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"Hot Chip Challenge": So gefährlich ist die Schärfe für unseren Körper


"Hot Chip Challenge"-Hersteller stoppt Lieferung
Gesund oder schädlich? Das macht scharfes Essen mit dem Körper

Von dpa
Aktualisiert am 14.11.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0311561703Vergrößern des BildesHot Chip Challenge: Die Packung enthält einen Tortilla-Chip mit der schärfsten Chili der Welt. (Quelle: IMAGO/ELA CELIK/imago)
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Chili, Ingwer, Wasabi: Scharf gewürztes Essen heizt ordentlich ein. Und es soll gesund sein – zumindest, wenn man es nicht übertreibt. Was ist da dran?

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, findet immer wieder Videos von Kindern und Jugendlichen, die sich der sogenannten "Hot Chip Challenge" stellen. Dabei essen sie einen Tortilla-Chip mit der schärfsten Chili der Welt – und setzen dabei ihre Gesundheit aufs Spiel. Denn extreme Schärfe ist besonders für Kinder und Jugendliche ein Gesundheitsrisiko, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Nach Zwischenfällen, Notarzteinsätzen und Lebensmittelwarnungen darf das Produkt in Baden-Württemberg und Bayern bereits nicht mehr verkauft werden. Nun hat der Hersteller der "Hot Chip Challenge" die Lieferung des umstrittenen Produkts nach Deutschland eingestellt.

Aber wie kann scharfes Essen eigentlich diese starken Reaktionen im Körper auslösen?

Scharfmacher binden an Hitzerezeptoren

Egal ob Chilis, Wasabi oder Ingwer: Für das feurige Gefühl in der Mundhöhle sorgen bestimmte Scharfstoffe. "In Chilischoten ist Capsaicin der Scharfmacher", sagt Karolin Höhl, Diplom-Ökotrophologin von der Dr. Rainer Wild-Stiftung. In Pfeffer ist es Piperin, in Knoblauch Allicin, in Wasabi Senföl und in Ingwer das Gingerol.

Aber: Schärfe ist keine Geschmacksart wie süß, salzig, bitter, sauer und umami. Der jeweilige Stoff aktiviert vielmehr Rezeptoren im Mund, die eigentlich Hitze oder Schmerz erkennen. So entsteht das Gefühl von Brennen im Mund, auch wenn die Speise selbst kalt ist.

Info: Schärfe lässt sich messen

Schärfe wird mittels der Scoville-Einheit (Scoville Heat Units, SHU) bestimmt. Die unterste Wahrnehmungsschwelle des Menschen für Schärfe liegt bei etwa 16 SHU. Gemüsepaprika hat bis zu zehn SHU, handelsübliche Peperoni liegen zwischen 100 und 500 SHU. Tabascosauce ist bei 2.5500 bis 8.500 SHU eingruppiert. Die als schärfste Chili der Welt geltende Sorte "Carolina Reaper" liegt bei 2.200.000 SHU.

Wie Schärfe auf den Körper wirkt

In vielen Teilen der Welt eilt scharfen Gerichten der Ruf voraus, positiv auf den Körper zu wirken. So regt scharfes Essen die Durchblutung und den Herzschlag an und die Gefäße erweitern sich, erklärt Karolin Höhl.

Es heißt auch, dass scharfes Essen im geringen Umfang Endorphine, also Glückshormone freisetzt, was uns entspannter machen soll. "Wissenschaftlich erwiesen ist das alles allerdings nicht", sagt Johannes Georg Wechsler. Gleiches gilt ihm zufolge etwa für die Aussage, scharfes Essen könne das Leben verlängern.

Was allerdings für scharfe Stoffe wie etwa Capsaicin in Chilischoten spricht: Sie wirken antibakteriell. Aber auch hier sind für die Wissenschaft noch Fragen offen.

Capsaicin wird zudem eine Reihe weiterer positiver Wirkungen zugeschrieben. Es soll angeblich den Energieverbrauch und die Fettverbrennung steigern, den Appetit etwa im Zuge einer Diät mindern, für eine gesunde Darmflora sorgen und bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels hilfreich sein.

"Ob dem wirklich so ist, ist auch hier nicht zweifelsfrei erwiesen, die Studienlage ist uneindeutig", sagt Karolin Höhl. Hinzu komme, dass in einigen Studien sehr hohe Dosen Capsaicin in Pillenform verabreicht wurden. Diese Mengen lassen sich kaum über den Speiseplan im Alltag zuführen.

Es kommt vor allem auf die Dosis an

Bei der Frage, wie Schärfe auf Körper und Gesundheit einwirkt, kommt es aber vor allem auf eines an: die Dosis. Der Logik "Viel hilft viel" folgt man bei scharfem Essen besser nicht. "Schärfe in niedriger Dosis führt zumeist zu keinerlei Problemen", sagt Johannes Georg Wechsler. Anders sieht es bei einer höheren Dosis aus.

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind bis zu fünf Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Körpergewicht pro Mahlzeit unproblematisch. Liegt die Konzentration höher, kann das zu Übelkeit und Erbrechen, im Extremfall sogar zu Vergiftungserscheinungen führen.

Das Problem: Den exakten Capsaicin-Gehalt sieht man dem, was man da verspeisen möchte, meist nicht an. Geht es nach der Einschätzung des BfR, muss man sich bei einem traditionellen indischen Curry aber nicht um seine Gesundheit sorgen. Zum Problem für die Gesundheit werden eher Produkte wie Chilisoßen oder -Extrakte, die mit extremer Schärfe werben.

Milch statt Wasser zum Neutralisieren

Wird es zu feurig im Mund, haben viele den Impuls, mit einem Glas Wasser zu löschen. "Das ist aber keine gute Idee, weil es nicht zielführend ist", sagt Karolin Höhl. Besser ist es, als Ausgleich einen Schluck Milch zu trinken oder etwas Joghurt oder Käse zu essen.

Denn fett- und eiweißhaltige Nahrungsmittel lindern die Schärfe besser. Das liegt unter anderem daran, dass Capsaicin fettlöslich ist. Heißt: Ist Fett im Spiel, kann sich der Stoff nicht mehr so gut an die Rezeptoren binden – die Schärfe quält uns weniger.

In einem Fall schiebt man den Teller mit dem scharfen Essen aber besser direkt beiseite: "Sind starke Schmerzen die unmittelbare Folge von scharfem Essen, sollte man das als Alarmzeichen des Körpers sehen", rät der Internist Prof. Johannes Georg Wechsler, Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM).

Und: Wer einen empfindlichen Magen oder Darm hat, lässt am besten die Finger von besonders scharf gewürzten Speisen. Sie können die Magen- und Darmschleimhäute reizen. Die Folgen: Magenschmerzen oder Durchfall. Und auch kleine Kinder sollten nicht scharf essen. Denn ihr Verdauungstrakt muss sich nach und nach an scharfe Speisen gewöhnen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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