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Camembert: Klimawandel bedroht die Produktion in Frankreich


Klimawandel bedroht Camembert
Steht der französische Käse vor dem Aus?


03.12.2024Lesedauer: 2 Min.
Camembert: Der französische Weichkäse könnte in Zukunft Mangelware sein.Vergrößern des Bildes
Camembert: Der französische Weichkäse könnte in Zukunft Mangelware sein. (Quelle: PicturePartners/getty-images-bilder)
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Er ist bekannt für seine cremige Konsistenz und die würzige Schimmelrinde. Doch der französische Camembert könnte bald vor erheblichen Problemen stehen.

Steht der Camembert vor einem Produktionsende? Einer französischen Studie vom Februar zufolge werde es zukünftig Probleme mit dem Pilzstamm Penicillium camemberti geben, der dem Käse seine charakteristische weiße Rinde gibt. Doch nun zeigt sich: Der Klimawandel erschwert die Produktion des französischen Weichkäses deutlich mehr als der Pilz.

Camembert
Die weiße Kruste ist charakteristisch für den Weichkäse. (Quelle: Jochen Eckel/Zentralbild/dpa/dpa)

Wie bekommt Camembert seine Rinde?

Der Pilz Penicillium camemberti wird während des Produktionsprozesses gezielt auf die Käserinde aufgebracht. In der Reifung entwickelt er eine samtige Schicht, die nicht nur das Aussehen des Käses prägt, sondern auch seinen Geschmack beeinflusst. Gleichzeitig schützt die Pilzrinde den Käse vor äußeren Einflüssen und gewährleistet die charakteristische Konsistenz. Die präzise Kontrolle von Temperatur und Feuchtigkeit in den Reifekellern ist entscheidend, um den idealen Nährboden für das Pilzwachstum zu schaffen.

Keine Biodiversität

Die französische Studie sah das Problem mit dem Camembert ursprünglich in der geringen Biodiversität des Pilzes. Da dieser Pilzstrang nicht geschlechtlich reproduziert, sondern von Forschern im Labor asexuell geklont wird, entsteht kein neues Erbgut von Penicillium camemberti. Kurzfristig werde das zwar zu keinen erheblichen Problemen in der Camembert-Produktion führen.

Langfristig könnte das Klonen des Pilzes aber einerseits dazu beitragen, dass die Biodiversität abnimmt und der Pilz an Leistungsfähigkeit verliert. Andererseits könnte eine Krankheit oder ein Gendefekt die gesamte Population des Pilzes auslöschen. Die weiße Camembertrinde stände dann vor dem Aus.

Das Ende des weißen Camemberts

Doch es gäbe eine einfache Lösung für das Problem, wie der britische Nachrichtendienst BBC berichtet. Dafür bräuchte es nur eine optische Veränderung. Bis ins 20. Jahrhundert kamen auch andere Pilzarten in der Camembert-Produktion zum Einsatz. Damals war die Rinde des Käses in der Regel gräulich bis grün.

Produzenten merkten zu der Zeit allerdings eine Veränderung im Konsumverhalten. Käseliebhaber begannen den weißen, makellosen Camembert zu bevorzugen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird daher in den meisten Fällen der Albino-Pilz Penicillium camemberti in der Käseproduktion eingesetzt.

Um der fehlenden Biodiversität entgegenzuwirken, könnten Hersteller aber ohne Probleme wieder andere Pilzarten für die Rindenbildung einsetzen. Verbraucher müssten sich dann lediglich von dem immer einheitlichen, weißen und makellosen Camembert verabschieden.

Klimawandel und Fachkräftemangel

Dennoch steht die Produktion des französischen Weichkäses in Zukunft vor Problemen. Damit soll allerdings nicht ein Pilz etwas zu tun haben, sondern der Klimawandel, wie die BBC nun berichtet. In manchen Regionen in Frankreich hat der Regen deutlich zugenommen. Auf den nassen Böden können die Kühe nur schwer weiden. Auch führt die hohe Luftfeuchtigkeit zu unerwünschtem Schimmelbefall des Camemberts in den Reifekellern.

In anderen Käseregionen beeinträchtigen die heißen, trockenen Sommermonate das Endprodukt. Hohe Temperaturen beeinflussen die Milchqualität, was die Herstellung von gutem Käse erschwert. Ist es zu warm, können sich die Milcherträge reduzieren und der Geschmack sowie die Textur des Käses verändern. Die Milch- und Käseproduzenten müssen sich an diese neuen Bedingungen anpassen. Das braucht Zeit – und Arbeitskraft.

Doch die Landwirtschaftsindustrie hat in vielen Regionen mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. In Frankreich gibt es immer weniger junge Landwirte, was zukünftig zu einem enormen Hofsterben führen könnte. Das kann sich auch auf die Käseindustrie auswirken. Der Camembert könnte also doch vor dem Aus stehen. Das läge dann aber wahrscheinlicher am Klimawandel und den schlechten Arbeitsbedingungen für Landwirte – und nicht an einem Pilz.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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