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Cellulite bekämpfen: Welche Behandlung hilft wirklich?


Finger weg von Wundermitteln
Was wirklich gegen Cellulite hilft


Aktualisiert am 25.01.2024Lesedauer: 7 Min.
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Eine Frau drückt mit den Händen die Haut ihres Oberschenkels. Beim sogenannten "Kneiftest" lässt sich Cellulite im Frühstadium erkennen.Vergrößern des Bildes
Eine Frau drückt mit den Händen die Haut ihres Oberschenkels. Beim sogenannten "Kneiftest" lässt sich Cellulite im Frühstadium erkennen. (Quelle: justme_yo/getty-images-bilder)

Fast jede Frau hat sie, doch zeigen möchte sie niemand. Cellulite oder "Orangenhaut" wird als Schönheitsmakel empfunden. Zeichnen sich die unerwünschten Dellen erst einmal auf Po, Oberschenkeln und Bauch ab, verschwinden sie auch nicht mehr.

Bei vielen Frauen ist der Leidensdruck groß. Einige greifen zu vermeintlichen "Wundercremes", andere dagegen legen sich sogar unters Messer. Die Erwartungen sind hoch, doch das Resultat ist meist ernüchternd.

Cellulite ist ein typisch weibliches Problem. Bei etwa 90 Prozent aller Frauen bilden sich Dellen und Wellen an Bauch, Oberschenkeln und Po. Um sie loszuwerden, greifen viele zu teuren Anti-Cellulite-Produkten oder leisten sich kostspielige Behandlungen in Kosmetikstudios und Arztpraxen. Doch die meisten Behandlungen halten nicht, was sie versprechen und die geringen Verbesserungen, die erzielt werden, stehen in keinem Verhältnis zum Kostenaufwand. Dennoch können Frauen selbst einiges tun, um ihr Hautbild zu verbessern und zu verhindern, dass die Cellulite fortschreitet.

Mit dem Leidensdruck der Frauen wird viel Geld gemacht

"Die meisten Cellulite-Behandlungen bringen nicht den gewünschten Effekt. Damit wird vielen Frauen nur das Geld aus der Tasche gezogen", sagt Sema Seker, die eine Praxis für ästhetische Medizin betreibt. Wie hoch der Leidensdruck der Frauen ist, erlebt die Ärztin beinahe jeden Tag. "Viele Patientinnen zeigen mir Internetfotos von Frauen, deren Haut an Beinen und Po ohne jede Spur von Cellulite ist und sagen mir, dass auch sie so aussehen wollen. Sie erkennen nicht, dass diese Fotos meist gar nicht echt sind."

Indem den Frauen ständig vorgegaukelt werde, dass sie sich an diesen vermeintlich perfekten Körpern messen müssten, entstehe bei vielen ein völlig falsches Selbstbild. Ehrlicher sei es, den Patientinnen von Anfang an zu sagen, dass weder kosmetische noch plastisch-chirurgische Behandlungen eine bestehende Cellulite rückgängig machen können. Kleine Verbesserungen der Hautstruktur seien möglich, doch Wunder solle man nicht erwarten.

Was ist Cellulite und wie zeigt sie sich?

Cellulite (medizinisch gynoide Dystrophie) ist keine Krankheit, sondern ein rein kosmetisches Problem. Aus medizinischer Sicht ist sie völlig harmlos und bedarf keiner Behandlung. Mitte der 60er Jahre, als in England die Röcke kürzer wurden und schlanke, lange glatte Beine zum weiblichen Schönheitsideal wurden, entstand der Begriff "Cellulite".

Er bezeichnet Dellen, Wölbungen und Verhärtungen an der Hautoberfläche, die auf Veränderungen der kollagenen und elastischen Fasern des Bindegewebes zurückgehen. Sie treten bei Frauen besonders in der Region der Oberschenkel und des Gesäßes auf, manchmal aber auch an den Oberarmen.

Dass Männer weitgehend von Cellulite verschont bleiben, hat einen einfachen Grund: Ihr Bindegewebe ist fester. Während es bei Frauen aus parallel verlaufenden Fasern mit dehnbaren Zwischenräumen besteht, haben Männer ein dichtes Netz, das deutlich weniger Fett und Wasser speichern kann. Allerdings können Männer, die einen Mangel an männlichen Sexualhormonen (Androgene) haben, ebenfalls Cellulite bekommen.

