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Hämatokrit zu niedrig oder zu hoch: Was bedeutet das?


Hämatokrit: Was bedeuten zu hohe oder zu niedrige Werte?


Aktualisiert am 12.02.2024Lesedauer: 5 Min.
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Blutprobe: Der Hämatokritwert steht für die Fließeigenschaften des Blutes.Vergrößern des Bildes
Blutprobe: Der Hämatokritwert steht für die Fließeigenschaften des Blutes. (Quelle: vitranc/getty-images-bilder)

Der Hämatokrit (Hk, Hkt, Hct) ist ein Blutwert. Er gibt an, wie dickflüssig das Blut ist. Was dahintersteckt, wenn er zu hoch oder zu niedrig ist.

Der Hämatokrit zählt zu den klassischen Laborwerten, die im Rahmen eines kleinen oder großen Blutbilds immer erfasst werden. Dennoch wissen viele nicht, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Liegt der Hämatokritwert außerhalb der Norm, kann dies harmlose Ursachen haben. Er kann aber auch ein Krankheitszeichen sein.

Was ist Hämatokrit (Hk)?

Der Hämatokrit (auch: Hct-, Hkt- oder Hk-Wert) gibt Aufschluss darüber, ob das Blut eher dünn- oder dickflüssig ist. Mithilfe des Hk-Werts können Ärztinnen und Ärzte erkennen, zu wie viel Prozent das Blut aus Blutzellen besteht. Je höher der Wert, desto höher ist der feste Anteil des Bluts – und desto schlechter kann es fließen.

Blut setzt sich aus flüssigen und festen Bestandteilen zusammen. Der flüssige Teil ist das Blutplasma, während der feste Teil die unterschiedlichen Blutzellen umfasst. Zu den Blutzellen zählen

  • die roten Blutkörperchen (Erythrozyten),
  • die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie
  • die Blutplättchen (Thrombozyten).

Die roten Blutkörperchen machen mit rund 99 Prozent den mit Abstand größten Anteil der Blutzellen aus. Daher gilt der Hämatokrit auch als Maß dafür, wie viele rote Blutkörperchen sich im Blut befinden.

Hämatokritwerte: Welche Referenzwerte sind normal?

Welcher Hämatokritwert als normal gilt (Referenzwert), ist je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich. Männer haben einen höheren Wert als Frauen. Bei Kindern ist der Hämatokritwert niedriger als bei Erwachsenen. Auch bei Schwangeren im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel verringert sich der Hämatokritwert vorübergehend.

Der Hk-Wert wird in der Regel in Prozent angegeben (oder alternativ in Liter pro Liter, l/l). Er sagt aus, wie viel Prozent die festen Bestandteile des Bluts ausmachen. Bei einem Hk-Wert von 45 Prozent bedeutet das zum Beispiel: Zu 45 Prozent besteht das Blut aus Zellen und zu 55 Prozent aus dem flüssigen Blutplasma.

Hämatokrit: Normalwerte bei Erwachsenen

Frauen Männer
37-47 % 40-54 %

Wichtiger Hinweis:

Je nach verwendeter Untersuchungsmethode können die Hk-Normalwerte von Labor zu Labor voneinander abweichen. Daher sind die angegebenen Werte als Richtwerte zu verstehen, die nicht zur eigenen Interpretation eines Laborbefundes geeignet sind. Besprechen Sie Ihre Werte daher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Verschiedene Einflüsse können die Werte verändern, ohne dass eine krankhafte Ursache vorliegt. Wenn eine Person beispielsweise bei körperlicher Aktivität viel schwitzt, steigt der Hämatokritwert vorübergehend, da Flüssigkeit verloren geht. Diese Faktoren wird die Ärztin oder der Arzt berücksichtigen, wenn sie oder er die Blutergebnisse interpretiert.

Hämatokrit zu hoch: Was bedeutet das?

Ist der Hämatokrit zu hoch, enthält das Blut mehr Blutzellen als gewöhnlich. Das Blut ist entsprechend dicker und kann nicht mehr so gut fließen.

