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Corona: "Wir können uns höhere Inzidenzen erlauben"


Intensivmediziner erklären
Weshalb die Patientenzahlen trotz Impfungen so hoch sind


Aktualisiert am 22.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Covid-Intensivstation (Symbolbild): Aktuell sind die Zahlen der Covid-Intensivpatienten wieder so hoch wie vor einem Jahr.Vergrößern des Bildes
Covid-Intensivstation (Symbolbild): Aktuell sind die Zahlen der Covid-Intensivpatienten wieder so hoch wie vor einem Jahr. (Quelle: Max Stein/imago-images-bilder)

Die Inzidenzen steigen weiter und mit ihnen auch die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen. Einmal mehr schlagen Intensivmediziner Alarm. Was droht uns jetzt?

Der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi hat an die Politik appelliert, sich für den Fall einer weiter ungebremsten Corona-Ausbreitung zu wappnen. Falls das vorige Woche beschlossene Paket nicht ausreichend greife, sollten für den 9. Dezember zusätzliche Maßnahmen gegen die vierte Welle vorbereitet werden, sagte Gernot Marx am Montag in einer Videoschalte.

"Die Corona-Lage ist sehr besorgniserregend und momentan nicht unter Kontrolle", sagte Marx. Man mache sich große Sorgen. Mehr als 3.670 Covid-19-Patienten würden nun auf Intensivstationen in Deutschland versorgt, knapp 1.200 seien vergangene Woche hinzugekommen. Regional, etwa in Bayern, Thüringen, Sachsen und einigen Ballungszentren gebe es bereits akute Überlastungssituationen, sodass Patienten verlegt und planbare Operationen verschoben werden müssten. "Wir haben ein Bild, das deutlich an letztes Jahr erinnert – wir müssen alles dafür tun, um das Infektionsgeschehen einzudämmen", betont er.

Warum sind die Patientenzahlen trotz Impfungen so hoch?

Viele Menschen sind mittlerweile irritiert: Obwohl bis heute fast 57 Millionen Menschen in Deutschland vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, haben wir aktuell wieder ähnlich viele Covid-Patienten auf den Intensivstationen wie noch vor einem Jahr, als es noch keinen zugelassenen Impfstoff gab. Woran liegt das?

"Wir können uns heute höhere Inzidenzen erlauben", betont der Divi-Statistiker Andreas Schuppert. "Generell ist es so, je höher die Impfquote ist, umso höher kann die Inzidenz gehen, ohne dass wir zu viele Intensiv-Patienten haben." Doch da die Inzidenzen aktuell extrem hoch – und auch deutlich höher als 2020 – sind, sehen wir auch wieder volle Intensivstationen.

"Wir sind heute de facto schon am Impfbonus – den haben wir eigentlich schon ausgeschöpft. Wir haben sehr klar gerechnet und gezeigt, dass wir bei einer Inzidenz zwischen 300 und 400 bei einer Situation sind, wie wir sie schon in der ersten oder zweiten Welle gesehen haben", erklärt Schuppert.

Steffen Weber-Carstens, Intensivmediziner an der Berliner Charité, betont zudem: "Hätten wir die Impfungen nicht, hätten wir bei solchen Inzidenzen astronomisch hohe Zahlen auf den Intensivstationen."

Jeder Notfall, jeder Covid-Patient wird versorgt

Wenn die Infektionsdynamik in den nächsten Tagen und Wochen allerdings weiter anhalte und es weiter einen ungebremsten Anstieg an schwer kranken Covid-19-Patienten gebe, werde eine Priorisierung von Eingriffen und Umorganisation in weiten Teilen Deutschlands notwendig. Die allgemeine Gesundheitsversorgung stehe dann nicht mehr auf sehr hohem, gewohntem Niveau zur Verfügung. Jeder Notfall und jeder Covid-19-Patient werde jedoch versorgt, betonte Marx.

Wichtig sei aber auch, so Weber-Carstens, dass es aktuell einen "Verdrängungsprozess" auf den Intensivstationen gebe: Covid-Patienten belegten die Plätze, die sonst für Normalpatienten eingeplant seien. Bei der Priorisierung und beispielsweise der Absage planbarer Operationen gehe es immer um die Personalkapazitäten. Personal werde auch von anderen Stationen auf die Intensivstationen verlegt.

Wer sind die Covid-Intensivpatienten?

Vor allem die Altersstruktur der Covid-Patienten hat sich in den vergangenen Wochen verändert. "Im Sommer waren es vor allem jüngere Patienten – jetzt haben wir wieder einen großen Schwung an Patienten, die über 60 Jahre alt sind", erklärt Steffen Weber-Carstens.

"Von dieser älteren Gruppe haben wir 37 Prozent Impfdurchbrüche, bei den Jüngeren nur zwölf Prozent." Aber er betont auch, dass es eine ganze Reihe jüngerer Patienten auf den Intensivstationen gebe, größtenteils seien diese ungeimpft. Besorgniserregend sei zudem eine Häufung schwangerer Patientinnen. Künftig sollen im Divi-Register auch Geimpfte und Ungeimpfte Patienten dokumentiert werden.

Impfpflicht für medizinisches Personal nicht vorgesehen

Marx betonte allerdings auch, dass die Divi aktuell gegen eine "Impfpflicht für eine einzelne Gruppe", also die Berufsgruppe der medizinischen und pflegerischen Fachkräfte, sei.

"Aber wir sehen eine moralisch-ethische Verpflichtung zur Impfung. Unser Anspruch ist es, den Patienten nicht zu schaden und in diesem Fall eben vor einer Covid-Infektion zu schützen. Aber keine Impfpflicht für bestimmte Gruppen", so Marx.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressekonferenz Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), 22. November 2021.
  • Divi-Intensivregister
  • Impfdashboard, 22. November 2021.
  • Nachrichtenagentur dpa
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