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Rentenlücke: Darum müssten Frauen viel mehr Geld sparen als Männer


Mit 30, 40, 50, 60 Jahren
So viel Geld bräuchten Frauen für eine sorgenfreie Rente


Aktualisiert am 22.01.2021Lesedauer: 8 Min.
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Rentensystem in Deutschland: Wie es derzeit noch funktioniert und warum es ein akutes Problem gibt. (Quelle: t-online)

Wer seinen Lebensstandard im Alter halten will, benötigt dafür mehr als nur die gesetzliche Rente. Das gilt für Frauen noch mehr als für Männer. Sie müssten deshalb schon jetzt viel mehr Geld gespart haben.

Zwischen den Verdiensten von Frauen und Männern klafft noch immer eine große Lücke in Deutschland. 18 Prozent brutto pro Stunde weniger verdienten Frauen 2020.

Das macht viele Frauen nicht nur während des Erwerbslebens finanziell abhängig von einem Partner, sondern führt mit den Jahren auch dazu, dass eine andere Lücke immer breiter wird: die Rentenlücke. Gemeint ist damit, dass die gesetzliche Rente geringer ausfallen wird, als das monatliche Nettoeinkommen vor Renteneintritt. Der Unterschied zwischen den beiden Beträgen ist die Rentenlücke.

Wollen Frauen ihren Lebensstandard halten, wenn sie in Rente gehen, müssten sie dafür im Schnitt bereits jetzt deutlich mehr Geld auf dem Konto haben als Männer gleichen Alters – wenn sie mit ihrem Geld nicht mehr tun, als es auf dem Konto oder Sparbuch zu deponieren.

Denn Frauen verdienen während ihres gesamten Lebens nicht nur weniger als Männer, sondern leben im Schnitt auch noch länger. Sie müssen im Ruhestand also mit weniger Einkommen eine längere Zeit füllen.

Doch wie viel Geld müssten Frauen im Alter von 30, 40, 50 und 60 Jahren ganz konkret schon jetzt angespart haben, um im Alter keine Abstriche machen zu müssen? Und was können Sie tun, wenn Ihr Bankkonto noch nicht so üppig gefüllt ist? Die Geldanlage-Plattform Weltsparen hat es ausgerechnet, t-online.de fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Zur Methode:
Die Berechnungen basieren auf einem Berufseinstieg von 25 Jahren, einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 83 Jahren bei Frauen und 78 Jahren bei Männern gemäß Angaben des Statistischen Bundesamts. Im Schnitt beträgt die Zeit in Rente damit etwa 17 Jahre bei Frauen und 12 Jahre bei Männern. Bei den durchschnittlichen Gehältern von Frauen und Männern handelt es sich um einen errechneten Wert auf Basis der Gehaltsstudie von gehalt.de in Kombination mit Angaben des Statistischen Bundesamts zu Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen im Jahr 2019.
Steuern und Inflation wurden berücksichtigt. Um besser vergleichen zu können, wurde bei der Berechnung des Nettogehalts zudem angenommen, dass die Personen unverheiratet sind, keine Kinder haben, in Steuerklasse 1 veranlagt sind, in einem alten Bundesland wohnen, gesetzlich pflichtversichert sind und Kirchensteuer zahlen.

Wie viel Geld sollten Frauen mit 30 Jahren auf dem Konto haben?

Wenn Sie als Frau Ihren jetzigen Lebensstandard im Alter halten wollen, sollten sich bereits heute rund 52.000 Euro auf Ihrem Konto befinden – also knapp eineinhalb durchschnittliche Bruttojahresgehälter. Der Betrag ergibt sich wie folgt:

30 Jahre alte Frauen verdienen brutto im Schnitt 40.189 Euro pro Jahr, netto pro Monat damit 2.062 Euro (angenommene Kriterien dafür siehe Infobox). Das ergibt einen gesetzlichen Rentenanspruch von etwa 1.250 Euro pro Monat. Im Schnitt werden damit monatlich also mehr als 800 Euro fehlen, um im Alter den jetzigen Lebensstandard zu halten (2.062 Euro - 1.250 Euro = 812 Euro).

