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So gut ist 3D-Fernsehen ohne Brille


Fernsehen & HIFI
So gut ist 3D-Fernsehen ohne Brille

spiegel-online, Matthias Kremp, Spiegel online

24.08.2012Lesedauer: 4 Min.
Toshiba 55ZL2Vergrößern des BildesDer Toshiba 55ZL2 ermöglicht 3D-Fernsehen ohne Brille (Quelle: Hersteller-bilder)
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Darauf haben viele gewartet: Endlich kommt das 3D-TV ohne nervige Brille. Toshiba hat den ersten Fernseher auf den Markt gebracht, der das Kunststück schaffen soll – wenn man das nötige Geld auftreiben kann. Unser Test zeigt, wie gut das brillenlose 3D wirklich ist.

Die Werbebotschaft verheißt Erlösung: Mit dem Modell 55ZL2 habe man das erste 3D-TV ohne Brille im Angebot, tönt Toshiba. Damit würde der japanische Hersteller eine der Barrieren einreißen, die mich seit langem vom regelmäßigen 3D-Konsum im Wohnzimmer abhalten: den Brillenzwang.

Denn herkömmliche 3D-Fernseher, egal ob sie mit Shutter-Technik oder Polarisation arbeiten, verlangen stets, dass sich die Zuschauer eine Spezialbrille auf die Nase setzen. Ohne die sieht man nur verwaschenen Pixelmüll. Doch Shutter-Brillen kosten nicht selten dreistellige Summen, die Polarisationstechnik halbiert die Auflösung und damit die Bildqualität. Ein 3D-TV, das räumliche Bilder ohne Brille darstellt, könnte diese Probleme beseitigen.

Linsen verzögerten Marktstart

Der Aufwand, den Toshiba dafür betreibt, ist allerdings beachtlich: Vor das eigentliche Display haben Toshibas Ingenieure eine Schicht Miniaturlinsen montiert, die das TV-Bild in die zwei Einzelbilder zerlegen, die man braucht, um einen 3D-Eindruck zu bekommen. Diese Linsen waren einer der Gründe, weshalb sich die Einführung der Technik zunächst verzögert hatte: Die Linsenschicht muss absolut passgenau auf das Display montiert werden, was wohl nicht von Anfang an problemlos klappte.

Um sicherzustellen, dass man auch tatsächlich ein 3D-Bild sieht, führt eine in den TV-Rahmen integrierte Kamera kontinuierlich eine Gesichtserkennung der Zuschauer durch und passt das Bild entsprechend an. Der Fernseher berechnet dafür neun Perspektiven gleichzeitig, es können also neun Personen zugleich einen 3D-Film ansehen. Um das bewerkstelligen zu können, muss das Display allerdings eine höhere Auflösung bieten als herkömmliche Modelle. Toshiba baut in den 55ZL2 deshalb ein sogenanntes 4K-Display ein, einen Bildschirm, der eine viermal höhere Auflösung bietet als Full-HD-Fernseher, exakt 3840 × 2160 Pixel.

3D ohne Tiefe

Beim 3D-Gucken bleibt davon freilich nicht viel übrig. Aufgrund der aufwendigen Darstellungstechnik entspricht das 3D-Bild dem eines HD-Ready-Fernsehers mit einer Auflösung von 1280 × 720 Bildpunkten (720p). Um überhaupt ein 3D-Bild sehen zu können, muss man, nachdem alle Zuschauer ihre Plätze eingenommen haben, die Tracking-Taste auf der Fernbedienung drücken. Die eingebaute Kamera erfasst dann die Sitzpositionen der Zuschauer und richtet die 3D-Optik so aus, dass möglichst alle ein perfektes Bild sehen.

In der Praxis funktioniert das nicht so reibungslos, wie es Toshibas Techniker versprechen. Probleme tauchten bei meinem Test auf, als die Zuschauer locker verteilt vor, auf, über und neben dem Sofa saßen. Besser klappte es, als alle, wie die Vögel auf der Leine, nebeneinander auf dem Sitzmöbel Platz nahmen.

