Nutzer bewerten Ökonomen-Vorschlag "Respektlos und diskriminierend"

Ist der Boomer-Soli eine faire Lösung, um Altersarmut zu bekämpfen? Die meisten Nutzer von t-online sind entschieden dagegen. Manche hingegen wären durchaus bereit, einen Teil abzugeben.
Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erregen mit ihrem Vorschlag eines sogenannten Boomer-Solis die Gemüter der Bevölkerung. Demnach sollen wohlhabende Rentner einen Teil ihrer Einkünfte abgeben, damit diese den ärmeren zukommen. Es solle ein Freibetrag von 1.048 Euro gelten. Alles darüber hinaus würde mit einer Sonderabgabe von zehn Prozent belegt.
"Der Boomer-Soli mag nicht perfekt sein, aber er ist pragmatisch, sozial verträglich und schnell wirksam", meint Christine Holthoff. Dem Kommentar der t-online-Finanzredakteurin folgten über 2.000 Zuschriften unserer Community. Die meisten lehnen die Idee ab, manche befürworten sie jedoch.
"Großartig, fair und dringend erforderlich"
Einer davon ist Christoph Görtz, der schreibt: "Ich bin Jahrgang 1956 und somit betroffener Boomer. Ich finde den Vorschlag großartig, fair und dringend erforderlich. Die zehn Prozent weniger belasten mich in meiner Lebensführung nicht, da ich nicht mein ganzes Einkommen zum Leben brauche."
Elke Düring sagt: "Im Prinzip ist der Vorschlag richtig. Aber schon bei einer Höhe von 1.048 Euro anzufangen, ist es nicht. Denn mit dieser Rente ist niemand vermögend. Niemand sollte etwas abgeben müssen, der unter 1.600 Euro liegt. Das Leben ist bereits jetzt schon teuer und wird es sicher noch mehr."
"Das ist eine sehr gute Idee", findet Gaby Nagel. "Ich bin Jahrgang 1965 und im Einzelhandel tätig; mein ganzes Berufsleben lang war ich Verkäuferin. Ich könnte von dem Wenigen, das ich habe, noch etwas abgeben. Denn sehr viele haben noch weniger als ich."
"Das wäre respektlos und diskriminierend"
Irene Stritzke-Bauer berichtet: "Ich beziehe eine auskömmliche Rente, arbeitete als alleinerziehende Mutter von drei Kindern aber auch immer." Deshalb falle ihr der Gedanke umso schwerer, viele von denen zu unterstützen, die immer nur Teilzeit gearbeitet hätten oder ausschließlich Hausfrauen gewesen seien.
"Wenn man sich für so einen Lebensentwurf entscheidet, weiß man, dass das Geld im Alter nicht reichen wird. Ich würde lieber jemandem helfen, der nach 40 Jahren Vollzeit heute nicht genug Rente erhält."
"Der Grundgedanke einer solidarischen Lösung ist gut, sollte aber gesamtgesellschaftlich gelten – analog der Finanzierung der Deutschen Einheit", mailt Siegfried Kosdon. "Es nur auf eine bestimmte Gruppe, in diesem Falle Rentner, zu begrenzen, wäre respektlos und diskriminierend. Denn Rente geht alle etwas an – egal welches Alter und welche Stellung in der Gesellschaft."
"Der Boomer-Soli ist asozial"
Norbert Stockmann äußert: "Es sollte einen Boomer-Soli geben. Ich bin 64 Jahre alt und er würde mich treffen, aber in einem verkraftbaren Maße. Die Verweigerung einer solchen Regelung würde die Folgegeneration belasten. Somit leuchtet es mir ein, das Problem von Altersarmut innerhalb der Boomer-Generation anzugehen. Ich sehe darin keinen Widerspruch zu den Grundsätzen eines sozialen Staates. Denn hohe Einkommen mit höheren Steuern und Abgaben zu belegen als niedrige ist Teil unseres Systems und per se nicht ungerecht."
"Es gibt keine gerechte Umverteilung", schreibt Sabine Hapig. "Wir können natürlich so lange von oben nach unten umverteilen, bis alle gleich wenig haben", bemerkt sie spöttisch. "Die individuelle Rente spiegelt eben die persönliche berufliche Leistung wider. Solche Vorschläge sind ein Schlag ins Gesicht derer, die für ihren Ruhestand vernünftig vorsorgen wollten und dafür während ihres Berufslebens auf Annehmlichkeiten verzichteten. Dabei wurde uns doch jahrelang erzählt, dass man auch privat vorsorgen muss."
Die t-online-Nutzerin ergänzt: "Nach wie vor gilt, dass Leistung belohnt werden muss. Ansonsten erleben wir eine Generation Z, die sich sagt, dass Arbeiten sich nicht lohnt. Nach dem Motto: Mit Bürgergeld und etwas Schwarzarbeit lebt es sich gut, und als Rentner beziehe ich Grundsicherung. Warum sollte ich mich anstrengen, wenn mir nachher etwas für die genommen wird, die wenig bis nichts leisteten beziehungsweise einzahlten?", fragt sie rhetorisch und kommt zu dem Schluss: "Der Boomer-Soli ist asozial!"
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