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Schwangerschaftsmythen: "Jedes Kind kostet einen Zahn"


"Jedes Kind kostet einen Zahn" – Stimmt das?

t-online, Simone Blaß

04.08.2016Lesedauer: 4 Min.
Zahnpflege ist ein wichtiges Thema in der Schwangerschaft.Vergrößern des BildesZahnpflege ist ein wichtiges Thema in der Schwangerschaft. (Quelle: Artfoliophoto/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Wenn der Mythos vom Zahnverlust in der Schwangerschaft zuträfe, müssten Millionen Mütter in Deutschland mehrere Zahnlücken haben. So schlimm ist es nicht. Trotzdem hat die Volksweisheit einen wahren Kern.

In einer deutsch-dänischen Studie sind Forscher der Sache auf den Grund gegangen. Falsch ist die Annahme, dass das Ungeborene Kalzium aus den Zähnen der Mutter zieht, um es für seinen eigenen Knochenaufbau zu verwenden. Denn Kalzium in den Zähnen ist viel zu stabil eingebunden und kann nicht einfach entzogen werden.

Hinzu kommt, dass wir uns im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten ausgewogen ernähren und auch Schwangere genügend Kalzium zu sich nehmen. "Jedes Kind kostet einen Zahn" gibt also die medizinischen Zusammenhänge nicht richtig wieder. Es deutet aber darauf hin, dass durch die Schwangerschaft im Körper Prozesse ablaufen, die einen Zahnverlust begünstigen. Dies führte in früheren Zeiten mangels Wissen und richtiger Pflege wohl auch zum Zahnausfall

Selbst heute noch vernachlässigen Frauen mit steigender Anzahl ihrer Kinder die Prophylaxe - mit den entsprechenden Folgen. Das haben Forscher der New York University herausgefunden, die 2600 Frauen befragt haben.

Nach dem Erbrechen nicht gleich putzen

Der weibliche Körper verändert sich während einer Schwangerschaft massiv. Vor allem während der ersten drei Monate geht alles drunter und drüber - manchmal auch von unten nach oben. Häufiges Erbrechen ist aber nicht gut für die Zähne, denn die Säure greift den Zahnschmelz an.

Mundspülungen, notfalls auch nur mit Wasser, sind jetzt wichtig, um die Säure zu neutralisieren. Nach dem Erbrechen sollten Frauen mindestens eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen warten, um den angegriffenen Zahnschmelz nicht mit der Zahnbürste abzuschmirgeln.

Um Karies und Parodontose schon im Anfangsstadium den Garaus zu machen, sollten Schwangere gleich zu Beginn der Schwangerschaft zum Zahnarzt gehen, und alle nötigen Behandlungen sofort machen lassen, rät Claudia Widmaier vom GKV-Spitzenverband.

Notfalls mit Fingerlingen putzen

Abgesehen von regelmäßigen Zahnarztbesuchen ist gerade in der Schwangerschaft eine gute Zahnpflege das A und O. Es gibt allerdings Schwangere, denen schon beim Benutzen einer Zahnbürste übel wird. "Man kann es mit einer sehr weichen Zahnbürste oder einer kürzeren Kinderzahnbürste versuchen. Wenn das auch nicht geht, helfen notfalls Fingerlinge, wie man sie für Babys benutzt, kombiniert mit häufigen Mundspülungen", sagt der Nürnberger Zahnarzt Eike Mocker. "Zusätzlich sollte man mit seinem Zahnarzt sprechen. Denn der hat mit seinen Geräten die Möglichkeit, die Zähne regelmäßig von Belägen zu befreien, ohne einen Würgereflex auszulösen."

Der Zahnarztbesuch kann eine Frühgeburt verhindern

Die Hormone fahren Achterbahn und der veränderte Östrogenspiegel beeinflusst nicht nur die Stimmung der werdenden Mutter, sondern auch die Zusammensetzung und das Fließverhalten des Speichels. Dieser spielt wiederum eine wichtige Rolle beim Schutz vor Karies.

Einer Schwangeren den Rat zu geben, wegen der Zähne auf Süßes und besonders Säurehaltiges zu verzichten, dürfte bei vielen wegen des Heißhungers nichts nützen. Aber so weit muss man nicht gehen: Eine weiche Zahnbürste, milde Zahncremes, täglich Zahnseide und eine Spülung helfen, die Bakterien im Zaum zu halten. Das ist wichtig, denn amerikanische Forscher haben Zusammenhänge zwischen Entzündungen im Mundraum und der Gefahr einer Frühgeburt festgestellt.

Es kann zu Wucherungen im Mundraum kommen

Das Zahnfleisch einer Schwangeren ist stärker durchblutet, dadurch weicher und empfindlicher. Das erleichtert es Bakterien, sich im Mundraum anzusiedeln und dort Schaden anzurichten. Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen kommen während einer Schwangerschaft ziemlich häufig vor. Man spricht von Schwangerschaftsgingivitis. Sie zeigt sich durch Rötung des Zahnfleisches, Entzündungen, Mundgeruch und Schmerzen. Sie betrifft bis zu 70 Prozent aller Schwangeren.

Mit rund zehn Prozent deutlich seltener ist die Schwangerschaftsepulis – eine Wucherung der Mundschleimhaut, die zwar gutartig, aber ziemlich unangenehm ist. Meistens verschwindet sie nach der Geburt wieder. In den meisten Fällen dürfte es aber sinnvoller sein, überschüssiges Zahnfleisch vom Zahnarzt entfernen zu lassen.

Theoretisch können bei Schwangeren Zähne geröntgt werden

Schwangere dürfen viele Medikamente nicht nehmen – gilt das nicht auch für die betäubende Spritze? Zahnarzt Mocker beschwichtigt: "Die Medikamente, die vom Zahnarzt verwendet werden, stellen keine Gefahr für das Ungeborene dar. Natürlich sollte der Zahnarzt trotzdem über die Schwangerschaft informiert sein. Gerade, wenn man sie noch nicht sieht."

Notwendige Behandlungen sollten wenn möglich auf einen späten Zeitpunkt in der Schwangerschaft verschoben werden, sagt Mocker. Dann ist die Organentwicklung des Ungeborenen abgeschlossen und es legt nur noch an Größe und Gewicht zu. Die Einwirkung von Medikamenten ist daher weniger riskant.

"Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Genau wie die Tatsache, dass Zahnärzte versuchen, während einer Schwangerschaft aufs Röntgen zu verzichten. Obwohl auch dies als gefahrlos gilt und wir sehr gezielt dabei vorgehen können, will man natürlich kein Risiko eingehen. Fälle, bei denen eine Röntgenaufnahme rechtlich notwendig ist, wie bei einer Wurzelbehandlung, wird man erst einmal notbehandeln und alles andere auf später verschieben."

Der Zahnarztbesuch als Zeit für sich

Ist das Baby erst einmal da, ist die Zeit knapp. So etwas Unangenehmes wie einen Zahnarztbesuch schieben Mütter schnell auf. Doch auch dann ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen und regelmäßig zur Kontrolle zu gehen. Damit nicht aus einem kleinen Loch im Zahn ein großes und auch teures Problem wird.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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