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Risiko Übergewicht: Wenn die hormonelle Bremse fällt


Risiko Übergewicht
Wenn die hormonelle Bremse fällt


15.06.2025 - 10:00 UhrLesedauer: 4 Min.
Übergewicht kann mit gesundheitlichen Risiken einhergehen.Vergrößern des Bildes
Übergewicht kann mit gesundheitlichen Risiken einhergehen. (Quelle: Chalirmpoj Pimpisarn/getty-images-bilder)
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Mit zunehmendem Körpergewicht steigt der Anteil an Fettgewebe im Körper – und damit auch die Bildung verschiedener Hormone, die dem Körper schaden.

Übergewicht kann das Stoffwechselsystem des Körpers empfindlich stören. Das führt nicht nur dazu, dass das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Auch fällt es mit zunehmendem Gewicht auf der Waage immer schwerer, wieder abzunehmen. Warum bei starkem Übergewicht die hormonelle Bremse fällt – und was die im Fettgewebe gebildeten Hormone und Substanzen mit dem Körper machen, erfahren Sie im Folgenden.

Besonders Bauchfett ist ein Gesundheitsrisiko

Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind in Deutschland nach Selbstangaben aus den Jahren 2019/2020 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 25 sprechen Experten von Übergewicht. Ab einem BMI von 30 liegt Adipositas vor. Die Formel zur Berechnung des Body-Mass-Index lautet: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat. Ein Beispiel: Ein Mann wiegt 100 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,85 Metern. Sein BMI beträgt demnach 29,2, denn: 100 kg : (1,85 m x 1,85 m) = 29,2.

Neben dem Ausmaß des Übergewichts, das der BMI erfasst, wird auch das Fettverteilungsmuster zur Risikoabschätzung hinzugezogen. Bei einem Taillenumfang von mehr als 88 Zentimetern bei erwachsenen Frauen und 102 Zentimetern bei Männern liegt eine bauchbetonte Adipositas (abdominale Adipositas) vor. Die Fettansammlungen im Bauchraum (Apfeltyp), die sich um die inneren Organe legen, gelten als besonders gesundheitskritisch. Fettansammlungen an Beinen und Po (Birnentyp) hingegen gelten als weniger schädlich.

Was Bauchfett so gefährlich macht

Doch was genau macht Bauchfett, das sogenannte viszerale Fett, so gefährlich? Das eingelagerte Bauchfett ist ein hochaktives Stoffwechselorgan. Es bildet verschiedene Botenstoffe und Hormone, die den Körperstoffwechsel erheblich stören können und Entzündungen und Krankheiten fördern. Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto mehr kritische Substanzen werden gebildet. Die normale Hormonsituation im Körper gerät aus der Balance.

Bauchfett wirkt entzündungsfördernd

Viszerales Fett stimuliert die Bildung kritischer Botenstoffe, die chronische Entzündungsprozesse und Gewebeschäden im Körper fördern. Langfristig kann das gefährlich werden. Bestimmte Zytokine beispielsweise gelten als bedeutender Risikofaktor für Autoimmunerkrankungen, aber auch für verschiedene Krebsarten, unter anderem Darmkrebs und Brustkrebs. Ebenso können die entzündungsfördernden Substanzen, die das viszerale Fett bildet, die Blutgefäße schädigen und Arteriosklerose begünstigen.

Bauchfett bringt das Herz in Gefahr

Wie die Deutsche Adipositas Gesellschaft e. V. betont, ist starkes Übergewicht alles andere als "nur" ein kosmetisches Problem. Erwachsene mit Adipositas hätten eine niedrigere Lebenserwartung und ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten. Viszerales Fett stellt ein metabolisches und kardiovaskuläres Gesundheitsrisiko dar. Es steht in engem Zusammenhang mit Fettstoffwechselstörungen und einer Fettleber. Das Risiko für Fettlebererkrankungen steigt bei Menschen mit bauchbetonter (viszeraler) Adipositas im Vergleich zu normalgewichtigen Personen um mehr als das Dreifache.

Ebenso haben Menschen mit viel Bauchfett ein deutlich höheres Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Steigendes Körpergewicht, besonders in Verbindung mit vermehrtem Bauchfett, erhöht das Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln, um das Zwei- bis Dreifache.