Auf Dauer bedeutet ein zu hoher Hämatokritwert, dass das Herz mehr pumpen muss, um sauerstoffreiches Blut in alle Organe zu transportieren. Auch steigt die Gefahr, dass sich in einem Gefäß ein Blutgerinnsel bildet.

Mögliche Ursachen für einen erhöhten Hämatokritwert sind:

  • eine Austrocknung des Körpers, etwa durch starken Durchfall, erhöhte Harnausscheidung oder Verbrennungen
  • eine erhöhte Zahl roter Blutkörperchen (sekundäre Polyglobulie), etwa durch Erkrankungen von Lunge, Herz und Nieren, bestimmte Tumoren oder Aufenthalt in großer Höhe
  • selten: die Erkrankung Polycythaemia vera (primäre Polyglobulie)

Erhöhter Hämatokrit durch Austrocknung

Wenn im Körper zu wenig Flüssigkeit vorhanden ist, kommt es zur Austrocknung (Dehydrierung). Die Folge: Das Blut wird dickflüssiger und der Hämatokritwert steigt.

Eine Dehydrierung kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen zum Beispiel:

  • starkes Erbrechen und/oder Durchfall
  • eine erhöhte Harnausscheidung im Rahmen von Nierenerkrankungen oder Diabetes mellitus
  • entwässernde Medikamente (Diuretika)
  • großflächige Verbrennungen

Durch Flüssigkeitsgabe lässt sich der Hämatokritwert in der Regel wieder normalisieren. Wichtig ist in jedem Fall, die dahinterstehende Erkrankung zu behandeln.

Sekundäre Polyglobulie: Erhöhter Hämatokrit durch zu viele rote Blutkörperchen

Sind zu viele rote Blutkörperchen im Blut enthalten, sprechen Fachleute von einer Polyglobulie oder Erythrozytose. Zu viele rote Blutkörperchen können ein Krankheitszeichen sein. Dann handelt es sich um eine sogenannte sekundäre Polyglobulie.

Eine Erythrozytose geht immer mit zu hohen Hämatokritwerten einher. Zudem ist die Zahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins im Blut erhöht.

Mögliche Ursachen einer sekundären Polyglobulie sind

  • langjähriges Rauchen
  • chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma
  • angeborene Herzfehler
  • Nierenerkrankungen (z. B. Zystennieren)
  • bestimmte Tumoren (z. B. Wilms-Tumor, Nierenzellkarzinom)
  • ein längerer Aufenthalt in großer Höhe
  • Blutdoping

Eine sekundäre Polyglobulie ist meist auf einen Sauerstoffmangel (Hypoxämie) im Körper zurückzuführen. Die roten Blutkörperchen haben unter anderem die Aufgabe, Sauerstoff aus der Lunge in jede Zelle des Körpers zu transportieren. Bei einem Sauerstoffmangel setzen die Nieren das Hormon Erythropoetin (Epo) frei. Dieses regt die Produktion weiterer roter Blutkörperchen im Knochenmark an. Auf diese Weise versucht der Körper, den Mangel auszugleichen.

Darüber hinaus können bestimmte Tumoren die Epo-Produktion anregen. Dann bilden sich vermehrt rote Blutkörperchen, ohne dass ein Sauerstoffmangel vorliegt.

Eine Polyglobulie kann nicht nur durch verschiedene Erkrankungen, sondern auch durch einen längeren Aufenthalt in großer Höhe entstehen. Der Grund: Der Sauerstoffgehalt in der Luft ist in großer Höhe niedriger ist als in geringer Höhe, sodass der Körper entsprechend mehr rote Blutkörperchen bildet.

Nicht zuletzt kann ein Überschuss roter Blutkörperchen – und damit einhergehend ein zu hoher Hämatokritwert – auch ein Anzeichen für Doping sein. Dabei erhöhen Sportlerinnen und Sportler mit verschiedenen Mitteln (unter anderem mit künstlichem Epo) die Zahl ihrer roten Blutkörperchen im Blut, sodass dem Körper mehr Sauerstoff zur Verfügung steht. Ein solcher künstlich erzeugter Anstieg des Hämatokrits kann gefährlich sein und bis zum Herzversagen führen.

