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Die Paleo-Diät: Erfahrungen mit der Steinzeiternährung


Die Paleo-Diät: Erfahrungen mit der Steinzeiternährung

t-online, Pascal Ludwig

Aktualisiert am 08.05.2015Lesedauer: 4 Min.
Kein Tabu bei der Steinzeit-Diät: Fleisch, Pilze und Nüsse stehen regelmäßig auf dem Speiseplan.Vergrößern des BildesKein Tabu bei der Steinzeit-Diät: Fleisch, Pilze und Nüsse stehen regelmäßig auf dem Speiseplan. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Der Mensch ernährte sich hundertausende von Jahren gleich: Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und alles, was man in Wäldern finden konnte. Erst seit wenigen tausend Jahren haben Getreide- und Milchprodukte Einzug in die menschliche Ernährung gehalten, Zucker wird global gesehen seit ca. 250 Jahren konsumiert, Aromen und Zusatzstoffe sogar erst seit dem letzten Jahrhundert. Zeitlich gesehen möglicherweise zu kurz für unseren Körper, um sich evolutionstechnisch an die "neuen" Lebensmittel bereits angepasst zu haben.

Ernährung wie in der Steinzeit

An diesem Punkt setzt das sogenannte Steinzeit-Rezept an. Große Bekanntheit erlang diese steinzeitliche Ernährungsweise, die auch unter dem Namen Paleo-Diät bekannt ist, etwa durch die Schauspielerin Veronica Ferres, die mit Hilfe der steinzeitlichen Ernährung mehrere Kilos verlor.

Menschlicher Körper funktioniert noch wie in der Steinzeit

Laut dem langjährigen Charité-Chef Detlev Ganten ist der menschliche Körper ein Meisterwerk der Natur, der sich allerdings seit der Steinzeit nur kaum weiterentwickelt hat und sich an die Ansprüche des modernen Lebens noch nicht angepasst hat.

Und auch der amerikanische Steinzeit-Diät-Guru Arthur de Vany erklärt, dass der menschliche Körper zwei Grundsätzen gehorcht, die über Jahrhunderte hinweg überlebensnotwendig waren: Wenn es etwas zum Essen gibt, möglichst viel zu verzehren und sich auf keinen Fall mehr zu bewegen, als zum Überleben nötig. Man musste schließlich Ressourcen sparen, denn durch Nahrungsknappheit und das Jagen und Sammeln war der Mensch körperlich reichlich gefordert.

Nahrungsmittelüberfluss: Dilemma der Zivilisation

Und so wird das Dilemma der Zivilisation deutlich: Bewegungsmangel und ein Überfluss an Nahrungsmitteln. Hinzu kommen unzählige "neue" Nahrungsmittel, die fast ausschließlich ungesünder sind als die "alten". Durchaus keine ideale Situation, wenn man bedenkt, dass wir womöglich noch immer in unseren Steinzeit-Körpern feststecken.

Folglich predigt de Vany in seinen Büchern über gesunde Lebensweise und Abnehmen, man solle sich möglichst so ernähren und bewegen, wie es unsere Vorfahren für tausende von Jahren gewohnt waren. Allerdings sieht Ernährungs-Wissenschaftlerin Martina Bösch hierbei auch Probleme: "Man sollte bei dieser Thematik daran denken, dass Steinzeitmenschen tendenziell früh verstorben sind. Mittlerweile gilt als bewiesen, dass eine ausgewogene Ernährung aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß lebensverlängernd wirkt."

Steinzeitdiät im Selbstversuch

Soweit machte mich die Theorie neugierig und ich entschloss mich, die Steinzeit-Ernährung für 20 Tage zu testen. Ich nahm in dieser Zeit rasch ab, mein Cholesterin-Spiegel sank, jedoch auch meine sportliche Leistungsfähigkeit. Und auch mein Magen-Darm-Trakt lernte in dieser Zeit beide Seiten der Medaille kennen.

Wie es mir bei diesem Experiment tagtäglich erging, habe ich in einem Tagebuch festgehalten.

Welche Lebensmittel sind bei der Paleo-Diät erlaubt?