Bauchfett erhöht das Diabetesrisiko und macht hungrig

Ebenso beeinflusst zu viel Bauchfett den Hormonhaushalt ungünstig und wirkt unter anderem auf den Insulinspiegel ein. Die Folge kann eine Insulinresistenz (dauerhaft erhöhter Insulinspiegel) sein. Das Risiko für einen Typ-2-Diabetes steigt. Etwa 80 Prozent aller neu diagnostizierten Menschen mit Typ-2-Diabetes sind übergewichtig.

Ebenso können die im Bauchfett gebildeten Hormone das Hunger- und Sättigungsgefühl stören. Bei übergewichtigen Menschen fällt das Hungerhormon Ghrelin nach dem Essen teils langsamer ab. Obwohl ausreichend gegessen wurde, bleibt man länger hungrig. Auch ist bekannt, dass das im Fettgewebe gebildete Sättigungshormon Leptin bei Übergewicht zwar ansteigt, das Gehirn aber nicht mehr richtig darauf reagiert. Die Folge der Ghrelin-Leptin-Dysbalance: Trotz voller Energiespeicher fühlt man sich nicht richtig satt. Man isst leicht mehr, als man bräuchte – und nimmt weiter zu.

Warum das Abnehmen mit steigendem Körpergewicht immer schwerer fällt

Je mehr Übergewicht besteht, desto schwieriger wird es, die überflüssigen Pfunde wieder loszuwerden. Das hat mehrere Ursachen. Nicht nur die gestörte Hormonregulation von Leptin und Ghrelin wirkt einem Gewichtsverlust entgegen. Auch passt sich der Körper an das neue Gewicht an. Der Stoffwechsel verlangsamt sich. Der Grundumsatz sinkt. In Ruhe werden weniger Kalorien verbrannt. Und auch bei mehr Aktivität bleibt der Körper eine ganze Weile im Sparmodus. Das Abnehmen ist erschwert.

Fettzellen haben "Gedächtnis"

Hinzu kommt, dass sich die Fettzellen ihr Gewicht "merken". Nimmt man ab, sendet der Körper verstärkt Hungersignale, um den Ursprungszustand wiederherzustellen. Dadurch kann beim Abnehmen der Hunger besonders groß sein – was eine Ernährungsanpassung zusätzlich erschweren kann. Und nicht selten kommt es nach einer Diät zum sogenannten Jo-Jo-Effekt: Man wiegt bereits kurze Zeit nach der Kalorienreduktion mehr als vorher. Der Körper reagiert auf die Hungerphase mit Alarm und verlangsamt den Stoffwechsel. Das führt dazu, dass nach der Diät weniger Kalorien verbraucht werden und das Gewicht schneller wieder zunimmt. Daher ist es wichtig, bei einer angestrebten Gewichtsabnahme die Kalorienzufuhr nicht zu stark zu reduzieren.

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Was hilft gegen Übergewicht?

Mit einer frühzeitigen Gewichtsreduktion können der Stoffwechsel und der Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht kommen – und auch das Abnehmen fällt dann noch leichter. Wichtig zu wissen: Am erfolgversprechendsten ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung mit einer gesunden, fettarmen Ernährung, kombiniert mit Sport und Verhaltenstherapie. Unterstützung finden Betroffene durch professionelle Betreuung, etwa durch einen Ernährungsmediziner, oder im Rahmen einer Psychotherapie, beispielsweise einer Gruppentherapie.

Wenn der Stoffwechsel bereits entgleist ist

Ist der Stoffwechsel bereits so entgleist, dass gewöhnliche Therapien aus Bewegung und Ernährungsumstellung nichts bringen, sollte man einen Arzt oder ein Adipositaszentrum aufsuchen. Hier können alternative Behandlungsmöglichkeiten, etwa mit Medikamenten, besprochen werden. Je nach Schwere der Adipositas kann das Einsetzen eines Magenballons oder eines Magenschrittmachers erwogen werden. Auch die Magenverkleinerung stellt eine Behandlungsoption dar. Die Kosten für eine solche Operation werden bei einem BMI über 40 oder bei schweren Folgeerkrankungen bei einem BMI über 35 häufig von den Krankenkassen übernommen.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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