Enormer Besucheransturm Bozen in Südtirol droht der Verkehrsinfarkt
Der Bürgermeister von Bozen setzt einen Hilferuf ab. Das Stadtzentrum ist überlaufen, Touristen werden ab 8 Uhr auf Parkplätze außerhalb der Stadt geleitet.
Die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen, Italien, ächzt unter dem Andrang von Tagesgästen. Bürgermeister Claudio Corrarati warnt vor einem "drohenden Verkehrsinfarkt" und drängt auf rasche Maßnahmen zur Steuerung des Besucheraufkommens. "Wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern, steht Bozen bald still", sagte Corrarati dem Nachrichtenportal "Südtirol News".
Besonders an den Wochenenden würden Unfälle auf der Brennerautobahn (A22), schlechtes Wetter und der Touristenansturm zu überlasteten Straßen und einem völlig überfüllten Stadtzentrum führen. Eine Sofortmaßnahme sieht derzeit vor, dass Fahrzeuge bereits ab 8 Uhr morgens auf Parkflächen außerhalb der Innenstadt umgeleitet werden. "Wer erst 10.30 Uhr eingreift, kommt zu spät", sagte der Bürgermeister.
Verkehrsspitzen frühzeitig erkennen
Langfristig setze Bozen auf smarte Technologie, heißt es in dem Bericht. In Kooperation mit der Provinz werde derzeit ein digitales Leitsystem konzipiert, das Datenquellen wie Google Maps, Verkehrsleitsysteme, den öffentlichen Nahverkehr, Hotelbuchungen und touristische Informationsstellen miteinander verknüpfen soll. Ziel sei es, Verkehrsspitzen frühzeitig zu erkennen und Besucher gezielt zu lenken. Das soll unter anderem über digitale Hinweistafeln an der A22 und im gesamten Stadtgebiet geschehen.
Laut einer Studie des Statistikinstituts Demoskopika zählt Bozen zu den drei Städten Italiens, die am stärksten vom Phänomen des Übertourismus beeinträchtigt werden. Übertroffen wird die Stadt demnach nur von Rimini und Venedig (lesen Sie hier, was jetzt mit der Tagesgebühr für die Lagunenstadt passiert). Auch die städtische Analyse "Bozen 2025 – Stadt in Zahlen" verzeichnet neue Höchststände. Mehr als 429.000 Ankünfte und beinahe 946.000 Übernachtungen, bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,2 Nächten, werden in diesem Jahr erwartet.
Wissenswert
Bozen ist bekannt als kulturelles Zentrum Südtirols mit einer einzigartigen Mischung aus alpiner und mediterraner Lebensart. Die Stadt beherbergt das Südtiroler Archäologiemuseum mit der weltberühmten Gletschermumie "Ötzi". Die malerische Altstadt, traditionsreiche Märkte und die Nähe zu den Dolomiten macht die Stadt zu einem Topziel für Tagesausflügler.
Auch aus der Wirtschaft und von Arbeitnehmervertretungen kommt Rückenwind für eine verbindliche Besucherregelung. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes hds, Philipp Moser, spricht sich laut "Südtirol News" für ein landesweites Besuchermanagement aus und begrüßt den Vorschlag, stark frequentierte Hotspots wie die Seceda (lesen Sie hier alles zur Seceda) durch Buchungssysteme oder Besuchslimits zu regulieren.
- suedtirolnews.it: "Auch Bozen kämpft mit Besucheransturm"
- demoskopika.it: "Demopress 2025"
- suedtirol.info: "Südtirol – Offizielles Tourismusportal"
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.