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Unfall durch Steinschlag: Wird es immer gefährlicher in den Bergen?


Verunglückte Sportlerin
Gefahr in den Bergen: So entstehen Steinschläge

Von t-online, hja

30.07.2025 - 16:16 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Rettungshubschrauber in den Alpen: Bergunfälle sind keine Seltenheit (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Ein Rettungshubschrauber in den Alpen: Bergunfälle sind keine Seltenheit (Symbolbild). (Quelle: Jan Eifert via www.imago-images.de/imago-images-bilder)
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Laura Dahlmeier verunglückt durch einen Steinschlag in Pakistan, in den Dolomiten donnern tonnenschwere Felsen den Berg hinab: Steigt das Risiko für Bergunfälle?

Der Bergunfall der ehemaligen Biathletin Laura Dahlmeier hielt die letzten Tage viele in Atem. Die zweifache Olympiasiegerin wurde am vergangenen Montag beim Bergsteigen am Laila Peak im Karakorum-Gebirge in Pakistan von einem Steinschlag erfasst und tödlich verletzt, wie ihr Management mitteilte.

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Am selben Tag kam es in den Dolomiten in Südtirol zu einem massiven Felssturz, der die Evakuierung von rund 100 Bergsteigern nach sich zog. Schon vor gut einem Monat löste sich am Monte Marcora in den Dolomiten eine große Menge Geröll und hüllte das italienische Dorf San Vito di Cadore in eine Staubwolke. Seit einiger Zeit häufen sich die Ereignisse um Fels- und Bergstürze – auch in den Alpen, wie der Münchner Professor für Hangbewegungen, Michael Krautblatter, schon im Mai anlässlich des gravierenden Bergsturzes in der Schweiz dem WDR berichtete. Werden die Berge zunehmend gefährlich? Was bedeutet das für Bergsteiger und -wanderer?

Wie entstehen Steinschläge?

Laut Experten gehören derartige Gesteinsbewegungen zu den normalen Oberflächenprozessen in den Bergen. Dabei gibt es unterschiedliche Größendimensionen. So spricht man nach Angaben des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) von einem Steinschlag, wenn einzelne Steine mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern in Bewegung geraten. Größere Massen von Gestein mit einem Gesamtvolumen von mindestens 100 Kubikmetern bezeichnet man als Felssturz. Erst ab einer Million Kubikmeter Gestein spricht man von einem Bergsturz.

Die Ursachen für solche Abbrüche können unterschiedlich sein, denn die Stabilität des Gesteins wird durch eine Vielzahl natürlicher Prozesse beeinflusst – von Wetterextremen über geologische Gegebenheiten bis hin zu menschlichem Einfluss. Schon ein einzelner Tritt oder ein Tier, das ein Geröllfeld durchquert, kann kleinere Steine ins Rutschen bringen. Auch Pflanzen tragen zur Destabilisierung bei: Ihre Wurzeln sprengen Felsspalten auf, und bei starkem Wind wirken Bäume wie Hebel, die Gesteine lösen können.

Viel gravierender sind jedoch die Einflüsse durch Wasser. Wenn Niederschläge stark ausfallen oder die Schneeschmelze einsetzt, dringt Wasser in die Felsen ein. Gefriert es in den Spalten, dehnt es sich aus und sprengt Gestein ab – ein Prozess, der sich ständig wiederholt. Auch ein hoher Wasserdruck innerhalb des Gesteins kann zu plötzlichen Brüchen führen, ebenso wie Erdbeben oder starke Gewitter.

Warum werden Steinschläge und Felsstürze immer häufiger?

Experten wie Tobias Hipp, der für Klimafragen beim Deutschen Alpenverein zuständig ist, sehen die Ursache für die wachsenden Gefahren durch Steinschläge und Felsstürze eindeutig im "menschengemachten Klimawandel", das teilte er im Mai der Deutschen Presse-Agentur mit. "Die Alpen sind durch die Erwärmung im Ungleichgewicht und werden instabil. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Ereignisse weiter zunehmen."

Problematisch ist insbesondere, wenn der sogenannte Permafrost auftaut. Dabei handelt es sich um dauerhaft gefrorenes Eis im Gestein im Hochgebirge, das Felsmassen wie eine Art Dichtungsmittel zusammenhält. Steigen die Temperaturen, taut diese Dichtung auf. Dadurch gelangt nicht nur mehr Wasser in das Innere des Berges, das wie ein Schmiermittel wirkt und Bewegungen fördert – auch die mechanische Bindung zwischen den Gesteinsschichten geht verloren und ganze Felswände werden instabil.

Hinzu kommt, dass die Erwärmung der Alpen die Gletscherschmelze begünstigt. Gletscher fungieren als Stützen für die Talflanken. Da immer mehr Gletscher verschwinden, verlieren die Berghänge ihre Stabilität. Dies betrifft zunehmend auch Gletscher in Höhenlagen über 3.000 Metern – "das ist sehr beunruhigend", sagte Bergführer Peter Schwitter in einem Interview des WDR.

Was bedeutet das für Wanderer und Bergsteiger?

Während sich die Vorkommen von Fels- und Bergschlägen zwar zunehmend häufen, müssen Wanderer, die nicht im Hochgebirge, also unter 2.000 Höhenmetern, unterwegs sind, keine größeren Bedenken haben, erklärt Hipp der Deutschen Presse-Agentur. Laut dem SLF sei es statistisch gesehen außerdem deutlich wahrscheinlicher, beim Wandern oder Bergsteigen abzustürzen oder anderweitig zu Schaden zu kommen, als von einem Steinschlag getroffen zu werden.

Bergsteiger in alpiner Höhe müssen sich jedoch auf eine steigende Gefahr durch Steinschläge einstellen, warnen Experten. Zusätzlich seien viele Klubhütten für Bergsteiger zunehmend durch instabilen Untergrund und die Verschiebung der Felsklippen gefährdet, berichtet der Geologe Flavio Anselmetti dem WDR.

Gibt es verlässliche Vorhersagen?

Um sich zu schützen, sollten Wanderer und Bergsteiger sich gut auf ihre Touren vorbereiten und vor allem Wettervorhersagen beachten. Wichtig ist auch, die Umgebung im Blick zu behalten: Wenn sich etwa Tiere auf einer höheren Ebene aufhalten, könnten sie Geröll anstoßen.

Für die Schweizer Alpen gibt es zudem die Möglichkeit, mithilfe von Satellitenaufnahmen die Gebirgsbewegungen zu beobachten, um beginnende Fels- oder Bergschläge frühzeitig zu erkennen. Die Methode hat jedoch blinde Flecken, so das SLF. Während es für Fels- und Bergschläge außerdem bestimmte Frühwarnzeichen, wie etwa Bodenrisse, gibt, seien Steinschläge nahezu unmöglich vorherzusagen.

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