Gut zu wissen: In der Umgangssprache wird Cellulite oft mit "Cellulitis" gleichgesetzt. Das ist irreführend. Denn Cellulitis ist eine entzündliche Erkrankung unterschiedlicher Hautschichten, die durch Bakterien wie Streptokokken ausgelöst wird und rote, schmerzhafte Schwellungen hervorruft, die medizinisch behandelt werden müssen. Zu ihnen zählen die Phlegmone und die Wundrose (Erysipel).

Ursachen: Wie entsteht Cellulite?

Cellulite entsteht einerseits durch zu schlaffes Bindegewebe, andererseits durch vergrößerte Fettzellen, die vom Bindegewebe nicht mehr in der Unterhaut gehalten werden. Wie stark sie ausgeprägt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • der genetischen Veranlagung
  • Bindegewebsschwäche
  • Bewegungsmangel
  • einer falschen, zu fetten Ernährung
  • Durchblutungsstörungen
  • Hormonell bedingte Veränderungen (Östrogen)
  • Venenerkrankungen

Mit zunehmendem Alter lässt auch die Elastizität des Bindegewebes nach und die Haut verliert an Straffheit. Das Gewicht spielt dagegen keine Rolle. Schlanke Frauen können ebenso Cellulite entwickeln wie übergewichtige. Dennoch können überschüssige Pfunde die Cellulite verschlimmern. "Denn je dicker man ist, desto höher ist auch der Fettanteil", sagt Seker.

Daher sollten Frauen darauf achten, dass ihr Gewicht im Normalbereich bleibt. Wer abnehmen will, sollte von Crash-Diäten jedoch Abstand nehmen. Denn sie belasten das Bindegewebe und schwächen es so noch mehr. Nicht selten zeichnen sich die Hautdellen danach noch stärker ab.

Ausprägung und Verlauf: Schweregrade der Cellulite

Wie ausgeprägt die Cellulite ist, ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Frauen haben kaum erkennbare "Minidellen", bei anderen dagegen sind die Einbuchtungen tief. Aus kosmetischer Sicht lassen sich drei Schweregrade definieren:

  1. Schweregrad 1: Es zeigen sich nur leichte Dellen, die man hauptsächlich dann sieht, wenn man die Haut am Oberschenkel zusammenkneift ("Kneiftest").
  2. Schweregrad 2: Die wellige Oberflächenstruktur der Haut ist vor allem im Stehen erkennbar. Im Liegen ist die Haut dagegen glatt.
  3. Schweregrad 3: Die Dellen und Vertiefungen sind deutlich ausgeprägt und zeigen sich sowohl im Stehen als auch im Liegen.
(Quelle: privat)


Dr. Sema Seker betreibt eine Praxis für ästhetische Medizin. Neben der Faltenreduktion und Gesichtsverjüngung ist die Ärztin unter anderem auf die Behandlung von Haut- und Gefäßproblemen sowie auf Körperformung und Fettreduktion spezialisiert.

Kann Cellulite wieder verschwinden?

Viele Arztpraxen und Kosmetikinstitute bieten Behandlungen an, die die Cellulite verringern sollen. Ob und wie wirksam diese sind und wie lange der Verbesserungseffekt andauert, ist jedoch oft unklar und nicht wissenschaftlich belegt. Wer sich dennoch für eine Anticelluite-Therapie entscheidet, sollte daher nicht zu große Erwartungen haben. Auch wenn in Einzelfällen leichte Verbesserungen möglich sind, gibt es bislang keine Erfolgsgarantie. Dass sich die Dellen komplett zurückbilden, konnte bislang noch keine Therapie bewirken.

Obwohl einige randomisierte Kontrollstudien auf eine gewisse Wirksamkeit bestimmter Mittel und Therapien hinweisen, ist die Studienlage doch insgesamt sehr dünn und zum Teil auch widersprüchlich. In vielen Publikationen werden zudem oft nur Fallserien ohne Kontrollen beschrieben, sodass eine medizinische Evidenz nicht gegeben ist.

