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Gefälschte Uhren erkennen - Tipps


Ein Millimeter ist entscheidend
Gefälschte Uhren erkennen

Uwe Kauss

12.01.2017Lesedauer: 5 Min.
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Goldene Uhren wie diese Rolex Oyster Day Date 40 werden in China oder der Türkei aus Messing gefertigt und zu geringen Kosten vergoldet. Die Gewinnspanne der Fälschung steigt so enorm. Entlarven lässt sie sich aber nur, wenn man ins Gehäuse kratzt.Vergrößern des Bildes
Goldene Uhren wie diese Rolex Oyster Day Date 40 werden in China oder der Türkei aus Messing gefertigt und zu geringen Kosten vergoldet. Die Gewinnspanne der Fälschung steigt so enorm. Entlarven lässt sie sich aber nur, wenn man ins Gehäuse kratzt. (Quelle: Rolex/Alain Costa)

Der Mann trägt Uhr: Luxusmodelle etwa von Rolex, Breitling oder IWC sind weltweit begehrt. Doch wer nicht über das nötige Budget verfügt, kauft eine, die genauso aussieht, aber in China gefertigt wird und minderwertig ist. Diese Uhren werden den Originalen immer ähnlicher. Auch für Profis wird es daher immer schwerer, die Hightech-Fakes zu erkennen. Ein Experte gibt Tipps, um einen teuren Reinfall zu vermeiden.

Die Rolex Daytona ist ein Uhrenklassiker, für Sammler eine Legende. Die 1961 zum 24-Stunden-Autorennen in den USA vorgestellte Uhr ist im Lauf der folgenden Jahre in verschiedenen Modellen und Ausführungen erschienen. Sie kosten heute zwischen 10.000 und 30.000 Euro, der Rolex Daytona Cosmograph ist nicht unter 50.000 Euro zu bekommen. Die Legende gibt’s auch in billig: Viele Onlineshops haben die begehrte Uhr für nur 400 bis 800 Euro im Programm. Allerdings haben sie nichts mit der Schweizer Uhrenmarke zu tun. Angeboten werden dort Replica oder Imitate, wie die Fakes oder Fälschungen heute meist elegant umschrieben werden.

Die Nachfrage ist offenbar riesig: Laut Zahlen des Schweizer Uhrenverbandes FHS exportierten die Hersteller des Landes pro Jahr etwa 28 Millionen Uhren. Die Zahl der Fälschungen schätzt dessen Präsident Jean-Daniel Pasche allerdings auf etwa 30 Millionen Stück pro Jahr. Auf jede echte Uhr kommt demnach mehr als eine Fälschung.

Achtung vor Fake-Shops

Wer sich online nach einer echten Uhr etwa der Marken Breitling, IWC, Patek-Philippe, Panerai, oder Rolex umsieht, stößt auf dutzende Suchmaschinentreffer, die offen zu den Fakes führen. Die Shops bieten angeblich eine Geld-zurück-Garantie, seriöse Zahlungsmodalitäten und sofortige Antwort auf Fragen. Nur eines bieten sie nicht: Eine Adresse. Wenn überhaupt, liegt sie meist in der chinesischen Freihandelszone Shenzen oder auf den Cayman Islands. Wer viel Geld dort hin überweist, muss noch mehr Vertrauen entwickeln, die Ware zu bekommen. Denn oft genug sind die Shops ebenfalls Fakes. Das Geld ist dann: weg.

Uhren bei Amazon und Ebay

Andererseits ist das Risiko beim Onlinekauf einer angeblich echten Uhr mit Zertifikat etwa bei Amazon oder Ebay ebenfalls sehr hoch. Denn diese Uhren sind – anders als noch vor einigen Jahren – auf den gezeigten Fotos nicht mehr als Fälschung zu erkennen. Ob diese Bilder tatsächlich von der später verschickten Uhr stammen, bleibt unklar. Fotos von Originalen finden sich schließlich schnell im Netz. "Viele Fakes nennen wir 'Hightech-Blender', weil sie auch für Experten nur schwer zu identifizieren sind. Das Gewicht stimmt, die haben zudem Originalboxen, gut kopierte Zertifikate und schlüssig aussehende Seriennummern", warnt der renommierte Sammler und Uhrenhändler Frank Miquel (www.uhren-miquel.de). Daher hält er die meisten Tipps zum Erkennen von Uhrenfälschungen, die im Netz kursieren, für zu oberflächlich und daher nicht zutreffend.

