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Opel Diplomat A V8: der deutsche Straßenkreuzer


Opel Diplomat A
Der deutsche Straßenkreuzer

driver.de, Ulrich Feld

Aktualisiert am 30.09.2013Lesedauer: 3 Min.
Opel DiplomatVergrößern des BildesOpel Diplomat (Quelle: Hersteller-bilder)
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Der Opel Diplomat A ist eine imposante Erscheinung mit seiner Länge von fast fünf Metern und dem reichlich verteilten Chrom. Auch innen blinkt und glitzert es an allen Ecken und Enden, etwa am Türgriff.

Opel Diplomat: Amerikanische Botschaft aus Rüsselsheim

Was bei Opel allerdings nichts wirklich Neues war, immerhin gehörte die Firma seit 1929 zum General Motors-Konzern. Schon in den dreißiger Jahren schmückten sich die Oberklasse-Opel vom Typ Kapitän und Admiral mit einem Design, das stark an die zeitgenössischen Luxusfahrzeuge aus Übersee erinnerte. In den fünfziger Jahren bekamen die Opel Kapitän Panorama-Windschutzscheiben wie viele große US-Wagen dieser Zeit. Und ab 1964 kam noch der Diplomat dazu. Womit die so genannte KAD-Reihe (für Kapitän, Admiral und Diplomat) komplett war. Besonders beim Diplomat passte der Name bestens, seine Aufgabe war quasi die des US-Botschafters.

Chevrolet-V8 unter der Haube des Opel Diplomat

Man merkt es an seiner Aussprache, denn er spricht mit hörbar amerikanischem Akzent. Wenn man den Zündschlüssel dreht, ertönt unter der Haube ein wohlbekanntes Schlürfen wie bei heißem Kaffee - das typische Grollen eines V8-Motors aus Detroit. Die Maschine mit 4,6 Litern Hubraum stammt aus den Regalen von Chevrolet und gilt in den USA als "The heartbeat of America", Amerikas Herzschlag. Der 1955 eingeführte Chevrolet-V8 bis heute Amerikas Universalmotor schlechthin und der meistgebaute Motor der Automobilgeschichte. Mit 4,6 Litern Hubraum war der V8 nach amerikanischen Maßstäben nicht überdimensioniert. In Deutschland jedoch, wo die meisten noch Käfer fuhren, hatte diese Maschine riesige Dimensionen. Der einzige deutsche Automotor, der den gusseisernen Achtpötter noch übertraf, hatte 6,3 Liter Hubraum und befeuerte den Mercedes 600.

Amerikanisches Flair mit deutscher Perfektion beim Opel Diplomat

Mit dem Opel Diplomat A hatte Deutschland endlich auch einen Straßenkreuzer. Der allerdings bei aller amerikanischen Lässigkeit auch durch teutonische Perfektion beeindruckt: Sämtliche Spaltmaße seines Blechkleids verlaufen wie mit einem dünnen Stift gezogen. Das Cockpit mit seinen - übrigens echten! - Edelholzblenden wirkt so aufgeräumt wie ein Wohnzimmertisch, auf dem die Fernsehzeitschrift und die Fernbedienung genau parallel zueinander und im rechten Winkel zur Tischkante platziert sind. Fast wie bei Mercedes und BMW also, den Hauptkonkurrenten des Opel Diplomat.

Opel Diplomat als Dickschiff mit Sprintvermögen

Beim Getriebe zeigte sich General Motors geizig. Auf Befehl aus Detroit musste Opel auf das billige Zweistufen-Automatikgetriebe namens "Powerglide" zurückgreifen. Das Spurtvermögen des Opel Diplomat ist dennoch beträchtlich. Der Dicke rennt in etwas mehr als 11 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ungefähr 190 Sachen.

Unsportliches Fahrwerk

Die Werksangabe genügt dabei, ausprobieren möchte man es am Steuer eines Opel Diplomat heute nicht mehr. Wer dieses Schiff fährt, begreift, warum in amerikanischen Filmen die Schauspieler in Fahraufnahmen nie das Lenkrad wirklich ruhig halten: Die Lenkung ist sehr leichtgängig, aber auch schwammig und ungenau, speziell um die Mittellage herum. Die Federung ist nachgiebig wie eine Sahnehaube auf einem Pudding. Fahrwerksmäßig mag der große Opel Diplomat am liebsten Straßen, die so kerzengerade sind wie die Linien seiner Karosserie.

Opel Diplomat als lässiger Gleiter

Es braucht ein paar Kilometer, dann siegt endgültig die Macht des großen Hubraums. In diesem Auto möchte man ständig den linken Arm aus dem Fenster hängen lassen und untermalt vom kraftvollen Blubbern des Chevrolet-V8 einfach nur vorwärts gleiten. Man lässt einfach den V8 die Arbeit machen, dafür ist er schließlich da. Und siehe da, auf einmal überträgt sich diese gelassene Art der Fortbewegung via Lenkrad und Sitzgarnitur auch auf den Fahrer. Genau das ist er, der vielzitierte "american way of drive".

Es gab auch ein Opel Diplomat Coupé

Ab 1965 gab es den Riesen aus Rüsselsheim auch als Coupé. Für den Aufpreis gegenüber der Limousine bekam der Käufer einen kräftigen Nachschlag in Sachen Hubraum, nämlich einen 5,4 Liter mit 230 PS. Womit das Diplomat-Coupé damals der stärkste deutsche Zweitürer und und bis zu 206 km/h schnell war. Ab 1966 gab es den großen V8 auch für die Limousine, was aber nur 330 Kunden überzeugte. Die Karriere des ersten Opel Diplomat endete im Herbst 1968 nach insgesamt 8848 Exemplaren.

Opel Diplomat: Oldtimer mit steigenden Preisen

Als Oldtimer erfreut sich der Opel Diplomat heute steigender Beliebtheit, besonders natürlich bei Fans amerikanischer Wagen. Die Situation bei Karosserieteilen ist aber im Gegensatz zu richtigen US-Autos äußerst schwierig. Die braune Pest hat viele der sanften Straßengleiter dahingerafft, die Rostvorsorge ab Werk war mangelhaft - was aber bei anderen Fahrzeugen aus dieser Epoche ebenfalls zutrifft. Ersatzteile für den Motor sind dagegen problemlos erhältlich. Für einen Opel mit V8 sind mindestens 10.000 Euro einzukalkulieren, wobei nur selten einmal ein Coupé auf den Markt kommt.

Sehen Sie sich den Opel Diplomat auch in unserer Foto-Show an.

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