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Ernährungsmedizinerin zu Proteinprodukten: “Gar nicht so ungefährlich”


"Gar nicht so ungefährlich"
Ernährungsmedizinerin räumt mit Protein-Mythos auf


01.10.2023Lesedauer: 1 Min.
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Wie gut sind Proteinprodukte wirklich? Medizinerin räumt mit Ernährungsmythos auf. (Quelle: t-online)

Mit "High Protein" oder besonders viel Eiweiß werben Lebensmittelhersteller – und heizen damit einen Mythos an, den Ernährungsmediziner skeptisch betrachten.

Seit Jahren ranken sich Mythen um Proteinprodukte, von denen immer mehr Einzug in die Supermarktregale halten. "High Protein"-Puddings, -Müslis, -Käse und Eiweißbrote werben mit plakativen Aufschriften für ihren hohen Eiweißgehalt.

Doch verbirgt sich hinter ihnen etwa nur ein cleveres Marketing und gar nicht das Wundermittel, das sie zu sein vorgeben? Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski räumt im Gespräch mit t-online mit den Werbeversprechen auf.

Besonders aufpassen sollten Allergiker und Menschen, die keine klassische Mischkost zu sich nehmen, warnt die Medizinerin. Für sie könnten die verheißungsvollen Protein-Lebensmittel zu einer Gefahr werden.

(Quelle: t-online)

Ernährungsexpertin Daniela Kielkowski

Daniela Kielkowski ist Ärztin für Ernährungsmedizin. In ihrer Praxis in Berlin berät sie Menschen mit Gewichtsproblemen, Stoffwechselerkrankungen und Stoffwechselstörungen unterschiedlicher Ursache.

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"Es kursiert ja der Mythos, dass Eiweiße Fett verbrennen. Und dieser Stoffwechselweg funktioniert leider nicht so gut, wie viele sich erhoffen."

Proteinprodukte. Sie begegnen uns seit einigen Jahren immer häufiger, die Supermärkte bieten ein großes Sortiment an. Beworben werden die Eiweißquellen meist als eine Art Schlüssel zum Abnehmerfolg. Doch was ist wirklich dran an dem Versprechen?

Daniela Kielkowski ist Ärztin für Ernährungsmedizin mit eigener Praxis in Berlin. Im Gespräch mit t-online räumt sie mit dem „Protein-Mythos“ auf, dem auch viele ihrer Patienten aufsitzen.

"Die meisten meiner Patienten kommen schon hierher mit Übergewicht und essen hauptsächlich Eiweiß-betont, weil sie glauben, dass Eiweiß schlank macht. Tatsächlich ist das bis heute nicht belegt. Es ist ja noch nicht mal belegt, wie viel Eiweiß ein Mensch wirklich verbraucht oder benötigt."

Trotzdem: Viele Menschen, die abnehmen möchten, setzen auf Protein und meiden Kohlenhydrate. Das empfehlen auch einige Diäten. Ein Trugschluss?

"Ein Gramm Eiweiß hat genau dieselbe Energiemenge wie ein Gramm Kohlenhydrate, nämlich vier Kalorien. Nur der Abbauweg, die Verstoffwechselung dieser zwei Nahrungsbestandteile sind unterschiedlich."

"Wie ich immer so schön sage, wir bekommen unsere Lebensenergie nicht aus der Steckdose. Unser Körper muss sein Leben komplett selbst bezahlen. Und wenn man wirklich die Biochemie und den Stoffwechsel versteht, dann weiß man, dass der Körper aus den Kohlenhydraten die meiste Energie herstellen kann."

Dieses Proteinprodukt ist folglich keine gute Energiequelle: das Eiweißbrot. Außerdem birgt die Backware einige Tücken, erklärt Daniela Kielkowski.

"Hinter dem Eiweißbrot steckt wirklich auch ein verdammt gutes Marketing. Tatsächlich ist es so, dass Eiweißbrot ja sehr viel aus Sesam, aus Fetten, aus Nüssen, Nussmehl hergestellt wird, was auch die Gefahr birgt zu Unverträglichkeiten oder auch für Menschen mit Nahrungsmittelallergien gar nicht so ungefährlich zu sein."

Zudem ist künstlich zugesetztes Eiweiß für die meisten Menschen überhaupt nicht nötig, um gesund zu leben.

"Da gibt es Empfehlungen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die besagt, dass der normale Mensch, also der einen normalen Alltag lebt, sich normal bewegt, so circa ein Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht zu sich nehmen sollte. Bedeutet: Ein Mensch, der 70 Kilo wiegt, wäre mit 70 Gramm Eiweiß am Tag sehr gut versorgt."

Und die kann man auch aus Lebensmitteln ziehen, die von Natur aus gute Proteinquellen sind.

"Sie finden Eiweiß in Käse, in Brotbelägen, in Müsli. Da muss noch nicht mal zusätzlich Protein drauf sein oder drin sein. Sie finden Eiweiß in Fleisch, in Fisch, also Mischkostler übersteigen oftmals den Wert."

Nur bei proteinarmer Ernährung kann zusätzliches Eiweiß sinnvoll sein.

"Aufpassen müssen Menschen, die vegetarisch essen oder vegan essen. Gerade Veganer neigen oftmals dazu, den Eiweißbedarf zu unterschätzen und neigen dann auch dazu, oftmals Muskelmasse zu verlieren."

Insgesamt gilt also: Proteinprodukte bieten eine Möglichkeit, den Eiweißgehalt der Ernährung zu steigern, sofern das nötig ist. Ein Wundermittel zur Gewichtsabnahme sind sie aber nicht. Eine ausgewogene Ernährung bleibt das A und O für einen gesunden Lebensstil.

Was es wirklich mit dem "Mythos Protein" auf sich hat und warum die "Eiweißbomben" gefährlich werden können, erfahren Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Daniela Kielkowski
  • Videomaterial von Getty Images
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