Cellulite vorbeugen: Das können Sie tun

Auch wenn sich eine bestehende Cellulite nicht mehr rückgängig machen lässt, können Frauen selbst einiges tun, um das Erscheinungsbild ihrer Haut zu verbessern und den Hautbeulen vorzubeugen. Was hilft, ist vor allem Gewichtsreduktion und eine gesunde Lebensweise. Wer sich ausgewogen und fettarm ernährt und dabei viel Obst und Gemüse isst, vermeidet Übergewicht und verhindert, dass sich Fettzellen an den Problemzonen ansammeln.

Das senkt das Risiko für Cellulite und verhindert, dass sich weitere Dellen bilden. Was der Haut ebenfalls guttut, ist viel zu trinken. Zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßter Kräutertee am Tag sollten es sein. Nikotin und hoher Alkoholkonsum dagegen wirken sich ungünstig auf die Hautstruktur aus.

Die Durchblutung des Gewebes und des Lymphflusses lässt sich vor allem durch Sport verbessern. Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking kräftigen das Bindegewebe, regen den Zellstoffwechsel an und reduzieren die Fettzellen. Gymnastik an Problemzonen wie Bauch, Beinen und Po eignet sich gut, um Muskelmasse aufzubauen und die Kontur zu verbessern. Zur Festigung des Bindegewebes eignet sich vor allem Faszientraining, sagt Seker. Hierdurch würden die tiefen Bindegewebsstrukturen gestärkt und die Lymphe werde "ausgedrückt". Wichtig dabei sei die Regelmäßigkeit.

Allerdings reichen auch Sport und Ernährung nicht aus, um eine Cellulite verschwinden zu lassen. "Dennoch können die genannten Maßnahmen helfen, den Prozess der Cellulite zu verzögern und zu verhindern, dass es zu einer starken Ausprägung kommt", sagt Seker.

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Massagen, Lymphdrainagen und Co.

Auch Massagen und Lymphdrainagen verfolgen das Ziel, die Durchblutung der Haut und des Bindegewebes anzuregen und den Lymphabfluss zu verbessern. So können Wasseransammlungen im Gewebe abtransportiert werden. Die Haut sieht hinterher glatter und straffer aus. Doch auch diese Verbesserungen bewirken keine Wunder und zeigen sich meist nur für kurze Zeit.

Nach einiger Zeit sammelt sich erneut Flüssigkeit im Gewebe an und die Unebenheiten auf der Hautoberfläche kehren zurück. Einen ähnlichen, ebenfalls kurzfristigen Effekt haben kalt-warme Wechselduschen. Auch sie wirken durchblutungsfördernd und straffen die Haut. Die Cellulite verschwindet jedoch nicht. Schon nach kurzer Zeit wird die typische Struktur der "Orangenhaut" erneut sichtbar.

Cremes, Gels und Sprays

Rund 60 Millionen Euro geben die Deutschen jährlich für Anti-Cellulite-Produkte aus. Doch die meisten Cremes, Gels und Sprays zeigen keinen sichtbaren Erfolg. In Anwendertests fiel in einer Untersuchung von "Öko-Test" nahezu jede Anti-Cellulite-Creme durch, egal ob teuer oder günstig.

Seker rät daher, die Finger davon zu lassen. Keines der Produkte könne eine Cellulite in glatte, ebenmäßige Haut verwandeln. "Das kann auch nicht funktionieren, da die Wirkstoffe gar nicht so tief ins subkutane Fettgewebe, das sich unter der Haut befindet, dringen", erklärt die Ärztin. "Es ist eher so, dass durch das Eincremen die Lymphflüssigkeit 'ausmassiert' wird und so die Haut kurzfristig glatter erscheint." Dadurch sei das Problem jedoch noch lange nicht gelöst. Bereits nach wenigen Tage könne es erneut zu einem Lymphstau im Gewebe kommen und schon sei die "Orangenhaut" wieder da.

Eine Ausnahme bilden möglicherweise Anti-Cellulite-Cremes mit hohen Konzentrationen an Retinol, einer Form von Vitamin A. Laut einer sechsmonatigen Studie konnten Cremes mit einer Konzentration von 0,3 Prozent des Wirkstoffes die Cellulite sichtbar reduzieren, indem sie die Kollagenproduktion anregten. Allerdings müssen weitere Untersuchungen folgen, um eine nachhaltige Wirkung zu bestätigen.