Mittelstellung als Kompromiss

Aber auch so gab es noch Konflikte. Sobald man den Kopf von der ursprünglichen Sitzposition seitlich entfernt, zeigten sich Doppelbilder und der 3D-Effekt löst sich auf. Teilweise mussten die Zuschauer die Köpfe zusammenstecken oder sich voneinander trennen, um besser sehen zu können.

Der 3D-Effekt selbst konnte mich nicht überzeugen. Im Vergleich zu Fernsehern, die den Raumeffekt mittels Shutter-Brillen erzeugen, scheint das brillenlos erzeugte Bild weit weniger tief. Zwar gibt es die Möglichkeit, per Fernbedienung zwischen fünf verschiedenen Intensitäten des 3D-Effekts zu wählen, doch in der kleinsten ist 3D kaum zu erahnen. Auf der höchsten Stufe hingegen verschwimmt das Bild und wird für die Augen anstrengend. Die Mittelstellung erwies sich als brauchbarer Kompromiss.

Groß und großartig

Überhaupt keinen Kompromiss geht man dagegen ein, wenn man den Toshiba im 2D-Modus benutzt, im Gegenteil. Wo die aufwendige Technik bei 3D nur Mittelmaß liefert, bringt sie bei Filmen von Blu-ray und HDTV Herausragendes zustande. Ein besseres TV-Bild wird man wohl kaum finden.

Dabei darf man sich nicht von den 55 Zoll Diagonale täuschen lassen, die den Fernseher an sich schon wie ein Heimkino wirken lassen. Herausragend wird er, weil die Quad-HD-Auflösung in Kombination mit einer sehr guten elektronischen Bildaufbereitung Filme und Fernsehsendungen so scharf und detailreich darstellt, dass ich kurz zweifelte, ob Full-HD-Fernseher wirklich alle Pixel eines Full-HD-Bildes anzeigen. Hier hat Toshiba tolle Arbeit geleistet, insbesondere wenn man bedenkt, welche Datenmengen das Gerät bewältigen muss, wenn es Full-HD-Bilder von einer Blu-ray auf die vierfache Pixelmenge hochrechnet.

Richtig Spaß hat es gemacht, mit dem Gerät Urlaubsfotos anzuschauen. Mit seiner Acht-Megapixel-Auflösung konnte der Fernseher die Bilder aus unserer Zwölf-Megapixel-Kamera besser anzeigen, als es irgendein anderer Bildschirm in unserem Haushalt vermocht hätte – und viel größer.

Körbeweise 3D-Brillen

Aus diesem Grund – und weil er satte 30,5 Kilo schwer ist – fiel es mir trotz der Mängel bei der 3D-Funktion nicht leicht, den 55ZL2 nach Testende wieder in seinen beeindruckend großen Karton zu stecken und zurück an Toshiba zu schicken. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass ich mich viel zu schnell an das Quad-HD-Bild gewöhnt hatte, das ähnliche Qualitäten hat wie die Retina-Displays von iPhone, iPad und dem neuen MacBook Pro. Es lag aber schlicht auch daran, dass einem jeder andere Fernseher plötzlich piefig und klein vorkommt, wenn man einmal so einen 55-Zöller im Zimmer stehen hatte.

Und doch: Kaufen würde ich mir diesen Wunderfernseher nicht. Zum einen, weil mich die vier Lüfter nerven, die ständig heiße Luft aus der Elektronikabteilung des 55ZL2 blasen, auch nach dem Abschalten gerne noch eine halbe Stunde weiterpusten und bei ruhigen Filmpassagen deutlich hörbar sind.

Zum anderen, weil er für Normalverdiener schlicht viel zu teuer ist. 8000 Euro muss man anlegen, um auf teure 3D-Brillen verzichten zu können. Selbst im Vergleich zu hochwertigen 55-Zöllern ist das ein derart üppiger Aufschlag, dass man vom gesparten Geld körbeweise 3D-Brillen kaufen könnte.

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