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Experten berechnen: So lange werden die Fahrverbote gelten


Jahrelange Sperren
Experten: So lange werden die Fahrverbote gelten

Von Markus Abrahamczyk

24.10.2018Lesedauer: 3 Min.
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Dieselabgase: Je nach Belastung werden die Fahrverbote für viele Jahre gelten, zeigen Berechnungen.Vergrößern des Bildes
Dieselabgase: Je nach Belastung werden die Fahrverbote für viele Jahre gelten, zeigen Berechnungen. (Quelle: Marijan Murat/dpa-bilder)

Fahrverbote werden kommen, das ist sicher. Wie lange aber werden sie bleiben? Auch das ist jetzt sicher, denn Experten haben es erstmals berechnet. Das Ergebnis wird vielen Autofahrern überhaupt nicht gefallen.

Fahrverbote in deutschen Städten sind längst beschlossene Sache. Und es werden immer mehr. Nach Berlin, Stuttgart, Frankfurt am Main und anderen Städten muss bald auch Mainz seine Straßen für viele Dieselautos sperren. Die Bundesregierung und die Städte selbst ersuchen das unbedingt zu verhindern, sie wollen Software updaten, Radwege bauen, jetzt – in größter Not – auch Gesetze ändern.

Der große Haken: Das alles zeigt keine Wirkung – zumindest keine deutliche.

Das zeigt eine Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Deren Ergebnisse untermauern, dass an Fahrverboten erstmal kein Weg vorbei führt. Wie lange sie gelten werden? Bis die Luft endlich sauber genug ist – genauer ließ sich diese Frage bislang nicht beantworten. Jetzt nennt die Untersuchung erstmals konkrete Zahlen.

So gingen die Experten vor

Basis der Untersuchung: die gemessene Stickoxidbelastung an bundesweit 520 Messstationen. Der Jahresmittelwert dieser Belastung für 2017 wurde vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht.

So wichtig ist der Jahresmittelwert
Dieser Jahresmittelwert ist entscheidend in der Frage, ob in einer Stadt ein Fahrverbot verhängt wird: Wenn er die Schwelle von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreitet, droht ein Diesel-Fahrverbot.

Die Stickoxidbelastung an bundesweit 387 Stationen ist online einsehbar. Die CAR-Experten haben deren Messwerte analysiert: Sie verglichen die Werte von Januar bis September 2017 mit den jeweiligen Werten aus 2018. So entstanden jeweils Neun-Monats-Mittelwerte.

Die Tabelle zeigt, wie sich die Werte von 2017 bis 2018 verändert haben. An mehr als jeder vierten Messstation wurde der Grenzwert in beiden Jahren überschritten.

Anzahl der Messstationen (insges. 387) Belastung 2017 in Mikrogramm (Jahresmittel) CAR-Messwerte für 2017 in Mikrogramm CAR-Messwerte für 2018 in Mikrogramm Differenz in Mikrogramm Differenz in Prozent
Davon 14 Extrem belastet (mind. 50) 59,83 56,73 -3,1 -5,2
20 Hoch belastet (45 bis 49) 48,39 46,58 -1,8 -3,7
19 Belastet (40-44) 43,20 41,97 -1,2 -2,9
23 Leichter belastet (35-39) 37,72 36,10 -1,6 -4,3
29 Wenig belastet (30-34) 32,32 31,22 -1,1 -3,4
110 Neutral (20-29) 23,97 22,92 -1,1 -4,4
172 Unbelastet (0-19) 12,06 11,77 -0,3 -2,4
Insgesamt 387 23,62 22,75 -0,9 -3,7

An den extrem belasteten Stationen (Jahresmittelwert: mehr als 50 Mikrogramm) sank die Belastung immerhin um 5,2 Prozent. "Gemessen an der Versprechungen und Hoffnungen der Politiker ist das wenig", sagen die Verfasser der Studie.

Das ist obendrein die größte Verbesserung, und die Werte dieser Stationen liegen immer noch um 42 Prozent über der erlaubten Grenze von 40 Mikrogramm. Auch an den übrigen belasteten Stationen sind die Messwerte nach wie vor zu hoch.

Bissig schreiben die Autoren: Dass die Werte ein bisschen gesunken sind, sei unter anderem dem schönen Wetter zu verdanken – nicht aber den Software-Updates an den Autos oder den Luftreinhalteplänen der Kommunen.

Hochrechnung: So lange gelten die Fahrverbote

Aber auf schönes Wetter ist bekanntlich wenig Verlass. Deshalb sei fraglich, wie lange die Fahrverbote in den betroffenen Städten gelten werden. Eine Hochrechnung des Instituts gibt die Antwort. Und die ist alles andere als erfreulich.

Die Rechnung zeigt, wann die Grenzwerte an den Messstationen unterschritten werden, wann also keine Fahrverbote mehr nötig sind. Dazu wurden die derzeitigen Verbesserungen auf die kommenden Jahre hochgerechnet.

Die Hochrechnung hat zwei Voraussetzungen
Die von 2017 bis 2018 gemessenen Verbesserungen setzen sich so fort.
Und die Maßnahmen von Bund und Kommunen schlagen weiterhin kaum an.

Das Ergebnis: Erst 2025 – in sieben Jahren – werden an den 14 extrem belasteten Standorten die gesetzlichen Grenzwerte erreicht. So lange sind Autofahrer dort nicht vor Fahrverboten sicher. An den 20 hoch belasteten Standorten bestehen die Fahrverbote demnach bis 2022, selbst an den 19 wenig belasteten Standorten wird die EU-Norm erst im Jahr 2019 erfüllt.

Scharfe Kritik an der Bundesregierung

Die Autoren der Studie gehen mit der Bundesregierung hart ins Gericht: Sie habe Hardware-Nachrüstungen drei Jahre lang ausgesessen und damit die Entwicklung "dramatisch falsch eingeschätzt." Stattdessen: "milde Aktionen und simple Maßnahmen". Und mit dem kürzlichen Dieselkompromiss sei die Gefahr von weiteren Fahrverboten eher gestiegen als gesunken.

Verwendete Quellen
  • CAR
  • Eigene Recherche
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