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Sarah Pienkoss über die "Offenbarung" der Samenspende


Ein Samenspender-Kind erzählt
Sarah Pienkoss über die "Offenbarung" der Samenspende

t-online, mmh

20.02.2015Lesedauer: 3 Min.
Samenspender-Kind Sarah Pienkoss hat Rechtsgeschichte geschrieben.Vergrößern des BildesFür Samenspender-Kind Sarah Pienkoss ist Vaterschaft nichts Genetisches. (Quelle: ZDF)
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Die "Offenbarung" kam aus dem Nichts, ohne Vorankündigung an einem Wochenende, an dem der Vater verreist war. Die Mutter holte die damals 18-Jährige, um ihr etwas mitzuteilen: "Der Papa ist nicht dein Papa." Samenspender-Kind Sarah Pienkoss sprach in der ZDF-Talkshow "Lanz" über die Lebenslüge und was das Treffen mit dem Samenspender verändert hat.

Von dem Tag vor sechs Jahren an war alles anders und ihr Gefühl, dass etwas zwischen ihr und ihrem sozialen Vater steht, war Gewissheit. Sofort machte sie sich auf die Suche nach dem Samenspender, "ich wollte den Mann kennenlernen, dem ich mein Leben mit verdanke, ohne den ich nicht existieren würde."

Samenspender-Kind Sarah Pienkoss hat Rechtsgeschichte geschrieben

Doch die Spurensuche gestaltete sich enorm schwierig. "Ich habe mich noch nie so ungerecht behandelt und bevormundet gefühlt." Die Samenbank wollte keinen Kontakt zu ihr, sie sollte nicht mehr dort auftauchen, es gebe außerdem keine Dokumente über den Samenspender mehr, behauptete man dort. Dabei müssen derartige Dokumente 30 Jahre aufbewahrt werden.

Ein gutes Jahr ist es nun her, dass die heute 24-jährige Rechtsgeschichte geschrieben hat. Als erstes von rund 100.000 Samenspender-Kindern in Deutschland verklagte Sarah Pienkoss den beteiligten Reproduktionsmediziner auf Offenlegung ihrer genetischen Herkunft - mit Erfolg.

Es brauchte langen Atem und großes Durchhaltevermögen, bis sie den Namen ihres biologischen Vaters erfahren hatte. Das Grundsatzurteil, dass ein Spenderkind wissen darf, wer der biologische Vater ist, hat in letzter Instanz der Bundesgerichtshof bestätigt.

"Dieser Mann ist ein Teil von mir"

Der anonyme Samenspender hat jetzt einen Namen und ein Gesicht. Sarah hat sich mit ihm getroffen. Und selbst ohne Vaterschaftstest wusste sie sofort, er ist ihr leiblicher Vater. Denn: Sie bat ihn im Café, ihr die Zunge herauszustrecken. Wie sie, ist auch Samenspender Hubertus ein "Zungenroller", ein populärwissenschaftliches Vererbungsmerkmal. Daneben gab es noch zahlreiche weitere Ähnlichkeiten, nicht zuletzt das gemeinsame Interesse für Geschichte: Sarah studiert das Fach, ihr biologischer Vater ist Geschichtslehrer.

"Das war richtig schön, diesen Mann das erste Mal zu sehen", erzählte Sarah Pienkoss strahlend in der Talkrunde. "Dieser Mann ist ein Teil von mir und mittlerweile ein guter Freund." Doch was diesem achtstündigen Treffen vorausging, empfand Sarah nicht als angenehm. Immer habe sie eine Distanz zwischen sich und ihrem sozialen Vater gespürt.

Die "Offenbarung" der Mutter

Die "Offenbarung" der Mutter hatte das bestätigt. Sie hatte die Chance genutzt, als ihr Mann auf Dienstreise war, um ihr die Wahrheit über ihre Abstammung zu erklären. "Es sollte eine Lüge zwischen mir und meiner Mutter bleiben", denn der Vater wollte nie, dass das Kind von der wahren Herkunft erfahre.

"Ich fand das nicht nachvollziehbar, denn ich finde nicht, dass Vaterschaft etwas Genetisches hat. Ich denke, genetische Mütter und Väter können genauso schlechte Eltern sein, wie nicht-genetische." Er dachte wohl, so Sarahs Vermutung, sie würde ihn dann nicht mehr als Vater akzeptieren. Doch für sie steht fest: "Mein Papa bleibt mein Papa, den Begriff bekommt kein anderer."

"Ich habe mich einfach belogen gefühlt"

"Ich habe mich einfach belogen gefühlt, das war das Schlimmste", so fasst Sarah Pienkoss ihre Gefühle über diese Lebenslüge, über das Familiengeheimnis zusammen. Tatsächlich ist heute das Verhältnis zwischen Sarah und ihrem Papa enger als vor der "Offenbarung" ihrer Herkunft.

Der Hamburger Reproduktionsmediziner Wolf Michel verweist auf einen Wandel in der Beratungs- und Rechtspraxis rund um die Abstammungsfragen. Heute tendiere man eher zu einem offenen Umgang damit - zum jeweils passenden Zeitpunkt für die Familie - während man in früheren Zeiten, als die genetische Abstammung kompliziert zu klären war, eher den Mantel des Schweigens selbst im engsten Familienkreis darüber breitete.

Sperma ist keine Handelsware

Etwa 100 Euro erhält ein Spender für verwertbares Sperma. Es ist eine Aufwandsentschädigung, denn Sperma ist keine Handelsware. Der 28-jährige Student Dominik Reiser ist Samenspender und biologischer Vater von 15 Kindern, sogar der Vater von Geschwisterkindern. Männer wie er müssen sich nun damit auseinandersetzen, dass ihre Samenspende möglicherweise nicht mehr anonym bleibt, Themen wie Unterhalt oder Erbschaft können aktuell werden. Er sagt dazu: "Ich bin offen für Kontaktanfragen, aber ich würde mich nie in Familien einmischen."

Sarahs soziale Eltern und ihr genetischer Vater kennen sich bisher nur von Fotos. Doch spätestens, wenn sie heiratet, will sie, dass alle ihre Eltern sich persönlich kennenlernen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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