Wichtig: Wer Besenreiser und Krampfadern an den Beinen hat, sollte mit Anti-Cellulite-Cremes vorsichtig sein. Die meisten Produkte fördern die Durchblutung – das kann bei Betroffenen zu einer unerwünschten Erweiterung der Blutgefäße in den Beinen führen.

Fettabsaugung bei Cellulite: Was bringt das?

Um das Fettgewebe unter der Haut zu reduzieren und so die Cellulite zu verringern, lassen sich einige Frauen das Fett absaugen (Liposektion). Je nach Technik gelingt dies. "Es kann sein, dass durch den Eingriff die Kollagenfasern durchbrochen werden, aber meistens wird nur das Fett entfernt und die Fasern bleiben."

Verbesserung seien zwar in einigen Fällen möglich, ebenso aber auch Verschlechterungen. Wird das Fett etwa nicht tief genug abgesaugt, können anschließend die tieferliegenden Fettzellen ungehindert nach oben rutschen – und sind dann sogar noch stärker sichtbar als zuvor. Eine Empfehlung kann Seker daher nicht geben.

Subzision: Eingriff bei stark ausgeprägter Cellulite

Ist die Cellulite bereits sehr weit fortgeschritten, kann eine spezielle chirurgische Methode zum Einsatz kommen: die Subzision. Der Dermatologe sticht eine feine Kanüle oder einen Draht durch die Haut und löst mit vorsichtigen Bewegungen die Bindegewebsstränge. Das soll das Hautbild glätten und stark ausgeprägte Dellen reduzieren.

Langzeitstudien stehen zu dieser Methode noch aus. Was Patientinnen wissen sollten: Als Folge der Behandlung kann es zu Einblutungen in die Haut und Schwellungen kommen.

Zellulipolyse und Stoßwellentherapie

Ein weiteres Verfahren gegen Cellulite ist die Zellulipolyse. Es handelt sich hierbei um einen ambulanten Eingriff. Zwei lange Nadeln werden dabei unter die Haut geschoben und an Schwachstromelektroden angeschlossen. Dadurch wird die Energieverbrennung angeregt und Fettzellen im Unterhautgewebe reduziert. Diese Methode zeigt bei etwa Dreiviertel der Frauen Wirkung, allerdings erst nach einer dreimonatigen Anwendung.

Bei der sogenannten Stoßwellentherapie werden Druckwellen durch das Gewebe geleitet. Das soll unter anderem die Erneuerung der kollagenen Fasern fördern und die Fettzellen reduzieren. Die Wirksamkeit der Behandlung ist aber noch nicht gesichert. Neben einigen Beobachtungsstudien wurde das Verfahren in mehreren randomisiert kontrollierten Untersuchungen getestet, zum Teil mit positiven Ergebnissen. Sie sind jedoch nicht einheitlich und daher nur bedingt aussagekräftig.

Kryolipolyse: Zerstörung von Fettgewebe mittels Kälte

Bei der Kryolipolyse sollen die Fettzellen der Unterhaut durch Kälte zerstört werden. Mithilfe eines speziellen Geräts erzeugt der Arzt an den Problemstellen ein Vakuum und gleichzeitig Temperaturen, die nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen. Während des Gefrierens bilden sich in den Fettzellen spitze Kristalle, die die Fettzellen zerstören. Das umliegende Gewebe bleibt dabei unbeschädigt.

Bislang ist jedoch noch nicht ausreichend geklärt, ob sich die Reduzierung des Fettgewebes auch tatsächlich positiv auf die Cellulite auswirkt und wie lange ein hautglättender Effekt erhalten bleibt.

Fazit: Auch wenn, je nach Verfahren, leichte Verbesserungen der Cellulite möglich sind, gibt es bislang keine Behandlung, die einen Erfolg garantieren könnte geschweige denn die Dellen komplett und auf Dauer zum Verschwinden bringen könnte. Frauen sollten daher bei vermeintlichen Wundermitteln grundsätzlich skeptisch sein und sich nicht von "Vorher-Nachher"-Bildern blenden lassen.

Sinnvoller ist es, einen Facharzt für Dermatologie oder ästhetische Medizin um ein ehrliches Gespräch zu bitten und sich beraten zu lassen, welche Verbesserungen realistisch sind und was sonst noch helfen kann, die Hautstruktur zu verbessern.

Verwendete Quellen
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