"In China werden heute Uhren auf sehr hohem handwerklichen Niveau imitiert. Da ist höchstens ein Zeiger ein Millimeter zu kurz, mal ist die Ziffer der Datumsanzeige ein bisschen größer, das ist alles", erzählt er. Seine Erfahrung: "Die Fälschung lässt sich meist recht gut erkennen, wenn man das Gehäuse öffnet. Ich kann sehen, welches Werk eingebaut ist, wie es verarbeitet und verschraubt ist. Das kann der Kunde im Laden aber nicht, und online ist es unmöglich, eine Uhr seriös zu beurteilen."

Kontakt und Preis verraten Fake-Anbieter

Auch wenn es viele Männer nicht gern hören: Das erste Fälschungsmerkmal ist für Uhrenprofi Miquel der Preis. "Zu billige Uhren sind immer verdächtig. Wenn ein Modell normalerweise 10.000 Euro kostet, sie bei Ebay aber jemand für 4000 Euro anbietet, ist das wahrscheinlich eine Fälschung – auch wenn der Verkäufer das Gegenteil behauptet. Warum will jemand 6000 Euro verschenken? Das macht doch niemand!" Solche Anbieter seien leicht zu erkennen: "Da gibt’s als Kontakt höchstens eine Mobilnummer und eine Gmail-Adresse. In diesem Fall: Sofort die Finger weg."

Nicht im Ausland kaufen

Miquel arbeitet bereits seit der Gründung seines Ladens im Jahr 1997 online. In dieser Zeit hat er viele Erfahrungen im An- und Verkauf von Luxusuhren gesammelt. Sein Tipp, um ein Original von einer Fälschung zu unterscheiden, betrifft daher nicht die Uhr, sondern den Verkäufer: "Übermittelt der Anbieter eine vollständige deutsche Adresse samt Festnetznummer, an der er erreichbar ist und nicht nur die Mailbox, kann man zu über 80 Prozent sicher sein, dass er seriös ist. Von Adressen im Ausland zu kaufen, würde ich abraten. Das geht zu oft schief."

Reine Mobilkontakte enthalten dazu das sehr hohe Risiko, fürs Geld niemals die Uhr zu sehen: "Die verwenden oft Prepaid-Handys. Ist das Geld angekommen, schmeißt der Betrüger die SIM-Karte weg. Den kriegt doch niemand."

Seriennummer überprüfen

Das Entlarven von Fälschungen – auch für die Polizei – gehört für den renommierten Uhrenhändler zum Alltag. Doch das werde für erfahrene Profis immer schwieriger. Er nennt ein Beispiel für die Cleverness der Betrüger: "Die kaufen eine Breitling-Stahluhr legal für 2000 bis 3000 Euro mit Papieren, lassen das Gehäuse billig vergolden und fertig ist die Luxusausführung der Edition, die 10.000 bis 15.000 Euro kostet. Sie besitzt ein echtes Chronozertifikat und ein echtes Band." Es gebe nur eine kleine Abweichung: "Die Seriennummer passt nicht genau – denn ein Kennbuchstabe weist auf die Stahluhr. Das passiert allerdings auch beim Original immer mal. Es dauert daher lange, bis jemand diesen Unterschied bemerkt. So lassen sich dicke Gewinne erzielen."

Auch Vintage-Uhren würden inzwischen gut gefälscht: "Oft werden Modelle nachgebaut, von denen es nur sehr kleine Serien gegeben hat. Ist ein begehrtes Modell nur in 1500 Exemplaren erschienen, ist der Vergleich mit dem Original heute echt schwierig. Da fallen Fehler im Detail nur auf, wenn jemand das Original sehr gut kennt."

Problematik bei der Untersuchung des Materials

Zudem seien viele Fälschungen nur zu erkennen, wenn man die Uhr beschädigt: "Ein Saphirglas unterscheide ich vom Kristallglas sofort, wenn ich einen kleinen Kratzer hinein mache. Das will allerdings kein Kunde." Gefälschte Golduhren erkenne man ebenfalls mit einem Kratzer: "Da kommt drunter das Messing zum Vorschein. Aber das geht ja nicht."

Daher ist er sicher, dass sich auch viele Fachleute heute täuschen lassen. Er ist sicher: "Acht von zehn Juwelieren in Deutschland werden eine gut gemachte Fälschung nicht erkennen." Daher hat er einen wirkungsvollen Tipp, um sicher eine echte Uhr zu erhalten: "Kaufen Sie nur bei einem Händler mit hervorragendem Renommee, der bereits seit vielen Jahren sein Geschäft betreibt und der viele Stammkunden hat. In einigen Sammlerforen im Netz kann man diese Kunden direkt zu ihren Erfahrungen befragen. Empfehlen sie den Laden, hat man eine seriöse und sichere Adresse für den Kauf."

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