Bevor mein "Experiment" startete, galt es zuerst Klarheit zu schaffen, welche Lebensmittel ich in den kommenden Tagen noch konsumieren durfte und welche auf die Tabuliste kamen. Der Grundsatz war zunächst klar: Man darf alles essen, was der Steinzeit-Mensch auch hätte essen können. Dies bedeutet in erster Linie einen Verzicht auf alle "modernen" Nahrungsmittel: Getreideprodukte, Milchprodukte, Raffinadezucker sowie sämtliche Zusatzstoffe. Diese existieren erst, seitdem der Mensch etwa 10.000 v. Chr. sesshaft wurde und mit dem Ackerbau und der Domestizierung von Nutztieren begann.

Eigene Auslegung der Steinzeitdiät: Kartoffeln erlaubt

Allerdings herrscht bei vielen Produkten in der Literatur Uneinigkeit darüber, ob man sie im Sinne der steinzeitlichen Ernährungsweise konsumieren darf oder nicht. Zu diesem Grenzbereich gehören zum Beispiel Mineralwasser, Alkohol, Kartoffeln, Eier, Honig und Kaffee. Ich kam nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss, man könne die Zivilisation nicht leugnen und entschloss mich bei diesen Produkten lediglich auf Alkohol zu verzichten.

Ich bin 1,75 Meter groß und wog vor Antritt meiner "Ernährungs-Zeitreise" etwas mehr als 70 Kilogramm. Ich versuchte zumindest jeden Tag Sport zu machen, meine Blutwerte waren in Ordnung. Dennoch machte mich das Steinzeitrezept neugierig, wie mein Körper darauf reagieren würde.

Zuckergehalt in herkömmlichen Lebensmitteln unterschätzt

Anfangs stellte sich der Verzicht auf die gewohnten Lebensmittel als schwierig dar, nach knapp einer Woche fiel dies jedoch deutlich einfacher. Die steinzeitlichen Lebensmittel in meine Tagesplanung zu integrieren wurde nach und nach normal.

Dabei empfand ich es nicht am Schwierigsten auf die Kohlenhydrate und die Milchprodukte zu verzichten, sondern den Zucker zu meiden. Vor der Ernährungs-Umstellung war mir überhaupt nicht klar, dass in einem Großteil der Produkte, die man im Supermarkt kaufen kann, große Mengen Raffinadezucker zugesetzt sind. Mein Verlangen nach Süßem stillte ich während der 20 Tage durch Obst, und Honig, wobei ich beim Honig-Konsum nicht sparte. Für die Zukunft nahm ich mir vor, weiterhin auf den Zuckergehalt in meinen Lebensmitteln zu achten und auch verstärkt Bio-Produkte, die mit Rohrzucker statt Raffinadezucker versetzt sind, zu kaufen.

Abends ohne schlechtes Gewissen essen

Besonders den Zuckerverzicht hält Ernährungs-Wissenschaftlerin Bösch für empfehlenswert. "Wir empfinden Zucker als lecker und nehmen daher deutlich zu viel davon auf. Durch die Aufnahme von Zucker steigt der Blutzuckerspiegel schnell an, sinkt aber auch genauso schnell wieder ab. Dies verursacht ein Hungergefühl", so Bösch. Die Expertin erwähnt ebenfalls positiv, dass durch die Steinzeit-Diät viele Produkte konsumiert werden, die für eine lange Sättigung sorgen.

Auch schärfte das Experiment mein Bewusstsein dafür, dass man abends nicht auf Essen verzichten muss, wie ich es durchaus ab und an in der Woche tat, um einer Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Ich habe gelernt, dass man sich ohne Kohlenhydrate vor allem abends satt essen kann ohne dabei Gefahr zu laufen, Fettpölsterchen anzusetzen: Im Laufe der drei Wochen habe ich rund drei Kilogramm Gewicht verloren.

Fazit: Überdenken meines gewohnten Speiseplans

Überhaupt war mir vor dem Experiment nicht bewusst, wie sehr meine Ernährung zuvor von Nudeln und Backwaren, also Kohlenhydrat-Produkten, dominiert war. Hier habe ich mir für die Zukunft ebenfalls vorgenommen, mehr Gemüse in meinem Speiseplan zu integrieren.

Und schließlich bleibt festzuhalten: Es macht Spaß sich Gedanken über seine Ernährung zu machen und nicht alles unachtsam zu verzehren. Der Gesundheit und dem Wohlbefinden kann das nur gut tun.

Das Tagebuch zu 20 Tagen Steinzeit-Ernährung

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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