Insgesamt macht das bei 17 Jahren Rente hochgerechnet 163.000 Euro unter Berücksichtigung der Inflation, also der Tatsache, dass Ihr Geld mit den Jahren an Wert verliert.

Angenommen, Sie kommen nun der Empfehlung von Experten nach, jeden Monat 10 Prozent Ihres Nettogehalts zu sparen, dann könnten Sie bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren noch rund 111.000 Euro zusammenbekommen – 52.000 Euro zu wenig (163.000 Euro - 111.000 Euro = 52.000 Euro). So viel sollten Sie also idealerweise jetzt schon angespart haben.

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* bei 17 Jahren Rente für Frauen und 12 Jahren Rente für Männer

** monatlich zehn Prozent des Nettogehalts bis 67 Jahre

Männern reichen zwei Drittel weniger auf dem Konto

Zum Vergleich: Ein heute 30 Jahre alter Mann verdient im Schnitt 2.577 Euro netto im Monat. Laut aktuellen Prognosen kommt er damit auf einen gesetzlichen Rentenanspruch von 1.525 Euro. Bei zwölf Jahren in Rente beträgt die Rentenlücke damit hochgerechnet 155.000 Euro.

Sie ist damit niedriger als bei gleichaltrigen Frauen und dank des höheren Nettogehalts können Männer auch noch mehr ansparen, bis sie in den Ruhestand gehen: 139.000 Euro, wenn sie ab sofort jeden Monat zehn Prozent zur Seite legen. Das bedeutet: 30-jährige Männer müssten jetzt 16.000 Euro auf dem Konto haben – also gerade einmal ein Drittel von dem, was eine gleichaltrige Frau bereits auf der hohen Kante haben sollte.

Wie viel Geld sollten Frauen mit 40 Jahren auf dem Konto haben?

Hier sollten Sie schon deutlich mehr bei Seite gelegt haben: 104.000 Euro nämlich. Zu dieser Zahl kommt es wie folgt:

40 Jahre alte Frauen verdienen in Deutschland aktuell im Schnitt 49.446 Euro brutto im Jahr, also etwa 2.420 Euro netto im Monat. Sie können damit mit einer monatlichen Rente von rund 1.480 Euro rechnen. Zum jetzigen Nettogehalt klafft also jeden Monat eine Lücke von 960 Euro (2.420 Euro - 1.480 Euro = 960 Euro).

Insgesamt fehlen über einen Zeitraum von 17 Jahren Rentenbezug 188.000 Euro – wenn man mit einrechnet, dass das Geld durch die Inflation auch noch weniger wert wird.

Sparen Sie ab sofort monatlich 10 Prozent Ihres Nettogehalts, schaffen Sie es allerdings nur auf eine Ersparnis von 84.000 Euro. Bereits jetzt besitzen sollten Sie aber schon 104.000 Euro, um die Lücke zu schließen (188.000 Euro - 84.000 Euro = 104.000 Euro).

40-jährige Männer benötigen 38.000 Euro weniger

Zum Vergleich: Laut aktuellen Prognosen beträgt die Rentenlücke bei einem heute 40 Jahre alten Mann hochgerechnet 171.000 Euro, wenn man annimmt, dass er 12 Jahre in Rente sein wird. Die Lücke ist also um 17.000 Euro geringer als bei gleichaltrigen Frauen.

Männer können dank des höheren Nettogehalts mehr sparen, bis sie in Rente gehen. Legen Sie jeden Monat zehn Prozent ihres Einkommens aufs Konto, haben sie mit 67 Jahren immerhin noch 105.000 Euro gespart. Damit sollten 40-jährige Männer jetzt 66.000 Euro auf der Bank haben – also 38.000 Euro weniger als eine Frau gleichen Alters.

