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Corona-Krise: Wie geht's weiter in Kitas und Schulen? Fragen & Antworten


Fragen & Antworten
Nach dem Shutdown: Wie geht's weiter in Kitas und Schulen?

dpa, Jörg Ratzsch

Aktualisiert am 14.04.2020Lesedauer: 4 Min.
Grundschule in München-Harlaching: Bundesweit sind Schulen und Kitas wegen der sich weiter ausbreitenden Coronavirus-Pandemie geschlossen.Vergrößern des BildesGrundschule in München-Harlaching: Bundesweit sind Schulen und Kitas wegen der sich weiter ausbreitenden Coronavirus-Pandemie geschlossen. (Quelle: Frank Hoermann/Sven Simon/dpa-bilder)
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Kinder, Eltern, Erzieher und Lehrer warten nach wochenlanger Zwangspause auf einen Plan, wie es in Kitas und Schulen weitergeht. An diesem Mittwoch könnten grundsätzliche Entscheidungen fallen.

Seit einem Monat ruht das öffentliche Leben in Deutschland. An diesem Mittwoch beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über mögliche Wege zurück Richtung Normalität. Als "sehr wichtig" für das weitere Vorgehen hatte Merkel die Empfehlungen der nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina bezeichnet. Diese liegen seit Ostermontag vor und werden nun breit diskutiert.

Vor allem die Frage, wie es an Schulen und Kitas weitergeht, interessiert Millionen Menschen. Die Politik steht hier vor schwierigen Entscheidungen. Ein einfaches "Richtig" oder "Falsch" für den Wiedereinstieg gibt es nicht.

Wann könnten die Schulen wieder aufmachen?

Die Experten der Leopoldina nennen kein konkretes Datum, empfehlen aber eine Wiedereröffnung "sobald wie möglich". Begründung: Die Krise habe zu einem "massiven Rückgang der Betreuungs-, Lehr- und Lernleistungen sowie zur Verschärfung sozialer Ungleichheit geführt".

Zuerst sollten demnach die Grundschulen und die Sekundarstufe I – der Bereich bis zur neunten und zehnten Klasse – wieder schrittweise öffnen. Klar dürfte sein: Von heute auf morgen wird keine Schule ihre Türen wieder aufmachen. Es braucht nach Einschätzung der baden-württembergischen Bildungsministerin Susanne Eisenmann (CDU) mindestens eine Woche Vorlaufzeit.

Warum sollen zuerst die Kleineren wieder in die Schule?

Die Leopoldina begründet das damit, dass Ältere "die Möglichkeiten des Fernunterrichts" besser nutzen könnten, weshalb die Rückkehr "zum gewohnten Face-to-Face-Unterricht" in höheren Stufen des Bildungssystems beispielsweise an Gymnasien weiter hinausgeschoben werden könne. Vor allem jüngere Schüler seien außerdem auf Unterstützung und Anleitung angewiesen und deren Eltern bräuchten die Betreuung durch die Schule – berufstätige Mütter und Väter können kleinere Kinder nur schlecht alleine zu Hause lassen.

Weshalb sollen für höhere Jahrgänge die Schulen öffnen?

Das Robert Koch-Institut (RKI) regt dagegen an, die Schulen lieber zuerst wieder für höhere Jahrgänge zu öffnen, weil Jugendliche Abstandsregeln besser einhalten könnten. Dieser Argumentation schloss sich am Dienstag Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) an. Der Deutsche Lehrerverband hatte ebenfalls dafür plädiert, zuerst die Abschlussjahrgänge, die vor den Prüfungen stehen, wieder in die Schulen zu lassen.

Der Bildungsforscher Jörg Ramseger gibt mit Blick auf eine Grundschulöffnung außerdem zu bedenken, dass gerade bei der Arbeit mit kleinen Kindern Nähe zwischen Pädagogen und Kindern üblich sei und die Kinder dies auch gewohnt seien. "Pädagogik in der frühen Kindheit ist – so gesehen – das glatte Gegenteil von 'social distancing'". Auch könne man Kinder in diesem Alter "nicht monatelang permanent disziplinieren".

Würde das auch für Kitas gelten?

Deshalb nennt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Empfehlungen der Leopoldina zur Wiedereröffnung der Kitas und Schulen auch "nur bedingt hilfreich" und "wenig praktikabel". Die Leopoldina-Experten hatten zum Wiedereinstieg bei den Kitas Kleingruppen mit maximal fünf Kindern pro Raum empfohlen. Zuerst könnten die größeren Kinder – Fünf- bis Sechsjährige – wieder in die Kita, da kleinere Kinder sich nicht an die Distanzregeln und Schutzmaßnahmen hielten. Für die "jüngeren Jahrgänge" sollten die Kitas daher bis zu den Sommerferien im Notbetrieb bleiben, so die Empfehlung.

Für solche Kleingruppen fehlt nach GEW-Angaben das Personal. Die Gewerkschaft verweist auch auf ein anderes Problem: Viele Erzieherinnen und Erzieher gehörten zur Risikogruppe oder hätten gefährdete Angehörige. Für die Kitas empfiehlt die Gewerkschaft statt allgemeiner Vorgaben ein örtlich abgestimmtes Vorgehen, je nach räumlichen Gegebenheiten, Personallage und Zusammensetzung der betreuten Kinder – möglichst in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern.

Wie stellen sich Experten den Unterricht konkret vor?

Folgende Staffelung ist geplant:

  • An den Grundschulen wird empfohlen, zuerst die älteren Schüler wieder zu unterrichten, in kleinen festen Lerngruppen mit maximal 15 Schülern, zeitversetzt und mit Fokus auf die Schwerpunktfächer Deutsch und Mathematik. Auch die Pausen sollen zeitversetzt sein. "Der Schulhof darf nicht zum Austauschort für Viren werden."
  • Für die Sekundarstufe I empfehlen die Wissenschaftler zuerst einen Wiedereinstieg der Abschlussklassen und bei allen weiteren Jahrgängen ein gestuftes Vorgehen mit zunächst weniger Stunden und Fokus auf Deutsch, Mathe und Fremdsprache.

Welche praktischen Fragen stellen sich noch?

Vor allem die nach dem Infektionsschutz: Wie werden Ausnahmen gestaltet für Lehrer und Schüler, die einer Risikogruppe angehören? Wie wird der Schülertransport organisiert? "Im öffentlichen Nahverkehr könne die Gefahr von Infektionen kaum minimiert werden", sagt GEW-Chefin Marlis Tepe.

Selbst wenn Millionen Schüler mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet werden könnten, "wie soll Zehnjährigen vermittelt werden, diese den ganzen Tag zu tragen, nicht daran anzufassen, keine Scherze damit zu machen?", fragt Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

Der Grundschulverband fordert von den Kommunen, die Hygienestandards an den Schulen massiv zu erhöhen: Genug Seife, Handtücher und Desinfektionsmittel müsse vorhanden sein. Toiletten, Türklinken, Treppengeländer müssten mehrmals am Tag desinfiziert werden.

Der Bildungsforscher Hans Brügelmann bringt die Schwierigkeiten auf den Punkt: "Jede Entscheidung zur Wiedereröffnung der Schulen ist ein gesellschaftliches Experiment mit erheblichen Risiken. Das gilt aber auch für eine sehr lange Fortführung der Schulschließungen. (...) Es wird – so oder so – Leidtragende geben, wie immer die Politik entscheiden wird."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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