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Konrad Zuse: Wie vor 80 Jahren in Kreuzberg der Computer erfunden wurde


Wie vor 80 Jahren in Kreuzberg der Computer erfunden wurde

Von dpa
11.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Der Nachbau des ersten programmierbaren Computers.
Der Nachbau des ersten programmierbaren Computers. (Quelle: picture alliance / dpa./dpa)
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Berlin (dpa) - An Wagemut hat es Konrad Zuse nicht gefehlt. Als Statiker bei den Henschel Flugzeugwerken in Berlin hatte er eine feste Anstellung, was Anfang der 30er Jahre in Deutschland keine SelbstverstΓ€ndlichkeit war.

Doch die immer wiederkehrenden Berechnungen langweilten den studierten Maschinenbauer und Bauingenieur so sehr, dass er 1935 den Sprung in die SelbststΓ€ndigkeit wagte. Im Wohnzimmer seiner Eltern entwickelte er eine Rechenmaschine, die die langwierigen Berechnungen der Statiker automatisch erledigen sollte. Es war der VorlΓ€ufer des ersten funktionsfΓ€higen Digitalrechners weltweit. Dieser erste funktionsfΓ€hige Rechner, die Z3, wurde vor genau 80 Jahren - am 12. Mai 1941 - erstmals in Betrieb genommen. Doch der Reihe nach:

Zuse wollte nicht weniger als ein "mechanisches Gehirn" entwerfen. Konzeptionell betrat der 25-JΓ€hrige dabei Neuland. Die Maschine sollte das BinΓ€rsystem verwenden, also mit "Null" und "Eins" beziehungsweise den ZustΓ€nden "wahr" und "falsch" rechnen. FΓΌr die Realisierung der Ablaufsteuerung wollte Zuse dann die Aussagen der binΓ€ren Logik verwenden. Dieses Verfahren bildete spΓ€ter die Grundlage des Digitalzeitalters.

Um die Statikberechnungen anzugehen, hatte sich Zuse vorgenommen, mit einem kompakten Speicher fΓΌr 16 Zahlen zu arbeiten. Bei den ersten Konstruktionen griff er dabei auf eine Erfahrung aus seiner Jugend zurΓΌck. Mit dem Metallbaukasten der Firma Stabil hatte er nach seinem Abitur einen komplexen Kohlenverladekran zusammengebaut, wofΓΌr er die Ehrenurkunde der Firma erhielt.

Der erste Entwurf für Zuses Rechner, die Z1 aus dem Jahr 1938, bestand aus übereinander liegenden Blechstreifen. "Die Z1 war jedoch die meiste Zeit verklemmt", schreibt der Berliner Informatiker und Historiker Ralf Bülow in einem Blog-Eintrag des weltgrâßte Computermuseums, dem Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn, zum Z3-JubilÀum.

In einem zweiten Anlauf nahm Zuse von einer rein mechanischen LΓΆsung Abstand. Rund zweihundert elektromagnetische Relais sollten nun die Rechenarbeit ΓΌbernehmen. Die Z2 funktionierte etwas besser als die Z1, war aber fΓΌr einen kommerziellen Einsatz noch nicht zuverlΓ€ssig genug. Sie weckte aber immerhin das Interesse von Alfred Teichmann, der Abteilungsleiter im Institut fΓΌr Festigkeit der Deutschen Versuchsanstalt fΓΌr Luftfahrt (DVL) war.

Teichmann beschΓ€ftigte sich im Institut am Flugplatz Johannisthal im Berliner Stadtteil Adlershof vor allem mit dem PhΓ€nomen des Flatterns. "So nannten die Luftfahrtexperten seit den 1920er-Jahren die rhythmischen Verdrehungen von FlΓΌgeln und Leitwerk, die bei bestimmten Geschwindigkeiten auftreten konnten. Im schlimmsten Fall stΓΌrzte das Flugzeug ab", schreibt BΓΌlow.

Die Ingenieure des DVL versuchten das Flattern durch konstruktive Γ„nderungen in den Griff zu bekommen. Dazu wurden beispielsweise eingebaute Gewichte in den TragflΓ€chen verschoben, um den Schwerpunkt zu verΓ€ndern. "Dazu musste aber sehr viel gerechnet werden." Als nun Teichmann die Z2 sah, habe er die MΓΆglichkeiten fΓΌr die Flatterforschung erkannt. Zuse wurde mit dem Bau eines grâßeren Rechners beauftragt.

Zuse benâtigte dann noch einmal ein Jahr, um die Z3 zu entwickeln. Und ihm gelang der große Wurf, obwohl er weitgehend von der deutschen Kriegswirtschaft ignoriert wurde. Die Z3 ist in die Computer-Geschichte als erster frei programmierbarer und programmgesteuerter Rechenautomat eingegangen.

Der erste Testlauf fand vor achtzig Jahren statt, am 12. Mai 1941 in der Methfesselstraße 7 in Berlin-Kreuzberg. Dort hatte Zuse die Werkstatt seines Ingenieurbüros eingerichtet. "Im Rechen- und Speicherwerk der Z3 steckten 2.000 Relais; für die Ein- und Ausgabe der Zahlen gab es ein kleines Schaltpult, die Programmierung erfolgte mit gelochten Filmstreifen", schreibt Bülow. "Wenn man die Verwendung elektromagnetischer Technik zulÀsst, dann war die Z3 der erste funktionsfÀhige Computer."

Richtig zum Einsatz kam die Z3 aber nie. Sie wurde zwar mehrfach vorgefΓΌhrt, wurde dann aber 1943 bei einem Bombenangriff zerstΓΆrt. Der erste auf RΓΆhrentechnik basierte Computer, der von John Mauchly und John Presper Eckert in den USA entwickelte ENIAC, wurde aber erst 1946 fertig gestellt. Der "Electrical Numerical Integrator And Calculator" (ENIAC) sollte - wie der Name bereits nahelegt - die "numerische Integration" beschleunigen, also die Berechnung einer FlΓ€che unter einer Kurve im Koordinatensystem. Dabei ging es nicht um eine abstrakte mathematische FingerΓΌbung. Vielmehr sollte den Soldaten der US-Army im Zweiten Weltkrieg ganz konkret dabei geholfen werden, schnell die Flugbahnen der Artilleriegeschosse zu berechnen.

Die US-Army konnte im Zweiten Weltkrieg allerdings nicht mehr vom ENIAC profitieren, denn die Maschine wurde erst nach Kriegsende fertiggestellt. Mit dem aufziehenden Kalten Krieg Γ€nderte sich dann der Verwendungszweck des Rechenmonstrums: Der ENIAC wurde von US-Wissenschaftlern in Los Alamos verwendet, um die ZerstΓΆrungskraft der ersten Wasserstoffbombe zu berechnen.

Eine 1:1-Modell des ENIAC ist unter anderen im HNF in Paderborn zu bestaunen. Ein funktionsfÀhiger Nachbau der Z3 befindet sich im Deutschen Museum in München. Außerdem ist im Deutschen Technikmuseum in Berlin ein Nachbau zu sehen, den der Sohn des Computer-Pioniers, Horst Zuse, 2010 zum 100. Geburtstag seines Vaters gebaut hatte.

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