Deutsche Flughäfen testen Vorab-Buchung für den Sicherheitscheck

Lange Schlangen vor der Sicherheitskontrolle gehören an vielen deutschen Flughäfen zum Alltag. Eine simple Idee könnte das Problem jetzt lösen.

Not macht erfinderisch – und hinterher fragen alle, warum niemand schon früher darauf gekommen ist. Im vergangenen Jahr mussten die Warteschlangen erst bis auf die Straße reichen, bevor manche Flughäfen es wie die Museen machten: Die bieten bei Blockbuster-Ausstellungen oft das Buchen von Zeitfenstern an, damit sich die Besucher nicht gegenseitig auf die Füße treten.

Zeitfenster gegen das lange Warten

Warum also nicht auch Reisenden die Möglichkeit bieten, einen bestimmten Zeitraum zu reservieren, damit sie mit ihrem Handgepäck vor der Sicherheitsschleuse keine Wurzeln schlagen?

Deutsche Flughäfen waren anfangs ein wenig zögerlich. Und das, obwohl es für Passagiere der besseren Klassen, mit Status oder gegen Gebühren schon lange sogenannte Fast Lanes gibt, also Überholspuren, die das lästige Warten verkürzen.

Ende August 2022 war Berlins Flughafen BER der erste in der Bundesrepublik, der testweise allen Reisenden die Onlinebuchung von Zeitfenstern ermöglichte. Inzwischen ist das System in Terminal 1 etabliert und läuft so erfolgreich unter dem Namen "Berlin Runway", dass seit Anfang März die Zahl der täglichen Zeitslots von 4.000 auf 6.000 erhöht wurde.

Gebucht werden können zehnminütige Zeitfenster frühestens 72 Stunden und spätestens eine Stunde vor Abflug für Schengen-Flüge bzw. 1,5 Stunden für Nicht-Schengen-Flüge. Per E-Mail erhält der Fluggast den QR-Code sowie die Info, zu welchem Zugang er sich mit der Bordkarte begeben muss. In der Regel verkürzt sich durch diesen kostenlosen Service die Wartezeit auf fünf bis zehn Minuten.

Schneller durch den Kontrollcheck

Grundsätzlich steckt hinter den Buchungsverfahren an den Flughäfen mit der US-Firma Clear immer derselbe Dienstleister. Seit Dezember können auch Reisende vom Flughafen Köln/Bonn kostenfrei Zeitslots buchen. Der Ablauf ist ähnlich wie bei den anderen Airports. Der Service heißt "CGNGateWay".

Wer ihn nutzt, steuert beim Einchecken die zentrale Sicherheitskontrolle zum vorgebuchten Termin an – plus/minus zehn Minuten – und wird dann an einem getrennten Zugang auf die entsprechende Kontrollspur gelotst.

Unter dem Namen "FRA Smart Way" testet der Frankfurter Flughafen ebenfalls die Zeitfenstermethode. Die Probephase reiht sich in ein millionenschweres Paket von Maßnahmen des Flughafens ein, um die Abläufe trotz Personalmangel reibungslos zu organisieren. Möglich sind zurzeit die Buchungen von Überholspuren in Terminal 1 und 2.

Methode an Flughäfen bereits getestet

Die Flughäfen Düsseldorf und Hannover haben es noch vor Ostern geschafft, das Buchungssystem des US-Dienstleisters Clear in ihre Portale zu integrieren. Unter "DUSgateway" können Passagiere für die Kontrollstelle des Gates B in Düsseldorf Zeitfenster buchen. Das ist ab 72 Stunden vor Abflug für maximal fünf Personen pro Buchung möglich.

In Hannover können Fluggäste für Terminal A das System "HAJway" auf der Website aufrufen und mit Bordkarte und Flugnummer einen Termin für den Sicherheitscheck reservieren. Wie überall ist dieser Service kostenlos. Zunächst im Testbetrieb ist das System nur für Lufthansa-Flüge möglich.

Nachdem die Hannoveraner ebenfalls mit dem gleichen Dienstleister wie die Mitbewerber arbeiten, funktioniert der Service fast gleich. Bis zu einer Stunde vor Abflug werden Time Slots vergeben. Vorgebucht werden kann bis zu zwei Tage vorher.

Wie sieht es im Ausland aus`?

Was das Ausland betrifft, so können Passagiere innerhalb der Schengenregion am Amsterdamer Großflughafen Schiphol seit 4. April ebenfalls gratis Zeitslots buchen. Die Konditionen ähneln denen der deutschen Flughäfen. Die Reservierung kann frühestens drei Tage vor der Abreise gemacht werden. Die Zeitfenster gelten jeweils für 15 Minuten, wer die Frist versäumt, verliert seinen Termin.

Und München? Getestet hat auch Bayerns Drehkreuz bis Mitte Februar in Terminal 1 die Zeitslot-Methode. Derzeit werden die Daten ausgewertet. Die Chancen, dass die "Express Queue" eingeführt wird, sind vielversprechend.