gerichtsmediziner Doktor Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) an einer Stelle - und traf damit den Nagel auf den Kopf. Als Zuschauer wurde man das Gefühl nicht los, dass dieser "Tatort" nicht gerade von Wiesn-Fans inszeniert wurde.

Doch genau das machte die Bilder vom Oktoberfest so stark: Keine Gaudi, keine fröhliche Ausgelassenheit, keine Schunkelei. Wenn Arthur Gränsel (Julius Feldmeier) mit Elektromusik aus dem Kopfhörer das Helene-Fischer-"Atemlos"-Gedröhne ausblendete und dabei aus seiner beobachtenden Perspektive einen nüchternen Blick auf die berauschten Feierwütigen im Festzelt warf, konnte es auch den Zuschauer ob der abstoßenden Szenen gruseln.

Der schonungslose Blick hinter die Kulissen des größten Volksfestes der Welt ernüchterte ebenfalls. Seien es die Bilder aus der Wiesn-Wache, der knallharte Geschäftssinn der Wiesn-Wirtin Moosrieder (Gisela Schneeberger) oder die trockenen Aussagen von Kellnerin Ina Sattler (Mavie Hörbiger): "Auf der Wiesn kann sich jeder benehmen wie die letzte Sau. Ich trag Radlerhosen, weil die Idioten mir zwischen die Beine greifen. Aber so lange man im normalen Leben schön angepasst und bieder ist, da interessiert das keinen." Das stammt zwar aus dem Drehbuch, aber es steht zu befürchten, dass echte Wiesn-Bedienungen diese Aussage sofort unterschreiben würden.

Alkohol triefte aus jeder Pore

Auch sonst triefte der Alkohol in diesem "Tatort" aus jeder Pore: Leitmayrs an zwei Schwedinnen untervermietete Wohnung, in der plötzlich dutzende junge Leute ihren Rausch ausschliefen. Batics aus Kroatien angereiste trinkfeste Tanten, von denen eine später mit 1,9 Promille auf der Wiesn aufgegriffen wurde. Oder die Alkoholprobleme von Karl Maurer, dem Vorgesetzten der beiden Kommissare, die offensichtlich allgemein bekannt sind, und die sich zur Wiesn-Zeit noch verstärken.

Die beiden letzteren waren nur zwei von verschiedenen Nebenaspekten des Falls, die allesamt angerissen, aber nicht weiter ausgebaut wurden. Dabei hätten es vor allem die menschlichen Schicksale verdient, näher beleuchtet zu werden. Was aber wiederum den Rahmen des Krimis gesprengt hätte. So wirkte der "Tatort" eher thematisch überfrachtet.

O wie oberflächlich

Neben der starken Darstellung der Wiesn als die gigantische Besäufnis-Maschinerie, die sie letztlich ist, blieb der Krimi leider zu oberflächlich. Über die tiefergehenden Motive des stillen, einsamen jungen Mannes, der Besoffenen GHB (Liquid Ecstasy) in die Maß kippte, erfuhr man beispielsweise nicht viel mehr als das grundlegende Täterprofil der Fallanalystin: jung, ausgegrenzter Einzelgänger, unterentwickeltes Selbstbewusstsein, mit Zerstörungsmotiv. Er blieb blass.

Stattdessen verstrickte sich der Krimi im Wirrwarr der Verdächtigen und deren Motiven, ohne dabei Tiefgang zu entwickeln. Angesichts der frühen, deutlichen Präsentation des Festzelt-Killers war der überraschende Dreh am Ende aber doch gelungen: Dass die letzte GHB-Leiche nicht von Gränsel hatte umgebracht werden können, verschaffte der persönlichen, emotionalen Verstrickung von Kommissar Leitmayr mit der Verdächtigen Sattler und ihrem Sohn noch einmal eine dramatische Wendung.

Krimi-Durchschnittskost

Spannung baute der "Tatort" dennoch auf, unterhaltsam, abwechslungsreich und kurzweilig war er allemal. Schade nur, dass sich die Aufgeregtheit und der Trubel der Wiesn auch auf den Fall niederschlugen - in Form von Verdächtigen- und Motiv-Wirrwarr und zu vielen angerissenen Nebenhandlungen. So war "Die letzte Wiesn" solide Krimi-Durchschnittskost zweier routinierter alter "Tatort"-Haudegen. Mehr aber auch nicht. Beim nächsten Fall dürfen sich Batic und Leitmayr gerne wieder steigern.

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