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Frühgeburt: Ursachen, Risiken und Probleme


Frühchen gelingt der Start ins Leben immer besser

dpa, Christina Sticht

Aktualisiert am 17.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Frühchen: In der Hand einer Pflegekraft liegt der rechte Fuß eines fünf Tage alten und bei der Geburt 430 Gramm wiegenden Jungen.Vergrößern des BildesFrühchen: In der Hand einer Pflegekraft liegt der rechte Fuß eines fünf Tage alten und bei der Geburt 430 Gramm wiegenden Jungen. (Quelle: Holger Hollemann/dpa-bilder)
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Heute überleben viel mehr Frühgeborene als noch vor 40 Jahren. Für die medizinische und pflegerische Versorgung von Frühchen gibt es strenge Vorgaben. Der Personalmangel in den Spezialkliniken ist aber aktuell ein Problem.

Marie verfolgt alles um sie herum mit großen Augen. Und wenn ihre Mutter da ist, ist die Welt für sie in Ordnung. Die Einjährige und ihre Mutter Janine Schöneis haben eine ganz besonders enge Beziehung. Als das Mädchen auf die Welt kam – drei Monate vor dem eigentlichen Geburtstermin – wog sie nur 830 Gramm. Für die Familie aus Menden im Sauerland begannen damit bange und intensive Wochen. Inzwischen wiegt sie stolze sieben Kilo, robbt durch das Wohnzimmer und zieht sich an Stühlen hoch.

Frühchen kommen vor Vollendung der 37. SSW zur Welt

Frühchen sind die größte Patientengruppe im Kindesalter: Rund 60.000 Babys pro Jahr kommen in Deutschland vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Die gute Nachricht: Die Überlebensrate der Frühgeborenen ist kontinuierlich besser geworden.

"Es ist total erfreulich", sagt Wolfgang Göpel, Leiter des Deutschen Frühgeborenen Netzwerks. Das vom Bund geförderte Projekt hat bisher fast 20.000 Frühchen erfasst und bereits über 2.000 von ihnen im Alter von fünf Jahren untersucht. "Die meisten überleben gesund", betont der Neonatologe vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.

So ist es auch bei Marie. Mit 2.245 Gramm wird sie nach fast zwei Monaten aus der Klinik entlassen. Regelmäßige Untersuchungen beim Kinderarzt zeigen schnell, dass Marie keine Folgeschäden davon getragen hat. Marie sei zwar ein zartes Kind, sagt ihre Mutter, aber die Entwicklung sei altersgerecht.

Im Jahr 2017 gab es laut Bundesauswertung der Geburtshilfe 773.317 Geburten insgesamt. 66.730 Babys kamen vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt. 11.051 dieser Frühgeborenen hatten ein Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm. Für sie gibt es spezialisierte Krankenhäuser, sogenannten Perinatalzentren. In Deutschland gibt es 310 solcher Krankenhäuser.

Strenge Vorgaben für die Frühchen-Versorgung

In der Frühgeborenenmedizin gibt es dennoch Verbesserungsmöglichkeiten. Forschungsbedarf sieht Göpel vor allem noch bei der Arzneimittelsicherheit. "Wir benötigen mehr Daten, was Nebenwirkungen von Medikamenten angeht", sagt er. So haben häufig eingesetzte Medikamente möglicherweise langfristig negative Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung. Der Intelligenzquotient lässt sich erst ab einem Alter von fünf Jahren messen.

Für die medizinische und pflegerische Versorgung von Frühchen gibt es strenge Vorgaben, die 2013 noch einmal verschärft wurden. Bundesweit haben die sogenannten Perinatalzentren derzeit Schwierigkeiten, ausreichend Fachpersonal zu finden. Zuletzt hatte die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) berichtet, dass sie in diesem Jahr 298 schwerkranke Kinder aus anderen Häusern nicht aufnehmen konnte, weil es nicht genug Intensivpflegekräfte gibt.

"Diese Dinge müssten politisch gelöst werden", sagt die Präsidentin der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Ursula Felderhoff-Müser. "Die gesamte Kinderheilkunde ist unterfinanziert." In einigen Regionen könnten Perinatalzentren zusammengelegt werden, schlägt die Direktorin der Klinik für Kinderheilkunde an der Universität Essen vor. Dabei sei zu beachten, dass auch die Häuser ohne Perinatalzentren höchster Versorgungsstufe weiterhin genug Geld bekommen.

Was mögliche Ursachen für eine Frühgeburt sein können

In Deutschland gab es 2017 insgesamt 165 Perinatalzentren der Stufe 1 und 46 der Stufe 2. Bei der überwiegenden Mehrheit der Fälle ist die Frühgeburt schon während der Schwangerschaft absehbar und damit planbar. Die Eltern können sich unter anderem mit Hilfe der Internet-Seite www.perinatalzentren.org eine passende Klinik aussuchen.

Ursache für eine Frühgeburt können Störungen an der Plazenta oder Gebärmutter sein. Dem Verband für das frühgeborene Kind zufolge kommen oft körperliche und psychische Gründe zusammen. So machten Stress und Ängste den Körper anfällig für Infektionen und Krankheiten und könnten eine Frühgeburt auslösen. Psycho-soziale Aspekte sollten Hebammen während der Betreuung in der Schwangerschaft noch stärker beachten, meint Ursula Jahn-Zöhrens aus dem Präsidium des Deutschen Hebammenverbandes. "Die Begleitung muss ganzheitlicher gesehen werden."

Länger Elterngeld für Eltern von Frühchen?

Unterstützung benötigen die Eltern auch, wenn sie oft erst Monate nach der Geburt ihr Kind aus der Klinik mit nach Hause nehmen dürfen. Zuvor gab es eine 24-Stunden-Überwachung von spezialisierten Pflegekräften, jetzt sind sie auf einmal allein verantwortlich. "Es geht darum, dass die Eltern Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten gewinnen", sagt Tanja Brunnert aus Göttingen, Sprecherin des Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte für Niedersachsen.

Der Verband für das frühgeborene Kind setzt sich zudem dafür ein, dass Frühchen-Eltern auch über den 14. Lebensmonat hinaus Elterngeld beziehen können. "Häufig sind die Kinder mit einem Jahr noch nicht so weit, dass sie in eine Kita oder zu einer Tagesmutter können", sagt Verbandssprecherin Katarina Eglin.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, ots
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