Wie viel Geld sollten Frauen mit 50 Jahren auf dem Konto haben?

Einen ordentlichen Batzen: 139.000 Euro. Die wären nötig, um Ihren jetzigen Lebensstandard auch im Ruhestand halten zu können. Wie man auf diese Zahl kommt? So:

50 Jahre alte Frauen verfügen in Deutschland derzeit über ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 51.745 Euro im Jahr. Monatlich gehen auf ihrem Konto also etwa 2.513 Euro netto ein.

Als gesetzliche Rente stehen ihnen später aber nur 1.553 Euro zu – 960 Euro weniger jeden Monat (2.513 Euro - 1.553 Euro = 960 Euro). Über 17 Jahre im Ruhestand entspräche diese Lücke insgesamt 193.000 Euro, wenn man berücksichtigt, dass die Inflation am Wert des Geldes knabbert.

Legen Sie nun monatlich 10 Prozent des Nettogehalts zur Seite, könnten Sie bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren noch 54.000 Euro ansparen – also besagte 139.000 Euro zu wenig, um die Rentenlücke auszugleichen.

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50 Jahre alte Männer müssen ein Viertel weniger gespart haben

Zum Vergleich: Für einen heute 50 Jahre alter Mann beträgt die Rentenlücke bei 12 Jahren im Ruhestand hochgerechnet 180.000 Euro. Sie ist damit um 13.000 Euro niedriger als bei gleichaltrigen Frauen. Ein 50-jähriger Mann kann zudem noch 68.000 Euro sparen, wenn er monatlich zehn Prozent seines Nettolohns zur Seite legt. 50-jährige Männer müssten jetzt also 112.000 Euro auf dem Konto haben – das sind 27.000 Euro weniger als bei 50 Jahre alten Frauen.

Wie viel Geld sollten Frauen mit 60 Jahren auf dem Konto haben?

Idealerweise 157.000 Euro. Nur so wäre es Ihnen möglich, sich im Ruhestand genauso viel leisten zu können wie aktuell. Die Summe berechnet sich folgendermaßen:

Eine heute 60 Jahre alte Frau kommt im Jahr auf ein Gehalt von durchschnittlich 52.140 Euro brutto, monatlich damit auf 2.529 Euro netto. Bleibt der Verdienst bis zum Renteneintritt so, dürfen Sie mit einer Rente von rund 1.612 Euro rechnen. Das sind 917 Euro weniger, als Sie derzeit pro Monat verdienen (2.529 Euro - 1.612 Euro = 917 Euro).

Beziehen Sie nun 17 Jahre lang Rente, wächst die Lücke auf insgesamt 181.000 Euro an – dass Ihr Geld durch die Inflation immer weniger wert wird, ist hierbei bereits berücksichtigt.

Sparen Sie bis zum Renteneintritt jeden Monat 10 Prozent Ihres Nettogehalts, haben Sie am Ende 24.000 Euro angespart – also 157.000 Euro zu wenig, um so weiter leben zu können wie bisher (181.000 Euro - 24.000 Euro = 157.000 Euro).

60-jährige Männer sind Frauen um 18.000 Euro voraus

Zum Vergleich: Ein heute 60 Jahre alter Mann hat hochgerechnet eine Rentenlücke von 169.000 Euro. Sie ist damit auch hier niedriger als bei gleichaltrigen Frauen – 12.000 Euro, um genau zu sein. Und es gilt wieder: Dank des höheren Nettogehalts können 60-jährige Männer mehr sparen als 60-jährige Frauen. Bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren kommen sie noch auf 30.000 Euro. Damit müssten sie jetzt 139.000 Euro auf dem Konto haben, wenn ihr Lebensstandard gleich bleiben soll. Also 18.000 Euro weniger als 60 Jahre alte Frauen.

