Warum sich US-Kids mit Waschmittel vergiften
In den USA kΓ€mpfen die sozialen Medien gegen einen gefΓ€hrlichen Trend an: Bei der "Tide Pod Challenge", einer Art Mutprobe, stecken sich
Tide Pods sind Gel-Kissen, die mit Waschmittel gefΓΌllt sind. Jugendliche stecken sie sich in den Mund, kauen darauf herum, bis sie platzen und stellen Filmaufnahmen davon ins Netz. "Tide Pod Challenge" nennt sich das und macht seit Anfang des Jahres in den USA die Runde in den sozialen Medien.
Etablierte Medien und Gesundheitsorganisationen sind fassungslos ΓΌber die gefΓ€hrliche Mutprobe. Bei der FlΓΌssigkeit in den Kapseln handelt es sich um hochkonzentriertes Waschmittel. Schon geringe Mengen reichen aus, um sich zu vergiften oder die SchleimhΓ€ute zu verΓ€tzen. Die Folgen: MagenkrΓ€mpfe und Atembeschwerden bis hin zum Organversagen.
YouTube verbannt die Mutprobe von seiner Plattform
Nachdem bereits die ersten Nachahmer mit Vergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, reagierte YouTube und kΓΌndigte an, die bedenklichen Videos vom Netz zu nehmen. Die BegrΓΌndung: Die Videos verstieΓen gegen die Community-Richtlinien. Diese verbieten nΓ€mlich Inhalte, "die andere Nutzer zu Handlungen ermutigen, die ihnen schweren Schaden zufΓΌgen kΓΆnnten."
Auch der Hersteller des Markenwaschmittels sah sich gezwungen, ein Video zu verΓΆffentlichen, in dem der Football-Star Rob Gronkowski vor dem giftigen Waschmittel warnt.
Dutzende Jugendliche mussten es erst am eigenen Leib erfahren. Laut der Fakten-PrΓΌfer von Snopes haben sich im Januar mindestens 40 13- bis 19-JΓ€hrige in Folge der Tide Pod Challenge an den Giftnotruf gewandt.
Wie der Trend anfing, ist unklar
Woher der Trend kommt und wer ihn gestartet hat, konnten die Rechercheure nicht fest stellen. Sie fanden nur Verweise auf Scherzseiten, Memes und Artikel ΓΌber FΓ€lle, in denen die gelb-blauen Gel-Kissen aus Versehen geschluckt wurden, weil Kleinkinder oder demenzkranke Senioren sie fΓΌr SΓΌΓigkeiten oder Spielzeug hielten.
Motherboard entdeckte auΓerdem mehrere Bewertungen auf Amazon, in denen User vom Geschmack der Tide Pods erzΓ€hlen oder Rezepte vorschlagen.
Sogenannte "Challenges" (Herausforderungen) sind ein beliebtes Format auf YouTube und in den sozialen Netzwerken. Viele davon sind vergleichsweise harmlos, wie etwa die Ice-Bucket-Challenge, mit der vor einigen Jahren um Spenden fΓΌr Opfer der seltenen ALS-Krankheit geworben wurde.
Vor kurzem versuchten sich auΓerdem unzΓ€hlige Nutzer an dem Besteigen einer "unsichtbaren Stufe" - einem optischen Trick, den nur besonders gewandte Sportler beherrschen.
Tragischer Fall aus Minnesota
Doch immer wieder werden auch vΓΆllig wahnwitzige Mutproben online initiiert und verbreitet. So brachten sich vor knapp drei Jahren Jugendliche bei der "Cinnamon-Challenge" in Lebensgefahr, bei der es darum ging, einen LΓΆffel puren Zimt zu schlucken.
Auch beim Nachahmen von Stunts oder sportlichen HΓΆchstleistungen kommt es hΓ€ufig zu Verletzungen. Leider belohnt das YouTube-Publikum solche Dummheiten hΓ€ufig auch noch durch Aufmerksamkeit: Je krasser die Aktion, desto schneller steigt ein YouTube-Video im Klick-Ranking auf.
Ein besonders tragischer Fall trug sich letztes Jahr zu: Der YouTuber Pedro Ruiz aus dem US-Staat Minnesota forderte seine Freundin auf, mit einer Pistole direkt auf sein Herz zu schieΓen, wΓ€hrend er sich ein dickes Buch vor die Brust hielt. Ruiz war ΓΌberzeugt, das Buch werde als Schutzschild ausreichen. Der Stunt sollte ihn zu einer YouTube-BerΓΌhmtheit machen. Er starb vor laufender Kamera. Seine Freundin wurde des Mordes angeklagt.