Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eine Bremse für das Virus Immunität gegen Corona? Forscher machen wichtige Entdeckung
Warum erkranken manche Menschen nicht an Corona? Forscher aus Australien haben nun neue Erkenntnisse gewonnen – und sehen Chancen für starke Medikamente.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es immer wieder Berichte von Menschen, die dem Anschein nach gegen das Virus immun sind, während viele andere sich inzwischen mehrfach infiziert haben – teilweise auch mehrmals mit der gleichen Corona-Variante. Auch ist bis heute nicht vollständig geklärt, warum manche Infizierte einen schweren Verlauf erleiden, andere hingegen mit leichten Erkältungssymptomen davonkommen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Charles Perkins Center der Universität Sydney wollen auf dieses Phänomen nun eine Antwort gefunden haben. Ihr Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Plos Biology".
Ein "molekularer Reißverschluss"
Die Forscher um Greg Neely, Professor für funktionale Genomik, untersuchten, welche Gene dafür verantwortlich sind, dass sich Zellen an das Sars-CoV-2-Spike-Protein binden.
Bei ihren Untersuchen entdeckten sie ein Protein mit der Bezeichnung LRRC15, das unter anderem dann in Lungenzellen entsteht, wenn sich jemand mit dem Coronavirus infiziert. LRRC15 ist jedoch kein Protein, das eine Infektion mit dem Coronavirus befördert. Es taucht erst im menschlichen Körper auf, wenn das Virus bereits eingedrungen ist.
Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass genau dieses Protein Teil eines Immunschutzes ist, den der Körper im Fall einer Infektion aufbaut. LRRC15 scheint vor schweren Corona-Verläufen zu schützen, während es das Immunsystem aktiviert. Das könnte auch erklären, wieso sich manche Menschen kaum mit dem Virus infizieren oder nur leichte Symptome aufweisen.
LRRC15 hefte sich an der Spitze des Virus an und ziehe es dann von den Zellen weg, erklärte Lipin Loo, der als Wissenschaftler ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, dazu im "Guardian". LRRC15 scheint das Virus also auszubremsen. Je größer die Menge dieses speziellen Proteins im Körper sei, desto leichter verlaufe die Covid-Erkrankung bei den Betroffenen, so die Annahme der Wissenschaftler.
Schlüssel zu einem neuen Medikament gegen Covid?
Bei Toten, die nachweislich an Corona erkrankt waren, habe man zwar viele dieser Proteine entdeckt, so Neely. Die Menge hätte aber nicht ausgereicht, um einen kritischen Krankheitsverlauf zu verhindern. Die Forscher gehen davon aus, dass Infizierte die Erkrankung umso besser überstehen, je mehr LRRC15-Proteine ihr Organismus produziert.
Eine Studie aus London stützt diese These. Demnach wiesen Blutproben von Patienten mit einem schweren Verlauf weniger LRRC15-Proteine auf als die von Erkrankten mit einem leichten Verlauf. "Unsere Daten deuten darauf hin, dass ein höherer LRRC15-Spiegel zu einer weniger schweren Erkrankung führt", erklärt Neely.
Mit dem neuen Wissen um das Protein LRRC15 könne man "breit wirkende Medikamente" entwickeln, erklärt Neely. Eine Virusinfektion mit Sars-CoV-2 könne somit blockiert und ein schwerer Befall der Lungen unterdrückt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- theguardian.com: "‘Crazy interesting’ findings by Australian researchers may reveal key to Covid immunity"
- PLOS Biology: "Fibroblast-expressed LRRC15 is a receptor for SARS-CoV-2 spike and controls antiviral and antifibrotic transcriptional programs" (englich, Stand: 09.02.2023)