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Geschwister: Das Leben mit Zwillingen


Zwillinge
Zwillinge: Gleich und doch ganz verschieden

Von dapd
16.12.2010Lesedauer: 4 Min.
Kinderglück im Doppelpack: Zwillingsgeschwister sollten von ihren Eltern in ihrer Individualität gefördert werden. ( Bild: imago)Vergrößern des BildesKinderglück im Doppelpack: Zwillingsgeschwister sollten von ihren Eltern in ihrer Individualität gefördert werden. (Bild: imago) (Quelle: imago-images-bilder)
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Zwillinge halten ihre Eltern von der ersten Minute ihres Lebens an ganz schön auf Trab. Das kleine Doppelpack produziert nicht nur jede Menge Schmutzwäsche und verbraucht wahre Windelberge, sondern sorgt auch gerne für besonders viel Wirbel. "Es ist schon unglaublich, was vier kleine Hände in einem unbeobachteten Moment so alles anstellen können", erinnert sich Kathrin Weber, Zwillingsmutter aus München. Die Sozialpädagogin berät bei pro familia Mehrlingseltern, wie sie mit der besonderen Familiensituation umgehen und ihrem Nachwuchs gerecht werden können.

Besondere Erziehungsstrategien

"Zwillingseltern müssen oft besonders konsequent sein - sonst ist schnell Land unter", weiß auch Marion von Gratkowski, Autorin mehrerer Ratgeberbücher für Zwillingseltern. Besonders im Trotzalter tendierten die Kleinen dazu, sich gegenseitig anzustacheln. "Da verbietet man dem einen etwas und dann macht der andere es gleich nach", erinnert sich die Mutter von inzwischen erwachsenen Zwillingen aus dem bayerischen Landsberg. Dann gelte es, die Nerven zu behalten. "Wenn es ganz wild wird, ist es manchmal hilfreich, die Kinder voneinander zu trennen und eine Weile in verschiedene Räume zu stecken - damit sie wieder runterkommen können."

Kinder sollen sich voneinander abgrenzen

Ganz wichtig sei es, Zwillingen Individualität zu ermöglichen, betont Kathrin Weber. "Beide Kinder eines Zwillingspärchens führen oft eine Art Nischendasein, da sie wichtige Entwicklungsphasen zur selben Zeit durchlaufen", erklärt die Sozialpädagogin. So komme es beispielsweise vor, dass ein Zwilling sehr zurückhaltend und still sei, weil sein kontaktfreudiges Geschwisterchen bereits für die Kommunikation mit der Außenwelt sorge.

Gezielt kommunizieren und kritisieren

Weber ermuntert Zwillingseltern, ihrem Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, sich unabhängig voneinander zu entfalten. Dazu gehöre beispielsweise, dass man die Kinder einzeln anspreche. "Anstatt zu sagen: 'Das habt ihr aber gut gemacht!', sollte man jedes Kind einzeln loben", sagt Weber. Ebenso gelte es, Kritik gezielt an den zu richten, der sie verdient hat. Auch die Namen der Kinder sollten unterschiedlich klingen und gut voneinander zu unterscheiden sein. "Außerdem finde ich es wichtig, dass man Zwillinge nicht uniformiert, sondern jedes Kind unterschiedlich anzieht", sagt die Expertin.

Nicht im Doppelpack in Kindergarten und Schule

Sinnvoll sei außerdem, Zwillinge schon im Kindergarten in verschiedenen Gruppen unterzubringen. "Eltern fällt es häufig schwer, ihre Zwillinge voneinander zu trennen", sagt Weber. Zwischen den Geschwistern bestehe oft eine starke Nähe, die man als Außenstehender nicht sabotieren wolle. Wenn man seine Kinder im Doppelpack irgendwo abgebe, habe man außerdem die Gewissheit, dass die beiden in einer fremden Umgebung nie alleine sind. Trotzdem sei es wichtig, dass man Zwillingen die Möglichkeit gebe, dieses Alleinsein zu erleben und sich darin auszuprobieren.

"Oft ist das für die Kleinen sogar eine Entlastung - wenn beispielsweise ein Zwilling sonst immer die Rolle des Aufpassers übernimmt, der andere hingegen als eher schwach und ängstlich gilt", sagt Kathrin Weber. Seien die Kinder voneinander getrennt, entdecke man häufig, dass sie auch ganz andere Fähigkeiten haben, die sie im Doppelpack mit ihrem Geschwisterchen nicht ausleben können. "Zudem bekommen die Kinder so endlich einmal die komplette Aufmerksamkeit, die sie sich sonst immer mit ihrem Zwilling teilen müssen", sagt Weber.

Extra-Zeit für jeden Zwilling

Auch für die Zwillingseltern ist es gut, wenn sie öfter mal nur mit einem Kind etwas unternehmen. "So hat man die Möglichkeit, die Kleinen getrennt voneinander wahrzunehmen", sagt Weber. Wenn sich die Möglichkeit ergebe, solle man also ruhig mal nur mit einem der Zwillinge einkaufen gehen. Oder sich vor dem Schlafengehen regelmäßig eine Viertelstunde nur für den einen Zwilling Zeit nehmen, die nächste Viertelstunde dann für den anderen - und die Reihenfolge täglich wechseln. "Wenn die Zwillinge merken, dass jeder mal drankommt, werden sie das auch akzeptieren", sagt Weber.

Unterschiede betonen und fördern

Zwillingseltern müssten sich immer wieder vor Augen führen, dass ihre Kinder keine Einheit bilden, sondern jedes für sich wahrgenommen werden will, betont Marion von Gratkowski. "Es ist wichtig, dass man sich immer wieder bewusstmacht, dass man zwei unterschiedliche Menschen vor sich hat - mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Talenten", sagt die Autorin. Eltern sollten daher auch unbedingt vermeiden, die Zwillinge miteinander zu vergleichen. "Es ist demotivierend, wenn man dem einen Kind immer vorhält, dass das andere dies und jenes schon kann", sagt von Gratkowski. Zwillinge stünden ohnehin ständig unter dem Druck, mindestens genauso gut sein zu müssen wie ihr Geschwisterchen. "Deshalb ist es auch wichtig, den Kindern nach Möglichkeit unterschiedliche Hobbys zu ermöglichen."

Trotz Hektik bewusst genießen

Viele Zwillingseltern haben vor allem in der Anfangszeit das Gefühl, ihre Babys gar nicht richtig genießen zu können, weiß Mehrlingsberaterin Kathrin Weber. "Wenn man zwei Säuglinge gleichzeitig versorgen muss, kommt der intensive Kontakt zu den Kindern häufig zu kurz. Es ist oft schmerzhaft, das akzeptieren zu müssen", sagt Weber. Sie rät betroffenen Familien, sich auf ihre Stärken zu besinnen: Beispielsweise lernten Zwillinge bereits früh ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und die kleine Gemeinschaft sei meist bestens organisiert. Trotzdem könne man sich in all dem Trubel kleine Inseln schaffen, um sich den Zwillingen richtig nahe zu fühlen. "Wenn beispielsweise ein Baby noch schläft, kann man das andere alleine stillen und sich ihm dabei intensiv zuwenden", sagt Weber.

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