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"Titan"-Insassen: Psychologin erklärt Sorge und Empathie mit Verschollenen


Psychologin erklärt
Warum viele mit den "Titan"-Insassen mitfiebern

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 22.06.2023Lesedauer: 2 Min.
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Deutscher "Titan"-Tourist wird emotional: Im Interview beschreibt er das Gefühl in der U-Boot-Kapsel und wie er um seine Freunde bangt.
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Das mediale Interesse an den fünf in einem Mini-U-Boot Verschollenen ist größer als bei 500 ertrunkenen Flüchtlingen. Eine Psychologin erklärt, woran das liegt.

Empfinden viele von uns mehr Mitgefühl für fünf in einem Tauchboot im Atlantik vermisste Männer als für Hunderte im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge? Diesen Gedanken formulieren derzeit zahlreiche Menschen in sozialen Netzwerken zu Berichten über die "Titan". Das Tauchboot war auf dem Weg zum Wrack des berühmten Luxusdampfers "Titanic", als der Kontakt zum Mutterschiff abriss (hier lesen Sie mehr dazu).

Auf Twitter schrieb ein Nutzer etwa zu dem Vorfall: "Das U-Boot-Unglück am Wrack der 'Titanic' ist bitter. Wir alle hoffen noch immer, dass die Opfer lebend geborgen werden! Aber sprachlos macht mich: Wie sehr dieses Unglück unsere Öffentlichkeit umtreibt und wie egal uns gleichzeitig täglich ertrinkende Menschen im Mittelmeer sind."

Gefühlte Ähnlichkeit ist ausschlaggebend

Aus Sicht der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Grit Hein ist dies durchaus aus mehreren Gründen nachvollziehbar.

Erstens: "Mitgefühl und Empathie nimmt mit gefühlter Nähe oder auch Ähnlichkeit zu einer betroffenen Person zu", sagte die Forscherin vom Uniklinikum Würzburg.

Zweitens: Es sei einfacher, sich in die Situation zu versetzen, in einem engen Raum eingesperrt zu sein. "Sei es auch nur in einem Fahrstuhl." Im Gegensatz dazu sei es wahrscheinlich für viele von uns schwer vorstellbar, wie es ist, auf der Flucht zu sein und sich mit Kind und Hab und Gut auf eine Reise zu begeben. "Das ist etwas, was für viele von uns wesentlich abstrakter ist als dieses Eingesperrtsein auf engem Raum", so Hein. Für die Menschen unter uns, die selbst einen Hintergrund als Geflüchtete haben, sei das sicherlich anders.

Drittens: Nach Heins Auffassung sorgt auch die intensive Berichterstattung für eine gesteigerte Empathie. Sie erklärt: "In dem Moment, in dem ich Informationen über eine Person habe, erzeugt das dieses Gefühl des Kennens, Sichnäherstehens. Und das erhöht das Mitgefühl." Das ließe sich genauso gut über entsprechende Berichterstattung über Geflüchtete erzeugen, die aber so meist nicht passiere, ist Hein überzeugt.

Unser Mitgefühl nutzt sich ab

Zugleich sagte die Forscherin: "Es gibt sicherlich das Phänomen, dass Mitgefühl sich abnutzt, und das hat teilweise natürlich auch seinen Grund." Wenn sich schlechte Nachrichten häuften und man bei jeder Meldung im selben Umfang auch emotional mitgehen würde, würde das zum emotionalen "Burnout" führen. "Im Vergleich dazu ist diese U-Boot-Situation schon recht einzigartig, weckt erst mal die Aufmerksamkeit, und ist etwas, womit viele Menschen sich uns zunächst auch intensiver auseinandersetzen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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