Was kann ich tun, wenn ich zu wenig Geld gespart habe?

Die oben genannten Beträge klingen erst einmal happig. Doch es gibt eine gute Nachricht: Die Summen müssen nur dann so hoch sein, wenn Sie mit Ihrem Geld nichts weiter tun, als auf einem zinslosen Girokonto oder Sparbuch zu horten. Stattdessen können Sie Ihr Vermögen aber auch für sich arbeiten lassen – indem Sie es investieren.

Keine Sorge: Dafür müssen Sie weder bereits große Reichtümer angehäuft haben noch jeden Tag die Kursentwicklungen an der Börse beobachten. Schon mit 25 Euro pro Monat können Sie einen Sparplan auf einen sogenannten Indexfonds starten, kurz ETF ("Exchange Traded Fund"). Das sind spezielle Aktienfonds, also ganze Körbe mit vielen verschiedenen Aktien, bei denen ein Computeralgorithmus einen Aktienindex wie zum Beispiel den Dax oder den MSCI World nachbildet. Sie entwickeln sich also immer genau so, wie der Index, den sie abbilden.

Da ETFs anders als klassische Investmentfonds ohne einen Fondsmanager auskommen, kosten sie vergleichsweise wenig. Dadurch können Sie am Ende mit einem höheren Ertrag rechnen, auch Rendite genannt. Hier gilt allerdings: Je früher Sie anfangen, desto besser. Denn je länger Sie in ETFs investiert sind, desto stärker profitieren Sie nicht nur vom Zinseszinseffekt, sondern desto besser können Sie Krisen aussitzen. Kurzfristige Verluste gleichen sich auf lange Sicht wieder aus.

Andererseits gilt aber auch: besser überhaupt investieren als gar nicht. Sie können einen ETF-Sparplan schließlich auch über das Renteneintrittsalter hinaus weiter führen. Generell sollten Sie am Aktienmarkt langfristig investiert bleiben – also mindestens zehn, besser 15 Jahre.

So vermehrt sich Ihr Geld mit ETF-Sparplänen

Mit ETF-Sparplanrechnern finden Sie heraus, wie sich Ihr Erspartes vermehrt, wenn Sie es bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren bei einer durchschnittlichen Rendite von 5 Prozent in einen ETF-Sparplan anlegen. Hier zeigt sich, wie stark sich eine frühe Geldanlage auf die möglichen Summen auswirkt:

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* wenn zehn Prozent des Nettogehalts investiert werden

Legen 30 Jahre alte Frauen jeden Monat zehn Prozent ihres Nettogehalts (206 Euro) auf diese Weise an, können sie mit 67 Jahren über 264.000 Euro verfügen. Damit wäre nicht nur die Rentenlücke über 163.000 Euro geschlossen, sie hätten zusätzlich sogar noch 101.000 Euro gespart (264.000 Euro - 163.000 Euro = 101.000 Euro).

Starten 40 Jahre alte Frauen einen ETF-Sparplan, in den sie monatlich zehn Prozent ihres Nettogehalts einzahlen (242 Euro), erhalten Sie bei Renteneintritt 167.000 Euro. Die Rentenlücke von 188.000 Euro ist damit also fast geschlossen. Komplett geschlossen wäre sie, wenn Sie Ihre Sparrate um gerade einmal 29 Euro pro Monat erhöhen würden.

Bei 50-jährigen Frauen bringt ein ETF-Sparplan, in den sie jeden Monat ebenfalls zehn Prozent des Nettogehalts investieren (251 Euro), noch rund 82.000 Euro. Das schließt die Rentenlücke von 193.000 Euro zwar nicht einmal zur Hälfte, ist aber immerhin besser als nichts. Hier wäre allerdings bereits eine monatliche Sparrate von 606 Euro nötig, um die Lücke bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren komplett zu schließen.

Verwendete Quellen
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