Primäre Polyglobulie: Erhöhter Hämatokrit durch seltene Erkrankung

Selten ist ein zu hoher Hämatokritwert das Krankheitszeichen einer Polycythaemia vera. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der blutbildenden Zellen im Knochenmark.

Bei einer Polycythaemia vera produziert der Körper zu viele Blutzellen. Dies führt dazu, dass der Anteil der festen Bestandteile im Blut zunimmt, sodass der Hk-Wert steigt.

Hämatokrit zu niedrig: Was bedeutet das?

Ist der Hämatokrit zu niedrig, sind weniger feste Bestandteile im Blut enthalten als normal. Das Blut ist also dünnflüssiger.
Zu niedrige Hämatokritwerte entstehen zum Beispiel durch

  • zu viel Wasser im Körper (Überwässerung) oder
  • Blutarmut (Anämie), etwa bei Eisenmangel.

Zu niedriger Hämatokrit durch Überwässerung

Ist der Hämatokrit zu niedrig, kann das an einer Überwässerung (Hyperhydratation) liegen. Eine Überwässerung entsteht zum Beispiel, wenn ein starker Blutverlust im Notfall vorübergehend durch zellfreie Flüssigkeiten ausgeglichen wird.

Zu niedriger Hämatokrit durch Blutarmut

Ein niedriger Hämatokritwert kann auf eine Blutarmut (Anämie) hinweisen. Bei einer Blutarmut sind zu wenig rote Blutkörperchen und/oder Blutfarbstoff (Hämoglobin) vorhanden. Dadurch steigt der flüssige Anteil im Blut, und der Hämatokrit sinkt. Menschen mit Blutarmut wirken häufig sehr blass.

Häufigste Ursache für eine Blutarmut ist Eisenmangel. Fachleute sprechen von einer Eisenmangelanämie. Diese entsteht zum Beispiel durch mangelnde Eisenzufuhr, Blutungen (zum Beispiel durch ein Magengeschwür oder während der Menstruation) oder einen erhöhten Eisenbedarf. Ohne ausreichend Eisen kann sich nicht genug roter Blutfarbstoff (Häm) bilden, den die roten Blutkörperchen benötigen, um Sauerstoff zu transportieren.

Eine Anämie kann darüber hinaus zahlreiche andere Ursachen haben. Dazu zählen zum Beispiel Infekte, größere Blutverluste oder Nierenerkrankungen.

Bestimmung des Hämatokritwerts: Teil des kleinen Blutbilds

Die Bestimmung des Hämatokritwert ist eine Standarduntersuchung: Lässt die Ärztin oder der Arzt ein kleines oder großes Blutbild anfertigen, sind stets die Hämatokritwerte mit aufgeführt.

Neben dem Hämatokritwert umfasst das kleine Blutbild Informationen zur Anzahl und Gestalt der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), der Blutplättchen (Thrombozyten) und zum Blutfarbstoff Hämoglobin. Auch enthält es den sogenannten "Erythrozyten-Index" (MCH-, MCV-, MCHC-Wert). Die damit verbundenen Werte beschreiben die Eigenschaften der roten Blutkörperchen und können Aufschluss über die Ursachen einer möglichen Blutarmut geben.

Bei einem großen Blutbild werden zusätzlich die Unterarten der weißen Blutkörperchen (Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten) näher untersucht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 12.2.2024)
  • "Hämatokrit". Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e. V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 12.2.2024)
  • "Hämatokrit (HKT)". Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 12.2.2024)
  • Behrends, J., et al.: "Duale Reihe Physiologie". Thieme, Stuttgart 2016.
  • Graefe, K., Lutz, W., Bönisch, H.: Duale Reihe Pharmakologie. Thieme, Stuttgart 2016
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