Begriffe erklärt Woher kommt der Begriff Faustregel

Die Frage, woher der Begriff Faustregel kommt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es gibt gleich mehrere Theorien für den Ursprung der Redewendung.
Die Faustregel – auch Daumenregel genannt – bezeichnet eine einfache und pragmatische Vorgehensweise und Regel, die zwar vielleicht etwas ungenau ist, sich aber bewährt hat. Aufwendige Berechnungen sind nicht notwendig. Vielmehr liegen Erfahrungswerte sowie der gesunde Menschenverstand zugrunde.
Faustregel – Ursprung des Begriffs nicht geklärt
Erstmals schriftlich erwähnt wurde die "Faustregel" in einer Predigtsammlung aus dem 17. Jahrhundert. Der englische Prediger James Durham schrieb "Viele bekennende Christen ähneln törichten Baumeistern, die nach Vermutungen und Faustregeln bauen und nicht nach Winkel und Lineal." Im Original steht "rule of thumb", was übersetzt Daumenregel bedeutet. Das Zitat gibt Aufschluss über einen möglichen Ursprung des Begriffs.
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Mögliche Wurzeln der Faustregel
Für den Ursprung der Faust- oder Daumenregel existieren verschiedene Theorien:
- Der Daumen als Messinstrument: Heutzutage werden Entfernungen oder Winkel präzise mit einem Zollstock, einem Winkelmesser oder ganz bequem mit einem Lasergerät gemessen. Als diese Hilfsmittel noch nicht zur Verfügung standen, war der Körper zur Messung von Längen gängige Praxis. So gab es Maßeinheiten wie Fuß, Elle, Finger- und eben die Daumenbreite. Letztere beträgt etwa 2 bis 2,5 Zentimeter. Die Messung ist also ungenau.
- Goethes Faust als Vorlage: Johann Georg Faust gilt als Vorlage für Goethes gleichnamige Tragödie. Das lateinische Wort "faustus" bedeutet übersetzt "Glück bringend" oder "gesegnet". Der Wunderheiler war eher Aufschneider und Betrüger als Wissenschaftler. Mit seiner Prahlerei kam er gut durchs Leben. Eine Theorie besagt, dass Erfolg trotz unwissenschaftlichen Vorgehens Grundlage für den Begriff "Faustregel" sein könnte.
- Die Daumenregel und häusliche Gewalt: Laut einer Theorie geht die Faustregel auf das englische Recht aus dem 17. Jahrhundert zurück. Demnach war es einem Mann erlaubt, seine Frau mit einem Stock zu schlagen - sofern dieser nicht dicker als der Daumen war. Allerdings gilt diese Theorie inzwischen als widerlegt.
Sehr wahrscheinlich stammt der Begriff Faust- oder Daumenregel von der Verwendung des Daumens zur Messung von Distanzen und Winkeln ab. Eindeutige Belege gibt es jedoch nicht.
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Manche Faustregeln gelten als genauer
Neben der Faustregel, wie sie häufig im Alltag verwendet wird, um etwas ohne großen Aufwand zu berechnen oder zu erledigen, gibt es Daumenregeln, die tatsächlich in der Physik oder der Nautik angewandt werden.
- Daumenpeilung: Mit ausgestrecktem Arm und der Faust wird auf ein Objekt gezielt. Der Daumen wird nach oben gestreckt, das Objekt soll sich direkt hinter dem Daumen befinden. Wird nun das linke Auge geschlossen, zeigt der Daumen etwas rechts neben das Objekt. Der geschätzte Abstand zwischen Daumen und Gegenstand multipliziert mit dem Faktor 10 ergibt die Entfernung zum anvisierten Punkt.
- Linke-Faust-Regel: Die Linke-Faust-Regel ist eine praktische Merkregel für das Magnetfeld stromdurchflossener Leiter. Umfasst die Hand einen Leiter, durch den Strom fließt, und zeigt der Daumen in die Fleißrichtung des Stroms, zeigen die Finger den Verlauf des Magnetfelds an.
Nach einem Blitz die Sekunden bis zum nächsten Donner zu zählen und durch drei zu teilen, um die Entfernung bemessen zu können, ist dagegen nur ungenau. Genauso verhält es sich auch mit der Schätzung des Sonnenuntergangs, indem man die Finger parallel zum Horizont hält. Die Finger stehen hierbei für 15 Minuten. Obwohl sie keine exakten Ergebnisse liefern, sind sie für den Alltag praktisch.
- Eigene Recherche